Krümel's grosse Reise

Mit der Fähre von Rostock nach Klaipeda

Es geht los

Unsere Kreuzfahrt light beginnt an einem Freitagabend im Juni in Rostock und soll genau 25 Stunden später, also am späten Samstagabend in Kleipeda/Lettland enden. Wir sind sehr gespannt auf diese Überfahrt, haben wir doch noch nie auf einem Schiff geschlafen. Wir haben eine 3-Bett-Kabine gebucht. Die ebenfalls angebotenen Schlafsessel schienen uns keine Option zu sein. Im Fahrzeug bleiben ist natürlich verboten, sonst wäre es sicherlich eine interessante Erfahrung gewesen an Deck zu campen. Es wird also ein bisschen etwas von einer Kreuzfahrt haben.
Wir betreten oder eher gesagt befahren die Fähre mit gemischten Gefühlen. Zum einen gehört die TT-Line zu den eher günstigen Anbietern der Branche und soll in erster Linie eine Truckerfähre sein. Insgeheim sehen wir unseren “kleinen” Bulli schon eingequetscht zwischen zig großen LKW auf dem Parkdeck stehen und uns selbst zwischen vielen Männern als einzige Familie reisen. Zum anderen bin ich mir nicht sicher, wie ich es finden werde so lange mitten auf dem offenen Meer zu sein. Hoffentlich ist die See einigermaßen ruhig. Richtigen Kreuzfahrten stehen wir sehr kritisch gegenüber. Natürlich ist es sicherlich eine tolle Möglichkeit in relativ kurzer Zeit viele Orte zu sehen, ohne dabei selber auf den Verkehr o.ä. achten zu müssen. Doch man ist ja nicht alleine, bei richtigen Meereskreuzern kommen noch die Menschenmassen hinzu, vor denen wir uns etwas scheuen. Klar ist so ein Schiff wie eine schwimmende Stadt und es verteilt sich, doch gerade zu Essenszeiten staut es sich dann doch gerne, das wissen wir aus Dokumentarfilmen. Und mir reicht schon der Gedanke einfach nicht weg zu können, auf dem offenen Meer gefangen zu sein. Hinzu kommen die zeitlich eng bemessenen Landgänge in denen man als einer von vielen Touristen für ein paar Stunden in einer Stadt “ausgespuckt” wird und dann auch schon wieder weiter muss. Von der Umweltverschmutzung die von diesen Dampfern ausgeht einmal ganz abgesehen.
Der Krümel hingegen freut sich auf diese Mini-Mini-Kreuzfahrt. Er möchte schon lange mal auf einem Schiff schlafen.

Noch sind wir im Hafen und schauen zu wie die Fähre weiter beladen wird


Die Fähre

Wir haben die Kabine mit der Nummer 7079 auf Deck 7. Wir gehen einen langen schmalen Gang, der mit gewöhnlichen Hotelfluren vergleichbar ist entlang. Mit der Karte im Checkkartenformat öffnen wir die Tür und stehen in einem etwa 8 Quadratmeter großen Zimmer. Es gibt zwei schmale und durch einen noch schmaleren Gang getrennte Betten unten und ein an die Wand geklapptes Bett oben. An der Stelle, wo sonst vielleicht ein Fenster wäre, schmückt ein Bild die Wand – wir haben ja eine Innenkabine. Jeder hat ein Nachtlicht. Ablageflächen und Haken für das Gepäck von einer Nacht sind vorhanden, Handtücher und Bettwäsche ebenfalls. Im relativ geräumigen Bad mit Dusche gibt es sogar Seife und Shampoo. Sehr schön, wir sind zufrieden.
Wir erkunden den Rest des Schiffes. Im oberen Teil gibt es neben einer Raucherlounge sogar eine Sauna. Innen- und Außendeck bieten genug Sitzmöglichkeiten. Neben dem Restaurant gibt es noch einen kleinen Duty-free Shop mit herrlichen skandinavischen Leckereien. Toblerone, Marabou und Skildpadders rufen bei mir Kindheitserinnerungen an die gemeinsamen Fährfahrten mit der Familie nach Dänemark wach. An eine Spielecke für Kinder mit überdimensionierten Bauklötzen und Kinderfilmen wurde zur Freude des Krümels auch gedacht. Sowieso sind wir hier keinesfalls die einzigen Touristen und bei Weitem auch nicht die einzige Familie. So gibt es sogar auch Hochstühle und Wickelmöglichkeiten. Insgesamt ist alles sehr einfach gehalten und manches in die Jahre gekommen, aber noch in Ordnung.

Zimmer 7079: Unsere 3-Bett-Innenkabine

Die Nacht

Wir sind von dem langen Tag ziemlich müde und der Krümel möchte schon von sich aus ins Bett. Die Kabine ist leider ziemlich heruntergekühlt, der Regler an der Wand scheint kaputt zu sein, aber wir haben warme Decken, in die wir uns einmummeln können. Das Einzige, was mich etwas stört ist das Gebläse, das mag ich im Flugzeug auch nicht, dieses ewige Brummgeräusch in den Ohren. Um 4 Uhr nachts werden wir dann von einer Durchsage geweckt, die alle Fahrgäste mit dem Ziel Trelleborg wecken möchte, denn in einer Stunde legen wir dort an, liegt ja auch auf dem Weg. Dumm nur, dass durch diese nächtliche Ruhestörung auch alle anderen Passagiere aus dem Schlaf gerissen werden. Als wir gefühlt gerade wieder schlummern, dann die nächste Ansage: Wir haben angelegt. Und dann, cirka eine halbe Stunde später werden die neuen Gäste begrüßt und darauf hingewiesen, dass das Frühstücksbuffet eröffnet ist. Herzlichen Dank auch, ich brauche kein Frühstück, ich will schlafen. Doch abgesehen von diesen nervigen Unterbrechungen schlafen wir wirklich gut in unseren Kojen.

Und so schauts innen aus

Das Frühstück

Das Frühstücksbuffet haben wir, wie die anderen beiden Tagesmahlzeiten auch, bei der Buchung direkt dazu genommen. So ist es günstiger. Der Krümel ist aufgrund seines Alters noch frei.
Beim Buffet ist für jeden etwas dabei und doch ist die Auswahl nicht erschlagend, so ist es genau richtig für den Krümel, der es mag, wenn er sich alles aussuchen kann. Wir suchen uns einen Platz direkt am Fenster und genießen den Meerblick. Dass wir fahren merkt man übrigens nur ganz minimal. Einzig, wenn wir von einem größeren Dampfer gekreuzt werden, schaukelt es mal etwas.

Wie wir den Tag verbringen

Der Krümel vergnügt sich mit anderen Kindern im Spielbereich und schaut sich später mehrere Folgen von Bibi Blocksberg an. Wir vertreiben uns lesend die Zeit oder tanken an Deck etwas Sonne. Und dann machen wir die Sauna an und zwar ganz für uns alleine. Dass diese typische skandinavische Freizeitbeschäftigung von sonst niemandem genutzt wird, wundert und freut uns gleichermaßen.
Wir haben einen herrlichen Sonnentag erwischt und ich genieße es an Deck in der Sonne zu stehen, mir den Wind um die Nase pusten zu lassen und auf das unendliche Blau zu schauen. Wir sind umgeben von Meer soweit das Auge reicht. Meer, dass irgendwann in den Horizont übergeht. Wenn man sich dann noch das monotone Brummen des Motors wegdenkt, kann man es echt genießen.
Für einen kurzen Moment frage ich mich, ob Kreuzfahren nicht doch in Frage käme, verwerfe den Gedanken aber gleich wieder.

Nichts als Meer um uns herum

Unser Fazit

Der Tag an Bord ist erstaunlich kurzweilig. Der Krümel hat schnell Anschluss gefunden und ist gut beschäftigt. Die Passagiere waren eine gute Mischung aus LKW-Fahrern und Touristen. Die angetrunkenen Brummi-Fahrer hielten sich zum Glück in Grenzen. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Mit dem Flugzeug hätten wir unser Ziel in wenigen Stunden erreicht, aber ohne Bulli. Den Rückweg wollen wir dann über Land zurücklegen. Das erinnert mich ein bisschen an das Buch “Die Entdeckung Europas” von Lena Maria Hahn, das ich kurz vor Urlaubsbeginn gelesen habe. Sie hat auf jeden Fall recht, wenn sie sagt, dass es bewussteres Reisen ist, wenn man sich für den Land bzw. Wasserweg und gegen das Flugzeug entscheidet. Getreu dem Motto, dass ich schon auf dem Jakobsweg kennengelernt habe: der Weg ist das Ziel!

Krümel

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