Krümel's grosse Reise

Nyepi oder balinesisches Neujahr

Nyepi oder warum wir einen Tag länger in Ubud bleiben

Es ist Donnerstag der 7. März. Hört ihr wie ruhig es ist? Man hört nichts, außer einen krähenden Hahn, hin und wieder bellende Hunde und das Zwitschern der Vögel.  Keine knatternden Roller, keine Huperei, einfach nichts. Es ist vollkommen ruhig auf den Straßen. Heute ist der Tag der Stille, balinesisches Neujahr, Nyepi genannt. Es ist der höchste Feiertag für die Balinesen, nach ihrem traditionellen balinesischen Mondzeit-Kalender beginnt heute ein neues Jahr, das Jahr 1940. Nyepi wird am Tag nach Neumond gefeiert während der Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling.  Der Tag dient der Ruhe, der Meditation und des Fastens. Das Leben steht still, die Arbeit wird niedergelegt, alle Geschäfte sind geschlossen, Geldautomaten werden abgestellt, das Internet auch. Keiner darf das Haus verlassen (ausgenommen in Notfällen natürlich). Und das wird von einer eigens dafür bestimmten Patroullie überwacht. Früher wurde auch der Strom abgestellt, alles wurde verdunkelt, es sollte kein Licht nach draußen dringen. Wenn gekocht wurde, dann mit anderen Heizquellen.  Das alles dient dazu, dass die bösen Geister/Dämonen an der Insel vorüberfliegen,weil alles dunkel ist und es dort vermeintlich kein Leben gibt. Die Balinesen wollen frei und unbelastet ins neue Jahr gehen. Das Gebot der Stille gilt 24 Stunden lang, von Mitternacht bis Mitternacht. Am Vorabend des Nyepi Tages gibt es eine große Prozession.

Völlige Stille am Tag der Stille

Ogah-ogah Prozessionen

In den letzten Tagen konnten wir hier und dort schon einen Blick auf die großen, teilweise furchteinflößenden Figuren für den Festumzug bekommen. Sie werden komplett aus Papier und Bambus hergestellt. Es sind Geister und Dämonen, die Gestalt angenommen haben und durch die Straßen getragen und hinterher verbrannt werden sollen. Es sind bis zu 30 Männer nötig die schweren Figuren auf Bambusgestellen zu tragen. Die Frauen sind für die Opfergaben zuständig, die an diesem Tag noch viel opulenter ausfallen als sonst. Das bedeutet also auch ein Festtag für Affen und Hunde, die sich generell gerne über Kekse, Reis, Eier und was es sonst noch in den Körbchen gibt, hermachen.
Es liegt schon den ganzen Morgen ein geschäftiges Treiben in der Luft. Überall werden Räucherstäbchen angezündet, Tempel festlich geschmückt und Frauen balancieren Schüsseln bis zum Rand mit Obst gefüllt auf ihren Köpfen zu einer zentralen Sammelstelle. Hier und dort gibt es schon Versammlungen, Ansprachen und Musik. Alle sind festlich gekleidet, in herrlich bunten Gewändern und Tüchern. In den Supermärkten ist jetzt die Hölle los, vergleichbar mit dem Weltuntergangs-Riesen-Einkäufen vor deutschen Feiertagen.  In vielen Schaufenstern weisen Schilder auf besonders frühe Schließungszeiten am heutigen Tag hin.
Am Nachmittag gehen die ersten Prozessionem los und pünktlich dazu beginnt ein strömender Regen, der über Stunden nicht aufhören mag. Das ist so schade. Wir wollten uns diese einmalige Chance eigentlich nicht entgehen lassen. Als der Regen nachlässt, ziehen wir los. Mittlerweile ist es dunkel geworden, es sind nur wenige Straßenlaternen an. Wir laufen einfach den anderen Leuten hinterher und werden bald von einer auf der Straße stehenden Menschentraube gestoppt. Irgendwas geht weiter vorne vor sich. Teilweise sieht man sich bewegende Puppen über die Köpfe der vor uns stehenden Leute hinweg. Es wird Musik gespielt, der Takt wird immer schneller, Trommelwirbel bauen Spannung auf. Dazu wird etwas gerufen. Die Figuren scheinen aufeinander zu und umeinander herum zu tanzen. Dann öffnet sich die Menschenmenge und unter Jubelrufen werden die Gestalten durch den nun entstandenen Gang getragen. Dann wiederholt sich das Ganze mit anderen Figuren. Es gibt Kinder, die Fackeln tragen. Manchmal werden einige Feuerwerkskörper in die Luft geschossen. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die ich nicht beschreiben kann. Es ist für uns sehr beeindruckend, wenn auch schade, dass wir nichts verstehen können. Da der Krümel aufgrund seiner Größe noch schlechter sehen kann als wir und er auch müde ist, gehen wir bald zurück.

Und was machen wir am Tag der Stille?

Wir sind in unserem Homestay sozusagen gestrandet. Der Krümelpapa spricht auch von Ausgangssperre.

Ursprünglich war unser Plan am heutigen Tag die Unterkunft zu wechseln, um die restlichen Tage auf Bali am Strand zu verbringen. Da war uns aber noch nicht klar, welche Ausmaße dieser Feiertag mit sich bringt. Zu unserem Ärger hatte uns auch keiner der Unterkunfte im Vorhinein darauf hingewiesen. Es fährt kein einziges Auto. Sogar der Flugverkehr steht an diesem Tag komplett still. Kurzerhand haben wir im Savira Homestay also eine Nacht verlängert und in Sanur eine Nacht storniert.
Auch für uns Touristen gilt das Ausgehverbot. Innerhalb des Grundstücks dürfen wir uns aber ganz normal bewegen und sogar den Pool benutzen. Der Krümel spielt den ganzen Tag mit seinem neuen Spielgefährten Ruby. Wir sitzen auf dem Balkon lesen Zeitung und Bücher, spielen etwas und starren in den Regen. Es regnet den ganzen Tag durch. Irgendwann gehen wir trotzdem in den Pool. Ich nutze die Zeit, um Fotos zu sortieren und zum bloggen. Besser gesagt, ich schreibe die Texte vor, denn Internet gibt es heute, wie gesagt, nicht. So ein Tag ohne Medienkonsum würde uns Europäern sicherlich auch mal gut tun. Gar nicht vor die Tür gehen zu dürfen, ist  weniger schön. Irgendwann warten wir einfach nur noch darauf, dass der Tag endlich  zu Ende geht.

Krümel

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