Im Mai, als wir beim Blogstöckchen “Corona und wir” mitgemacht haben, haben wir uns noch gefragt, wie es mit dem Reisen wohl weitergeht. Wird es 2020 überhaupt noch Reisen geben und wenn ja, wie werden diese wohl aussehen? Fragen über Fragen schwirrten uns im Kopf herum. Mittlerweile sind einige Monate vergangen, die Sommerferien liegen hinter uns und wir haben unsere ersten Corona-Reiseerfahrungen gemacht. Wie sieht es mit euch aus?
Wir fahren nach Schweden, wir fahren nicht, wir fahren doch…
Schon im letzten Jahr hatten wir geplant in den nächsten Sommerferien einen dreiwöchigen Roadtrip mit Bulli in Schweden zu machen. Dafür sind bis auf die Fährüberfahrt keine Buchungen im Voraus nötig. Die Tickets für die Fähre haben wir Anfang diesen Jahres gebucht – an Corona hat da in Deutschland noch niemand gedacht. Kurz vorgegriffen: nach einem großen gedanklichen Hin und Her und verschiedensten Alternativen (Österreich, Slowenien, Kroatien…) sind wir letztendlich wie ursprünglich geplant nach Schweden gefahren. Die Reisewarnung wurde wenige Tage vor unserer Abreise aufgehoben.
Umbuchung Nr. 1
Es war nicht die Tatsache, dass Schweden mit der Pandemie anders umgegangen ist, als die meisten anderen europäischen Länder. Der Plan auf Massenimmunisierung zu setzen hat uns nicht gestört. Die Fährverbindungen bestanden auch nachdem Schweden von Deutschland zum Risikogebiet erklärt wurde weiterhin. Wir hatten aber schlichtweg keine Lust auf anschließende Quarantäne und Schwierigkeiten mit unseren Arbeitgebern. Also haben wir uns erkundigt, ob eine Umbuchung möglich ist. Die Fährgesellschaft war äußerst kulant, wir konnten bis einen Tag vor Abreise stornieren und die Reise um bis zu 12 Monate verschieben und das bis zu zweimal. Das haben wir dann auch tatsächlich voll ausgereizt. Aber langsam. Dann reisen wir eben 2021 nach Schweden, dachten wir uns und buchten entsprechend um. Unser Plan B war ein Roadtrip durch Kroatien. Das wurde uns dann aber irgendwann- immer die Infektionszahlen im Blick – auch zu unsicher. Im Kopf sind wir schon zig andere Möglichkeiten durchgegangen. Unser Reiseziel änderte sich fast täglich.
Umbuchung Nr. 2
Und dann wurde, wenige Tage vor unserem Abreisedatum, die Reisewarnung für Schweden doch noch aufgehoben. Wir haben das Ticket also wieder umgebucht und sind, wie geplant, nach Schweden gefahren. Was für eine gedankliche Achterbahnfahrt.
Fährüberfahrten fast ohne Hindernisse
Wir sind mit der Fähre von Travemünde nach Malmö gefahren. Die Hinfahrt war über Tag und hat neun Stunden gedauert. Wir haben uns permanent auf dem großzügigen Schiffsdecks aufgehalten. So waren wir an der frischen Luft und hatten genug Abstand zu anderen Passagieren. Im Ticketpreis enthalten war eigentlich ein Frühstücksbuffet. Das wurde aufgrund der Situation in Frühstücks-Tüten umgewandelt. Diese waren wirklich sehr spärlich und nichts Besonderes, aber gut. Die Toiletten an Bord hätten unserer Meinung nach regelmäßiger kontrolliert und gereinigt werden müssen. Das Spielzimmer für die Kinder und die Sauna waren aufgrund von Covid 19 sicherheitshalber geschlossen.
Die Rückfahrt ging über Nacht, da hatten wir eine eigene Schlafkabine und auch ein eigenes Badezimmer.
Unsere Route in aller Kürze
Unser Roadtrip führte uns dreieinhalb Wochen durch Schweden. Wir sind von Malmö aus zunächst ein kleines Stück die Westküste entlang gefahren, dann ins Landesinnere am Vännern See vorbei über Värmland und Dalarna bis in den südlichen Norden ins Fjäll hinein. Über die Ostküste und den Vättern See sind wir zurück in Richtung Ausgangspunkt gefahren und waren vorher noch ein paar Tage in Smaland.
In Schweden gibt es keine Maskenpflicht
Wir haben uns in Schweden vom ersten Moment an sicher gefühlt. Ich würde sogar fast behaupten, dass wir dort so etwas wie eine kleine Corona-Pause einlegen konnten. Das liegt zum einen daran, dass die Schweden etwas lockerer sind bzw. stärker auf Eigenverantwortung jedes Einzelnen setzen. Zum anderen liegt es an unserer Reiseart und unseren angesteuerten Zielen. Beim Einkaufen haben wir es ganz deutlich gemerkt. Es herrscht keine Maskenpflicht und voll ist es in den Supermärkten auch nicht. Wir haben nur selten in einer Schlange an der Kasse gestanden und wenn natürlich mit Abstand (die 1,5-2 Meter sind auch dort auf dem Boden markiert, genauso gibt es am Eingang auch Desinfektionsmittel). Das war unfassbar angenehm, das glaubt man gar nicht. Und was für eine Umstellung, als wir das erste Mal wieder in Deutschland einkaufen gegangen sind.
Generell wurde auch in Schweden überall an das Abstandsgebot appeliert. In kleinen Geschäften wurde die Kundenanzahl reglementiert. In dem von uns besuchten Wild-und Bärenpark in Orsa fielen Fütterungen und andere Veranstaltungen aus, die eine Ansammlung von Menschen provoziert hätten. Die Astrid Lindgren Värld in Smaland hatte zum Beispiel komplett geschlossen. Einmal haben wir uns kurzfristig aufgrund des schlechten Wetters für zwei Tage eine Wohnung über Air bnb gemietet. Die Schlüsselübergabe erfolgte komplett kontaktlos.
Fernab der Massen
Wenn man einmal von den großen Städten wie Malmö, Göteborg und Stockholm absieht und sich mehr als eine Stunde vom Fähranleger in Malmö entfernt, sprich Smaland hinter sich lässt, wird die Besiedlung immer dünner und die Anzahl der Touristen weniger. Überhaupt waren in diesem Jahr hauptsächlich die Schweden selber in ihrem Land unterwegs. Normalerweise zieht es diese im Sommer wohl eher in den Süden, haben wir uns sagen lassen. Andere europäische Touristen haben wir nur vereinzelt gesehen. Wir haben meist auf Badeplätzen, Mini-Campingplätzen oder ganz frei gestanden, also ganz häufig auch alleine. Insgesamt gesehen haben wir in unserer EInöde in Schweden also weniger Kontakte gehabt als wir zu Hause gehabt hätten. Und einkaufen müssen wir so oder so, egal, wo wir sind.
Schweden-Corona-deutsche Touristen
Wir haben uns mit einigen Schweden unterhalten. Die waren alle sehr relaxt, was das Thema Corona anging. Was aber nicht bedeuten soll, dass sie deshalb unvorsichtig waren.Ihre Vermutung war, dass Corona nur nach Schweden kam, weil viele Schweden genau zum fraglichen Zeitpunkt Skiurlaub im österreichischen Ischgl gemacht haben und Corona sozusagen als Souvenir mit nach Hause brachten. Die Infektionen hätten sich aber tatsächlich hauptsächlich auf die Ballungsgebiete/Städte bezogen.
Wir hatten immer das Gefühl willkommen zu sein bzw. sind nirgendwo auf Ablehnung oder Angst uns gegenüber gestoßen. Bis auf eine Ausnahme. Während einer Wanderung im Fjäll, also in den Bergen, wollten wir auf einer abgelegenen Alm mit angeschlossenem kleinen Cafe eine Rast machen. Es hing eindeutig ein Schild “öppet” (geöffnet) an der Tür. Draußen hatten uns schon andere Gäste von dem Angebot drinnen berichtet. Da es regnete, wollten wir uns hineinsetzen. Als wir hineingingen wurden wir von der resoluten Bauersfrau mit einem Schwall schwedisch begrüßt. Ich erklärte ihr auf Englisch, warum ich sie nicht verstünde. Als sie hörte, dass wir aus Deutschland waren, komplementierte sie uns gleich wieder vor die Tür. Ich habe sie, wie gesagt, nicht ganz verstanden, aber ich glaube, sie wollte keine Deutschen bei sich haben, weil sie Angst vor einer Ansteckung hatte. Gut, dann haben wir unsere Kaffeepause eben draußen gemacht.
Unser Fazit
Ich glaube, dass man in Schweden generell gut Ruhe und Abgeschiedenheit finden kann, wenn man möchte. Und in diesem Jahr erst recht. Es waren relativ wenige ausländische Touristen unterwegs. Wir haben sie bewusst gesucht die Einsamkeit. Aus Sicherheit und weil wir wirklich komplett abschalten wollten. Auf Wanderungen und Bootstouren waren wir meist unter uns und sind nur selten anderen begegnet. An Badeplätzen und Camping-oder Stellplätzen war es immer möglich Abstand zu halten. Das fanden wir sehr angenehm. Hinzu kommt natürlich, dass man einfach nichts vorbuchen muss. So hätte es zum Beispiel noch am Tag unserer Abreise ein ausreichendes Kontingent an Plätzen auf der Fähre gegebenund auch die Elchsafari hätten wir unter normalen Umständen mit drei Tagen Vorlauf nicht bekommen. Guide Wolfgang ist für gewöhnlich den ganzen Sommer ausgebucht.
Was ist ein Blogstöckchen überhaupt?
Ein Blogstöckchen kann man sich ähnlich vorstellen, wie einen Staffelstab, der von einem zum nächsten gereicht wird. Oder anders: eine Art Rundbrief von Blogger zu Blogger. Die Regeln sind schnell erklärt: Ein Blog nominiert und verlinkt zum nächsten Blog und stellt diesem 11 Fragen. Dieser beantwortet die Fragen, nominiert (und verlinkt den Blog, von dem das Stöckchen kam) und stellt diesem widerum dieselben oder andere 11 Fragen.
Auf diese Weise wird das Stöckchen immer weiter gereicht und der Blogleser bekommt immer wieder andere Antworten zu den 11 Fragen. Das hört sich doch spannend an, oder nicht?
Blogstöckchen “Corona-Sommerferien: 11 Fragen an…
Hier kommen unsere 11 Fragen zum Thema Corona-Sommerferien:
- Seid wann war euer Urlaub geplant?
- Musstet ihr wegen Corona stornieren, umbuchen oder Plan B erstellen?
- Wohin seid ihr gereist?
- Habt ihr euch sicher gefühlt und was habt ihr ggf. zu eurer eigenen Sicherheit zusätzlich gemacht?
- Welche Einschränkungen gab es aufgrund von Corona am Urlaubsort?
- Falls ihr das Reiseziel schon vorher kanntet, was war anders als sonst?
- Wie habt ihr die Einstellungen der Menschen vor Ort und ihre Situation wahrgenommen?
- Was war schwierig?
- Gab es vielleicht sogar Vorteile durch Corona?
- Gretchenfrage: Habt ihr euch hinterher (freiwillig) auf Corona testen lassen bzw. war das eine Option in eurem Bundesland?
- Corona-Sommerferien 2020: euer Fazit.
Das Blogstöckchen geben wir weiter an die Weltwunderer – Jenny Menzel, ihr Mann und ihre drei Kinder sind eine reiselustige Familie aus Dresden. Wir sind gespannt auf ihre Erlebnisse. Und natürlich auch auf eure, liebe Blogleser. Deshalb hinterlasst uns gerne eure Corona-Sommerferien-Erlebnisse in den Kommentaren.
Zum Weiterlesen
Bisher haben beim Blogstöckchen schon mitgemacht:
Mehr über unseren eigenen Schweden-Roadtrip im Sommer 2020 gibt es unter
Roadtrip mit Kind durch Schweden
Das finde ich echt interessant! Danke, dass du deine Eindrücke aus Schweden teilst.
Und für das Blogstöckchen hebe ich auch schon mal den Finger. 😉
Liebe Lena, klar, bist du mit von der Partie.
Liebe Lena,
gut, dass ich das weiß, dann werf ich es zu dir weiter!
LG
Jenny
Vielen Dank, liebe Birgitta! Dann werde ich mich mal ans Schreiben setzen… Wir hatten mit der Schuleinführung unserer Jüngsten so viel um die Ohren, dass das Thema Sommerurlaub schon fast ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Noch nicht einmal die Fotos sind sortiert…
…und anstatt das in Ruhe zu machen, zerbrechen wir uns schon wieder die Köpfe über die Herbstferien, die wohl auch nicht wie geplant ablaufen werden.
Seufz, es ist schon ein seltsames Jahr 2020.
LG
Jenny
[…] Krümels Große Reise hat von ihrer Schweden-Reise im Corona-Sommer 2020 gebloggt. Dann hat sie uns ein Blogstöckchen zugeworfen und gefragt: Wie waren denn eure […]
[…] nominiert. Ich mag solche Netzwerk-Aktionen ja und habe das auch gleich verlauten lassen, als Birgitta von Krümels Große Reise einen Teil 2 aus der Taufe gehoben hat. Zu Zeiten des Lockdowns ging nämlich schon einmal diese […]
Wie schön, von Eurem Schweden Roadtrip zu lesen, das klingt doch nach der goldrichtigen Entscheidung, dass Ihr trotzdem nach Schweden gefahren seid!
Und vielen Dank, dass Du das Blogstöckchen gestartet hast, es macht wieder Spaß, die Sommerferien-Erlebnisse in diesem besonderen Sommer von so vielen zu lesen. Da sind wir natürlich gerne dabei 🙂
Liebe Dagmar,
das freut mich sehr, dass ihr mit dabei seid. Ich bin schon sehr gespannt von euch und den anderen zu lesen.