2019 sind wir nach den Weihnachtsfeiertagen für eine Woche verreist. Es sollte ganz gemütlich zugehen, wir wollten das Jahr einfach nur ruhig ausklingen lassen. Ohne viel Action, dafür mit vielen Spaziergängen an der frischen und klaren Seeluft, gemütlichen Abenden vorm Kamin und mit dem Raclette. Einfach ganz viel Zeit für uns, zum Lesen und zum Spielen. In diesem Beitrag wollen wir zeigen, dass ein Urlaub an der See auch bei kalten Temperaturen seinen Charme hat. Und zwar so viel, dass wir 2022/23 ein Revival gemacht haben.
Anreise mit Frietjes
Vom Ruhrgebiet aus sind es etwa drei Stunden, dann haben wir die niederländische Provinz Zeeland (hier treffen sich Nordsee und Meeresarm Oosterschelde) erreicht. Da wir unseren Bungalow im Ferienpark De Kreek in Bruinisse erst ab 15 Uhr beziehen können, machen wir zunächst einen Halt bei dem Fischimbiss/restaurant im Ort. Bei Bru 17 gibt es nicht nur hervorragenden und frischen Fisch, sondern auch köstliche Pommes (frietjes). So essen wir eine vorzügliche Portion Kibbeling mit Pommes Spezial (hier werde ich zu einem späteren Zeitpunkt das erste und letzte Mal in meinem Leben Austernmuscheln probieren – sie sind mir einfach zu fischig und zu salzig – brrr). Das nenne ich einen gelungenen Start in den Holland-Urlaub. Auch, wenn die frittierten Kartoffelstäbchen ursprünglich aus Belgien kommen, dürfen sie bei unseren Besuchen in Holland niemals fehlen.
Wir haben uns in einen einfachen, kleinen, aber sehr gemütlichen Bungalow mit Kamin eingemietet. Dieser steht neben zahlreichen anderen in einem kleinen Ferienpark in Bruinisse.
Fußläufig gibt es einen Supermarkt mit Bäcker, ein Schwimmbad, Spielplätze, einen Minigolfplatz, sowie Squash- und Bowlingmöglichkeiten. Außerdem kann der Krümel hier im Park super mit seinem Fahrrad herumcuisen. Dieses haben wir nämlich extra mitgebracht.
Bruinisse
Genau gesagt liegt Bruinisse, kurz auch Bru genannt, im äußersten Osten der Insel Schouwen-Duiveland und zwischen Vlissingen und Rotterdam in den Niederlanden. Das etwa 4000 Einwohner starke Dorf gehört zur Provinz Zeeland am Grevelingenmeer. Die Haupteinnahmequelle der Bewohner ist der Tourismus und die Fischerei bzw. Zucht von Muscheln, insbesondere von Austern. Ziemlich zu Anfang des Ortes steht deshalb auch eine Plastik einer weitgeöffneten Muschel auf dem Deich.
Bruinisse ist ein kleiner Ort, durch den man schnell hindurchgelaufen ist. Eine handvoll Eetcafes, ein Supermarkt, ein kleines Fischereimuseum und der alte Hafen mit eigener Schleuse, das wars.
Zierikzee
Ich mag die niederländische Architektur von Häusern sehr. Die Häuser sehen einfach so hübsch und niedlich aus. Unglaublich praktisch für mich neugierige Nase, dass es nach vorne raus immer große und zumeist offene Fensterfronten gibt. Das lädt geradezu ein einen Blick hinein zu werfen. Und was sieht man da? Einrichtungsbeispiele wie im Möbelhaus, so kommt es uns jedenfalls vor. Zieriksee ist für mich persönlich ein ganz besonders schönes Exemplar von einer niederländischen Stadt, sehr pitoresk. Kleine, gemütliche Gassen, unzählige dieser schönen Häuser mit den grünen, blauen oder rot lackierten Türen, die aktuell oftmals noch mit einem weihnachtlichen Türkranz geschmückt sind. Wer shoppen möchte, ist hier sicherlich an der falschen Adresse, wobei es schon einige kleine Boutiquen und Geschäfte gibt. Vielmehr bietet es sich aber an gemütlich durch die teilweise noch mittelalterlich anmutenden Gässchen zu schlendern und alte Gebäude wie Patrizierhäuser oder das Rathaus zu bewundern. Für eine Verschnaufpause oder Stärkung kehrt man dann in eines der zahlreichen und sehr einladend aussehenden (Eet)Cafes oder Restaurants ein.
Auf dem Marktplatz ist eine Art Mini-Weihnachtsmarkt aufgebaut. Es gibt eine Eislaufbahn, heißen Chocomel (Kakao), frische Stroopwaffeln (Sirupwaffeln) und natürlich Poffertjes (niederländische Gebäckspezialität ähnlich Pfannkuchen). Dazu trällert laute Musik aus den Lautsprechern. Wir schauen den Eisläufern eine Weile zu, selber fahren können wir leider nicht, da es Handschuhpflicht gibt. Unsere Handschützer liegen in der Ferienwohnung. Dann schlendern wir weiter bis zum alten Hafen mit seiner Zugbrücke. Die Stadtmauer, das nördliche und südliche Hafentor und viele weitere historische Denkmäler geben der Stadt ihren ganz eigenen Charakter. Ein wirklich sehr idyllisches Örtchen, ich bin sofort verliebt. Auf dem Rückweg stoßen wir dann noch zufällig auf die Wünschewand von Zierikzee. Der Bretterzaun eines Eckgrundstücks, in dem eine Künstlerin zu Hause ist, ist behängt mit zahlreichen Holzanhängern mit Wünschen oder Träumen von Passanten. Da die Anhänger mittlerweile alle bemalt/beschriftet sind, muss nun der Zaun selbst dran glauben. Eine schöne Idee.
Seehunde auf Neeltje Jans
Dann fahren wir nach Neeljte Jans, eine künstliche und unbewohnte Insel zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland, die widerum durch die 5 Kilometer lange Zeelandbrücke miteinander verbunden sind. Neeltje Jans entstand aus einer Sandbank, die zur Erbauung der Deltawerke (Schutzsystem gegen Sturmflut und Hochwasser in Zeeland) aufgeschüttet wurde. Heute ist die Insel Startpunkt vieler Ausflugsdampfer und Naturschutzgebiet. Von weitem scheinen uns die typischen holländischen Dünen schon zu begrüßen. Zunächst schauen wir uns das Wehr und die vielen Windräder, die dort stehen, an. Wir parken quasi direkt unter einem der Windräder, es ist beeindruckend wie laut sich die Rotorblätter im Wind bewegen. Der Krümel rennt und klettert unterdess begeistert am Strand herum. Wasser und Sand sind doch nach wie vor die beiden Dinge, die es braucht, um ein Kind glücklich zu machen, denke ich. Da können ihn auch die 6 Grad, auf die es das Thermometer gerade einmal bringt, nicht abhalten. Zum Glück haben wir im Bulli immer einen Klappspaten und einen Falteimer. Diese beiden Utensilien werden dann schnell zum Sandspielzeug umfunktioniert.
Später auf der anderen Seite des Platzes sehen wir schon von Weitem Seehunde auf Steinplattformen liegen. Wir gehen noch näher ran, um sie besser sehen zu können. Und hier gibt es einen noch größeren Strand. Freudig beginnt der Krümel zu buddeln und zu bauen, während wir noch etwas am Strand entlang spazieren.
Rotterdam
Wir haben einen Tagesausflug in das gut 50 km entfernte Rotterdam gemacht. In der großen Hafenstadt gibt es viel zu sehen. Leider haben wir uns nicht nur einen sehr kalten, sondern auch diesigen und teilweise regnersichen Tag ausgesucht. Das hält uns allerdings nicht davon ab zumindest einen Teil der modernen Stadt zu Fuß zu erkunden. Rotterdam wurde im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Heute ist es für sein futuristisches Stadtbild bekannt.
Unser erstes Ziel ist die Markthalle. Auf dem Weg dorthin muss der Krümel erst einmal in fesche, knallgelbe und übergroße Holzschuhe steigen. Die typisch niederländische Schuhmode, auch als Klompen oder Klotschen bekannt, wird in dem Geschäft dahinter verkauft.
Nun aber weiter zur Markthalle. Das elfstöckige Gebäude ist hufeisenförmig und langgestreckt. Die vordere und die hintere Front bestehen aus Drahtseilen und Glasscheiben. Im Inneren ist die Decke komplett bemalt, das hat eine tolle Wirkung. Im Untergeschoss sind verschiedene Supermärkte untergebracht, u.a. die niederländische Supermarktkette Albert Heijn. Im Erdgeschoss gibt es zahlreiche Marktstände, es handelt sich bei den Angeboten aber nicht überwiegend um frisches Obst und Gemüse, wie man es vielleicht in einer Markthalle erwarten würde. Vielmehr sind es Gewürze, Lakritze, Käse und Wurst die in großen Mengen angeboten werden und in ihrer Farbenvielfalt eine Augenweide sind. Und dann gibt es noch eine Menge Buden in denen fertig zubereitete Mahlzeiten auf die Besucher warten. Zum Glück sind wir noch weit von der Mittagszeit entfernt und an Essen muss noch nicht gedacht werden, ansonsten würde die Entscheidung wirklich schwer fallen. Im ersten Stockwerk sind Kneipen und Restaurants angesiedelt, darüber gibt es Wohnungen. Unter dem Gebäude befindet sich eine dreistöckige Tiefgarage.
Als wir wieder nach draußen treten, hat sich das Wetter leider keineswegs gebessert. So entscheiden wir, den Rest des Tages im Museum zu verbringen und machen uns auf in Richtung Maritiem Museum. Ich habe gelesen, dass es dort gerade für Kinder eine sehr tolle Ausstellung geben soll. Auf dem Weg dorthin kommen wir noch an den bekannten Kubus Häusern vorbei. Das ist neben den zahlreichen architektonisch sehr interessanten und innovativen Gebäuden, die es in Rotterdam sowieso schon gibt, sicherlich eines der interessantesten Projekte. 51 Kuben überspannen eine vielbefahrene Straße im Zentrum und fungieren so als Fußgängerbrücke. Der Großteil der gelb-grauen Würfel ist Wohnraum, einige dienen als Geschäfte oder gehören zu einer Schule. Besucher haben die Möglichkeit für 3 Euro einen Blick in die ungewöhnliche Bauweise zu werfen.
Das Maritiem Museum liegt am Hafen. So sehen wir, bevor wir überhaupt angekommen sind, schon eine Menge Kähne und Kräne. Über den Museumsbesuch folgt in Kürze ein seperater Beitrag.
Kein Abschied ohne Frietjes
Nach einer unglaublich entspannten Woche treten wir am Samstagmorgen die Rückfahrt an. Da es zum Mittagessen noch zu früh ist, fahren wir erst einmal bis nach Venlo durch. Dort parken wir etwas außerhalb und machen einen kleinen Spaziergang zu unserem Lieblings-Frittenimbiss und lassen uns Frietjes mit Pindasaus (Erdnusssoße) und Frikandeln (Bratrolle aus Hackfleisch) bzw. Vleeskroket (Fleischkrokette wahlweise mit Rind, Huhn oder Gulaschragout gefüllt, gelegentlich auch mit Garnelen erhältlich) schmecken. Denn so ein Holland-Urlaub kann schließlich nicht ohne eine große Portion Fritten abgeschlossen werden. In diesem Sinne: Eet smakelijk!
Und wenn wir euch jetzt inspiriert haben, dann wartet doch nicht bis zum nächsten Winter mit eurem Zeeland-Urlaub, sondern nehmt gleich die Sommerferien. Dafür hat meine Blogger-Kollegin Sanne vom Familienreiseblog travelsanne tolle Tipps für euch. Urlaub mit Kindern in Holland: Unsere Top 10 der Ausflugsziele für Familien.
Weitere tolle Tipps, speziell zu Rotterdam, gibt es auf Nicolos Reiseblog für euch. Top 10 Rotterdam Sehenswürdigkeiten
Revival in 2022/23
Über den Jahreswechsel 22/23 haben wir noch einmal vier Tage in der gleichen Ferienhaussiedlung in Bruinisse verbracht und Neues für euch entdeckt. Erstens einmal die Bunkerroute de Punt auf der südholländischen Insel Goeree und zweitens Perrys Beachbar in Brouwersdam. Der Bunkerkomplex gehört zum sogenannten Atlantikwall, der deutschen Verteidigungslinie, die von Norwegen bis zur spanischen Grenze verläuft. Diese wurden zwischen 1942 und 1945 erbaut und erst 2015 bei Bauarbeiten wiederentdeckt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es gibt etwa 13 Stationen, die alle frei zugänglich und begehbar sind.
In der Beachbar, die noch unglaublich schön weihnachtlich geschmückt war und mit einem prasselnden Kaminfeuer in der Mitte an dem regnerischen Neujahrstag nur so zum Verweilen einlädt, haben wir himmlischen Apfelkuchen gegessen und dazu einen Chocomel (holländischer Kakao) getrunken.
Außerdem haben wir uns das Neujahrsschwimmen in Zonemaire angesehen. Mutige NiederländerInnen, junge sowie alte, sind bei 5 Grad ins Grevelingenmeer gerannt und haben teilweise auch ein paar Schwimmzüge gemacht. Was ein Spektakel!
Bist du auch schon mal im Winter in den Niederlanden gewesen?
Ich liebe das Meer zu jeder Jahreszeit. Gerade im Winter ist es so schön, ordentlich durchgepustet zu werden. Wir waren vor kurzem wieder an der Küste, aber ich muss zugeben, in den Niederlanden war ich noch nie am Meer. Die Ostsee ist für uns fast um die Ecke. Das sollte ich wohl mal ändern.
Liebe Grüße, Ines
Hallo Ines,
also ich persönlich mag, wenn wir jetzt einmal von Deutschland ausgehen, die Ostsee sehr viel lieber als die Nordsee. In Holland mag ich die Nordsee dagegen schon, sie hat da mehr von der deutschen Ostsee…