Wildcamping in der freien Natur
[ Der nachfolgende Artikel beruht alleine auf unserer objektiven Meinung und der unserer Gesprächspartner und hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit]
Das ist das, was viele Camper mit Neuseeland verbinden. In der freien, unberührten Natur, mitten auf der Wiese, im Feld oder am Strand, ganz alleine, abseits von Allem stehen und nachts gefühlt den ganzen Sternenhimmel für sich alleine haben. Früher und bis vor ein paar Jahren war das auch sicherlich kein Problem. In letzter Zeit wird das – wenn man sich nicht gerade im unberührten Hinterland aufhält – immer schwieriger. Es hat sich herum gesprochen, dass es hier schön ist. Alle wollen nach Neuseeland kommen, man spricht hier mittlerweile von overtourism. Und ganz besonders eine Gesellschaftsschicht hat ihren Gefallen am Ende der Welt gefunden. Immer mehr junge Leute aus aller Welt – sehr gerne auch aus Deutschland- kommen nach dem Schulabschluss oder Beendigung des Studiums für mehrere Monate oder ein ganzes Jahr her. Das tun sie bevorzugt als Paar oder mit ein bis zwei Freunden im Schlepptau. Entweder leben sie von Gelegenheitsjobs, man spricht auch von work&travel oder sponsored by Daddy. Ein Jahresvisum für Neuseeland gibt es praktischerweise (noch!) umsonst, bis auf die Bearbeitungskosten von ca. 100€ Finanzielle Mittel muss man wohl auch nicht mehr nachweisen. Sie kaufen sich für wenig Geld einen alten Kombi oder Van, die irgendwann hinten ausgebaut wurden und so über Schlafmöglichkeit- und Küchenzeile verfügen. Einen Frisch-und einen Abwassertank haben sie auch noch an Bord, genauso wie manchmal eine Außendusche und eine Campingtoilette (klein und kompakt) – letzteres zumindest so lange bis der blaue Aufkleber “self-contained” auf dem Heck und die entsprechende Plakette an der Windschutzscheibe prangern. Das scheint hier der Freifahrtschein zu sein, um die gutmütigen Kiwis, deren Gastfreundschaft und ihr Land auszunutzen. Die Plaketten besagen nämlich, dass man mit seinem Campmobil autark ist, d.h. in der Lage sich bis zu drei Tagen selbstständig mit Wasser zu versorgen und seinen Müll (körperliche Ausscheidungen und Abwasser, auch Duschwasser mit Seifenresten etc., inklusive!) mitzunehmen und die Natur eben nicht damit zu belasten. Und wenn man darüber verfügt, darf man auf kostenlosen Plätzen, also freedom, campen. Leider, leider halten sich an die oben besagten Vorgaben nicht alle Mitmenschen, vor allem nicht die der Billig-will-ich- Generation. Die Toilette, wenn sie nach der Ausgabe der neusten Plakette überhaupt noch an Bord ist, wird nicht genutzt, weil es unbequem ist und Arbeit macht. Bis dahin ist es ja okay – wie schon oft gesagt, wir im weitaus besser ausgestatteten Wohnmobil nutzen sie nur im Notfall -wenn man denn dann die am Platz vorhandenen Toiletten nutzen würde und auch schon einmal einen weiteren Weg in Kauf nimmt, statt einfach hinter den nächsten Busch oder in den See zu gehen, um sein Geschäft zu verrichten. Und auch das wäre, wenn es hin und wieder einer macht (aber bitte diskret – muss ja nicht jeder mitbekommen), nicht der Rede wert, aber es sind so viele! Das Spülwasser wird in die Botanik gekippt, die Haare mit Shampoo unterm nächsten verfügbaren Wasserkran gewaschen, Müll in die Landschaft geworfen, übriges Fett aus der Pfanne in die Wiese geschüttet ….getreu dem Motto: was der Mensch liebt, zerstört er. Warum? Warum tut ihr das? Ausnutzung eines Systems führt in den meisten Fällen zur Abschaffung ebenjenes. Das heißt, ihr und wir und alle anderen, die sich ebenfalls am freedom camping erfreuen UND sich an die Regeln halten, dürfen nicht mehr oder zumindest nicht mehr in der Form wiederkommen und dürfen demnächst nur noch in Holiday Parks etc. stehen. Recht herzlichen Dank auch.
Unterschiedliche Handhabungen innerhalb des Landes
Es wird regional sehr unterschiedlich gehandhabt. In manchen Regionen oder Städten ist nirgendwo freedom camping erlaubt, andere Städte begrüßen einen am Ortseingang mit “freedom camper are welcome”, in Christchurch darf man z.B. außerhalb des direkten Stadtkerns überall campen. Whangarei wirbt in der i-site sogar dafür. Wo man campen darf, erfährt man (meistens) in der i-site oder im Bylaw des Districts. Außerdem ist die kostenlose Camper- App Campermate zur Campingplatzsuche zu empfehlen.
Was sagen die Kiwis selbst dazu?
Natürlich möchte und kann ich nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt Ausnahmen. Da wir aber selber recht häufig als rechtmäßig autarke Camper auf kostenlosen Flächen stehen -weil wir die Camping Parks/Anlagen nicht besonders mögen- haben wir in acht Wochen eine ganze Menge gesehen und gehört.
So z.B. auch die Meinung der Kiwis selbs zu der oben beschriebenen Touristengruppe. Eine Mittdreißigerin, ursprünglich aus Deutschland, lebt seit 9 Jahren der Liebe wegen in Neuseeland, sagte uns, dass sie hier als regelrechte Plage angesehen werden. Sie hätte desöfteren in der Zeitung gelesen, dass junge Touristen beim Klauen im Supermarkt erwischt wurden. Sie hätten sich einfach verkalkuliert, das Geld wäre ihnen ausgegangen – was bei den relativ hohen Lebenshaltungskosten kein Wunder ist. Sie werden dann umgehend zurück nach Hause geschickt und brauchen nie mehr wieder kommen.
Ein Kiwi, etwa Mitte 50, den wir auf dem Freedom Camping bei Cooks Beach kennengelernt haben, schüttelt nur den Kopf. Es müsste viel strenger kontrolliert werden. Es würde bereits darüber nachgedacht das Jahresvisum kostenpflichtig zu machen. Und ja, diese Art von Campern sei nicht mehr sehr willkommen.
Cooks Beach ist sowieso ein gutes Beispiel für diesen Artikel. Es gibt eine für freedom erlaubte Fläche von einem Schild bis zum anderen. Hier darf man mit Abstand von drei Metern zueinander stehen. Und wo wir uns noch Gedanken gemacht haben, ob 2,5 Meter auch noch gehen, kommen ebendiese Kombifahrer und eröffnen einfach eine zweite Reihe oder parken ganz außerhalb der markierten Fläche. Das ist ein Verstoß und kostet 200NZ$, allerdings kriegt man hier zumeist erst einmal eine Verwarnung und muss beim Erwischtwerden dann nur umgehend den Platz verlassen.
Wie sie in ihren oft heruntergekommenen und verhunzten im Chaos versinkenden Vehikeln leben können und dann auch noch zu dritt oder viert darin schlafen, ist uns ein Rätsel. Wie man sich wochenlang nur von Asianudelsuppen und dem 99-Cent Toast ernähren kann ebenfalls. Macht das wirklich Spaß? Vielleicht sind wir um das zu verstehen auch schon zu alt, im Grunde soll ja auch jeder sein Ding machen. Aber: bitte ruiniert nicht uns allen nachhaltig das Campingerlebnis in Neuseeland damit!
Zum Schluss muss ich noch anmerken, dass es natürlich auch Einheimische gibt, die sehr, sehr unverantwortlich mit ihrer wundervollen Natur umgehen, wir wollen ja mal nicht alles auf die “bösen” Touristen schieben.
[…] die so mancher (junger) Camper selbst zu verantworten hat (s. auch meinen Artikel über das Freedomcamping in Neuseeland). Das Wildcampen, wie man es vielleicht mit dem Land der langen weißen Wolke verbindet, gibt es […]
[…] dem Thema freedom-camping muss ich auch unbedingt noch einmal einen gesonderten Artikel […]
[…] Und was andere Neuseeland-Reisende zum Thema Freedom Camping in Neuseeland denken, lest ihr z.B. bei Birgitta im Blog. […]
[…] es gibt viele Verbote, die so mancher (junger) Camper selbst zu verantworten hat (s. auch Freedomcamping in Neuseeland). Das Wildcampen, wie man es vielleicht mit dem Land der langen weißen Wolke verbindet, gibt es […]
[…] stehen sehen, er macht einen erstaunlich ordentlichen Eindruck. Ganz anders als so viele andere (Self contained in Neuseeland ) Ich blogge mal wieder etwas. Wir schlafen auf dem Farmgelände von Elli und ihrem Mann. […]
[…] dem Thema freedom-camping habe ich einen gesonderten Artikel […]