Krümel's grosse Reise

Hoi An – die Lampionstadt

Umzug und neue Unterkunft


Am nächsten Morgen werden wir pünktlich von einem Fahrer, den unser nächstes Hotel geschickt hat, abgeholt. Wir fahren in das ca. 30km entfernte Hoi An. Nachdem wir das Zentrum verlassen haben, fahren wir lange Zeit eine Straße entlang an der rechts und links Hotelkomplexe stehen oder gerade hochgezogen werden. Einige große Anlagen haben ihre Auffahrten weihnachtlich dekoriert – bisher die einzigen Hinweise auf das bevorstehende Fest, das von den Buddhisten ja eigentlich nicht gefeiert wird. Dann wird es ländlicher. Eine kleine enge Straße direkt am Fluss entlang und schon sind wir am Serene River Villa angekommen. Kaum steht das Auto, reißt Tony, unser Gastgeber, die Tür auf und begrüßt uns beim Namen. Der herzliche Empfang geht mit frisch gepresstem Passionsfruchtsaft und einer ausführlichen Einführung in die Stadt und ihre Ausflugsmöglichkeiten weiter, das alles in einem gut verständlichen Englisch. Das kleine familiengeführte Hotel hat gerade mal 10 Zimmer, die allesamt modern, hell und freundlich eingerichtet sind. Draußen gibt es einen kleinen Pool. Das Areal ist von Grünpflanzen umgeben. Eine Bootsanlegestelle ist auch direkt vor der Tür. Es gibt Kanus zur freien Verfügung. Wir fühlen uns direkt pudelwohl. Und ich bin mir sicher, wir haben wieder ein Stück vom Paradies gefunden. Wir freuen uns sehr auf die nächsten fünf Tage hier.

Als wir uns vom Planschen und Toben im Pool auf den Liegen erholen, lernen wir Tao, Tonys Schwester, kennen. Sie ist sehr gesprächig. Wir fragen sie, warum sie und ihr Bruder so ein gutes Englisch sprechen, ihre Landsleute in Da Nang aber kaum. Tao erklärt, dass Da Nang erst seit drei, vier Jahren dem Tourismus „verfallen“ ist und die Kinder dort zwar Englisch in der Schule lernen, genau wie überall im Land, sie aber zum einen sehr schüchtern sind und zum anderen kaum Gelegenheiten haben Englisch im Alltag zu sprechen. In Hoi An und anderen Touristenstädten hätten die Leute hingegen täglich die Möglichkeit zu üben. Englisch falle ihr relativ leicht, verrät sie lächelnd, mit Deutsch sei es schon schwieriger aufgrund der Unterscheidung zwischen den drei Artikeln. In den nächsten Tagen werden wir uns noch oft mit dieser netten Frau unterhalten und uns über unsere Kulturen austauschen.

Auf dem Drahtesel nach Hoi An

Vom Hotel werden ebenfalls kostenlos Fahrräder zur Verfügung gestellt. Die wollen wir sogleich einmal ausprobieren. Es gibt sogar eins mit Kindersitz hinten drauf. Das Zentrum von Hoi An ist ca. 4 km entfernt. Wir fahren an Feldern, u.a. Reisfeldern vorbei und kommen dann auf die Hauptstraße, es ist früher Nachmittag und der Verkehr ist sehr entspannt. Es macht Spaß selber mobil sein zu können.

Unsere Leihräder

Hoi An kann man sich als ein buntes Gewusel aus engen Gassen mit hübschen Häusern, vollgestopft mit Touristen (Gruppen), haufenweisen Geschäften und zahlreichen Straßenhändlern vorstellen. Rikschafahrer manövrieren gekonnt ihre touristischen Fahrgäste durch die Menge. Auf dem Fluss verkehren bunte Holzboote, die, wie auch der Rest der Stadt, über und über mit Lampions in allen möglichen Farben geschmückt sind. Wir lassen uns von der Menge treiben, versuchen die vielen neuen Eindrücke aufzunehmen, den Krümel dabei immer fest an der Hand. Hoi An ist eine wunderschöne Stadt, vielleicht die schönste in Vietnam. Glücklicherweise ist sie im Vietnam Krieg verschont geblieben. In den anderen Städten Vietnams stehen  nicht so schön anzusehene Häuser, sie sind allesamt sehr hoch und schmal gebaut,  weil das steuerlich begünstigt wird. Der Hunger treibt uns zunächst zu einem Pancakestand. Der Krümel möchte gerne eine Art Crepe gefüllt mit Banane und verziert mit Schokosoße essen. Wir Erwachsenen probieren später lieber ein Banh Mhi – hierbei handelt es sich um ein kleines Baguette, das wahlweise mit Huhn oder Schwein, eingelegtem Gemüse und einer Menge Grünzeug gefüllt ist und als Topping eine Chilisauce bekommt. Jam, jam, sehr lecker. Wir holen uns gleich noch eins, denn wir haben wirklich Hunger.

Zurück in der Rush-hour

Dann sind wir bemüht uns schnell auf den Heimweg zu machen, denn es wird bald dunkel werden und die Leihräder haben kein Licht. Wir kommen direkt in die Rush hour, die Kinder werden von Schulen und Kindergärten abgeholt, überall wimmelt es nur so von Rollern. Von links, von rechts, von vorne und von hinten kommen sie auf einen zu, Autos schneiden Kurven, dann bleibt unmittelbar vor uns ein Auto am Straßenrand stehen, hinter uns hupt ein Bus, wahrscheinlich um zu signalisieren, dass er die Vorfahrt haben will. Ein wildes Gehupe vermischt sich mit Motorengeräuschen. Man hat den Eindruck, dass hier jeder fährt, wie es ihm gerade beliebt. Wir müssen höllisch aufpassen. Mir schwirrt der Kopf, zum Glück hat wenigstens der Krümel einen Fahrradhelm. Gedanklich sehe ich uns schon im nächsten Krankenhaus (Krümels Großeltern steinigen uns wahrscheinlich gerade gedanklich für das, was sie hier lesen). Als wir im Hotel ankommen, denke ich nur: wir leben noch, was ein Wunder. Schnell steht fest: spätnachmittags nie wieder, über die Felder zum Spa oder zum Strand jedoch gerne immer wieder. Und was sagt der Krümel dazu? Er ist herrlich entspannt, völlig unbeeindruckt, ja, es ist ein bisschen hektisch und die Autos hupen viel, aber ihm gefällt es durch den dichten Verkehr gefahren zu werden. Das ist die Unbekümmertheit der Kinder, wunderbar.

Abends laufen wir zu einem nur 600 m entfernten Restaurant, es heißt Son Hoi An und wirbt mit Slow food for slow life. Und wieder werden wir an die Langsamkeit erinnert. Um den etwas müden Krümel zu motivieren, verkaufen wir ihm das ganze als Nachtwanderung (immerhin ist es schon dunkel) und er darf seine neue Kopflampe ausprobieren und unser Wegweiser sein. Dort angekommen freut er sich über Pommes zum Essen und beweist, dass man auch diese mit Stäbchen essen kann.

Regen in der Regenzeit

Am nächsten Morgen regnet es. Heute wird es zum Glück nicht von langer Dauer sein, die nächsten Tage regnet es ich jedoch so richtig ein. Das ist aber nicht ungewöhnlich, wir sind mitten in der Regenzeit hier.

Willma Reisen sieht Regen

Zum Frühstück bekommen wir Erwachsene wunderbar fluffige Pancakes serviert, der Krümel hat sich für Cornflakes entschieden. Dazu gibt es einen bunten Fruchtteller mit Passions-und Drachenfrucht, Ananas, Melone und Banane. Köstlich!

Auf dem Postamt

Wir entscheiden uns für einen weiteren Tag in der Stadt, fahren diesmal aber mit dem Taxi. Wir schlendern durch die Gassen, haben das Ziel in eine der vielen Schneidereien zu gehen, ich probiere hier und dort etwas an.

Der Krümel hat Hunger und kaum hat er das geäußert, steigt uns der Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase und wir stehen kurze Zeit später tatsächlich vor einer Bäckerei. Die erste, die wir hier sehen. Wir erstehen ein Baguette. Weiter geht es zur Post. Ein altes Gebäude und von innen sehr oldschool, mit richtigen Schaltern, Schreibpulten und zwei Telefonzellen.

Hier gibt der Krümel seine erste Postkarte auf und klebt die Briefmarken selber drauf.

Shopping auf dem Markt

Wir schlendern einige Stunden durch die Stadt, die immer noch genauso voll, wuselig, bunt, aufregend und aber auch einfach laut und anstrengend ist. Unseren Hunger stillen wir heute im Foodcourt vom Hauptmarkt. Als der Krümel zur Toilette muss, beginnt für mich ein munteres Durchfragen bei den Marktleuten. Wir werden von links nach rechts geschickt. Irgendwann ist es mir genug und ich frage einfach einen Cafebetreiber, der vor seinem Laden sitzt. Natürlich dürfen wir seine Toilette benutzen. Er weist uns den Weg. Wir laufen mitten durch sein schlichtes Wohnzimmer, in einem Nachbarraum sehe ich eine alte Dame auf einer Matratze auf dem Boden schlafen. Dann stehen wir in einer Art Hinterhof. Hier gibt es zwei Toiletten, eine hinter einem Duschvorhang, die andere hinter einer Tür. Der Krümel entscheidet sich für die letztere.

Stephan ersteht auf dem Markt einen für hier typischen Kaffeefilter aus Edelstahl. Darin wird sein Frühstückskaffee morgens im Hotel auch immer gemacht und er schmeckt auf diese Weise gebrüht vorzüglich.

Irgendwann machen wir uns völlig erschöpft und langsam auch etwas genervt davon, dass wir ständig von den Händlern angesprochen werden, auf den Heimweg. Dazu kommt die extreme Aufmerksamkeit, die von uns gefordert ist, wenn wir Straßen entlanglaufen oder überqueren wollen. Und diese elendige Huperei. Die Busse sind am schlimmsten, sie haben die schrillsten Hupen, bei denen wir jedesmal zusammenzucken. Und was sagt der Krümel, der Spaß daran gefunden hat die einzelnen Huptöne nachzuahmen? Hup, hup, hup, Platz da, jetzt komme ich!  Oder: Ja, ja, hup du nur, wir wissen, dass du da bist. Ja, das ist wohl der Grund Nummer 1 zu hupen, der zweite ist einfach der Test, ob die Hupe noch funktioniert und der dritte, um jemanden zu begrüßen oder aber auch gerne genutzt von Taxifahrern um Fahrgäste anzuheuern.

Eine Woche fern der Heimat

Die Nacht war sehr stürmisch und regnerisch. Es hat sich deutlich abgekühlt. Der Regen wird tagsüber noch stärker und hält an.

Wahnsinn, wir sind jetzt schon eine Woche von zuhause weg und haben schon so unglaublich viel erlebt, ohne das Gefühl von Stress gehabt zu haben, wie es sonst z.B. bei Städtetrips der Fall ist. Das liegt daran, dass wir hier eine völlig neue Kultur kennenlernen und im Prinzip fast alles anders und damit spannend ist.

Heute essen wir Müsli zum Frühstück, weil wir am Vormittag an einem Kochkurs oder cooking class, wie man so schön sagt, teilnehmen werden. Tony beeindruckt uns nun täglich mit neuen deutschen Sätzen, die er gelernt hat. Und so taut auch der Krümel langsam auf und beginnt mit ihm zu sprechen. Er erzählt ihm sogar von seinen Kindergartenfreunden.

Wir haben es übrigens mittlerweile aufgegeben weitere vietnamesische Wörter zu lernen, es muss bei xin cao (Hallo oder Guten Tag) bleiben. Die Aussprache ist aufgrund der sechstonalen Sprache ein Buch mit sieben Siegeln für uns. Es gibt Wörter, die haben bis zu sechs verschiedene Bedeutungen, je nachdem, wie man sie betont.

Vietnamnese cooking class

Um 10 Uhr werden wir von Nien, Chef der Kochschule im Vegetable Village Tra Que und unserem heutigen Teacher und Chefkoch Tony (das scheint hier ein sehr beliebter Spitzname zu sein) abgeholt. Sofort werden wir mit den typisch vietnamesischen kegelförmigen Hüten ausgestattet. Zunächst fahren wir zum Local Market, und das ist der wahre Markt hier. Tony erklärt, dass vor allem die Frauen hier gerne frühmorgens einkaufen, weil dann alles noch frisch ist, währenddessen warten die Männer lieber ein paar Häuser weiter im Cafe und trinken Kaffee. Hier gibt es nur Lebensmittel, frisch und gesund. Er führt uns durch das bunte Treiben, erklärt uns die einzelnen Zutaten für die Mahlzeiten, die wir später kochen wollen. Am Obststand dürfen wir uns Früchte aussuchen, die wir gerne probieren wollen. Der Krümel entscheidet sich für einen roten Apfel 🙂

Dann fahren wir zur Farm, hier findet unser Kochkurs statt. Leider regnet es immer noch in Strömen, sodass wir, wie eigentlich vorgesehen; keinen Spaziergang durch die umliegenden Felder machen können. Nach einem ausgesprochen leckeren Willkommensdrink bekommen wir eine kleine Fußmassage. Sehr angenehm. So relaxt starten wir dann in den Kochkurs.  Es ist schon alles vorbereitet. Wir sind zu dritt, das haben sie extra so arrangiert, damit der Krümel besser mit eingebunden werden kann. Und das wird er dann auch wirklich toll. Neben uns kocht noch eine Vierergruppe.

Wir verbringen hier wunderbare Stunden, haben eine Menge Spaß und lernen enorm viel, nicht nur übers Kochen. Der Kurs ist ein wahrer Volltreffer und hundertprozentig zu empfehlen. Wir stellen einen Banana Flower Salad her, frische und frittierte Summerrolls, die typischen Rice pancakes und eine Erdnusssoße. Die Deko schnitzen wir auch selber.  Aus riesigen Möhrenscheiben, Tomaten und Gurken zaubern wir Schmetterlinge, Blumen und Schwäne. Und dann kommt Krümels persönliches Highlight. Wir üben durch Hochwerfen die Pancakes in der Pfanne zu werfen und das endet dann in einem Pancake Weitwurf.  Ja, ich weiß,  man spielt nicht mit Essen!  Trotzdem war es lustig. Zum Abschluss -wir sind schon ganz schön vollgefuttert – gibt es noch einen fruchtigen Nachtisch. 

Der Kochkurs hat pro Erwachsenen um die 20 Euro gekostet, Kinder bis 6 Jahre sind frei. Da wir die Farm aufgrund des Wetters nicht besichtigen konnten, haben wir einen kleinen Preisnachlass bekommen. Man kann die Farm übrigens auch unabhängig vom Kochkurs besuchen. Es gibt eine kleine Speisekarte mit landestypischen Gerichten hergestellt aus den farmeigenen, frischen und gesunden Produkten.

Auf der Rückfahrt erzählt Nien uns, dass er schon einmal in Europa und auch in Deutschland gewesen sei. Leider sei es im Herbst gewesen und es habe nur geregnet. Am beeindruckendsten fand er die Autobahnen. Außerdem kann er sich an eine riesige Haxe erinnern, die er nicht habe aufessen können und an Bier und Würstchen. Bochum kennt er nicht, dafür aber Dortmund, natürlich wegen deren Fußballmannschaft.

Leider regnet es die nächsten Tage weiter. Um keinen Mau Mau-Koller zubekommen, werden wir versuchen in den immer wieder kehrenden Trockenperioden die Gegend weiter mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir wollen gerne noch die Strände An Bang und Cua Dai (hier wurde von den Taifunen viel Strand weggeschmemmt und es sollen überall riesige Sandsäcke liegen) sehen, auch wenn jetzt natürlich kein Badewetter mehr und das Meer sehr aufgewühlt ist.  Die Tra Que Farm wollen wir im Trockenen besichtigen. Eine Massage im Ma Spa werden wir uns sicherlich auch noch gönnen. Und dann schauen wir uns die Lampionstadt natürlich auch noch bei Dunkelheit an, wenn alles beleuchtet ist. Der Night Market soll auch ganz schön sein. 


Krümel

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