Kein schöner Start
Wir kommen nach einem 8,5 stündigen Flug von Auckland aus auf Bali an. Es ist 18 Uhr abends und beginnt schon langsam zu dämmern. Als wir das Flughafengebäude verlassen, haben wir das Gefühl gegen eine Mauer zu laufen. Das tropische Waschhaus-Klima hat uns wieder. Dem Krümel scheint es auf den Magen zu schlagen, keine fünf Minuten im Taxi und er übergibt sich ausführlich. Natürlich ohne Vorwarnung, sodass nicht nur der Fußraum, sondern auch er selber und sein Reisesitz schön eingesaut sind. Nun ja, auch das gehört dazu, wenn man mit Kind unterwegs ist. Dann ruhen wir, die eigentlich auch hundemüde sind, uns eben nicht aus, sondern sorgen in der Unterkunft als erstes dafür, dass der Junior unter die Dusche und dann ins Bett kommt. Dann wasche ich seine Klamotten und versuche den Kindersitz-Rucksack so gut es geht unter der Dusche und mit viel Einsatz von Duschgel wieder sauber und geruchsfrei zu bekommen. Donny, der “Taxifahrer”, den wir zuvor übers Internet auch schon als Guide für einen der nächsten Tage engagiert haben, hat das Ganze zum Glück gelassen gesehen, er hat selber Kinder. Trotzdem haben wir ihm natürlich neben tausenden Entschuldigungen mehr als den vereinbarten Preis gezahlt. Das ist das Mindeste bei solchen Unannehmlichkeiten, finde ich.
Freilaufende Affen, Opfergaben und schöne Läden
Am nächsten Morgen als wir die Vorhänge wegziehen, sehen wir erst einmal, wo wir überhaupt gelandet sind. Wir sind mitten in Ubud, dem Zentrum von Bali. Wohnen tun wir am Ende einer langen Seitengasse in einem sogenannten Homestay ( ich werde es in einem gesonderten Artikel vorstellen). Vom Balkon aus haben wir Überblick über die Dächer Ubuds, sehen den Mount Agung und auf der anderen Seite den Monkey Forest. Bali ist eine grüne und feuchte Insel, dementsprechend regnet es hier auch. Die Regenzeit endet erst Anfang April, das heißt wir werden den ein oder anderen Schauer erleben.
Nach dem Frühstück erkunden wir ein bisschen die nähere Umgebung. Wir sind keine fünf Minuten gelaufen, da erblicken wir schon den ersten Affen. Er balanciert in Seelenruhe über ein Kabel, das hoch über der Straße verläuft. Und da, noch einer! Er plündert gerade eine Mülltonne. Auf der anderen Straßenseite spazieren welche über die Dächer. Ein ungewohnter Anblick für uns Europäer und deshalb bleiben wir auch alle paar Meter völlig fasziniert stehen und kucken! Es handelt sich um Mataken, die im nahegelegenen Monkey Forest leben.
Ubud gefällt uns auf Anhieb. Klar ist es touristisch, aber im Gegensatz zu anderswo ist es hier gelungen Moderne mit Tradition zu verbinden. In Ubud wimmelt es nur so von großartigen Kunsthandwerkern und Bekleidungsgeschäften, aber es geht weit über das gewöhnliche Souvenir-Gedönse für Touristen hinaus. Es sind wirklich tolle Waren, vor allem aus Holz, Bambus und Kokos. Außerdem ist die Stadt auch sehr ökologisch ausgerichtet, Spiritualisten und Menschen mit besonderen Ernährungsformen werden sich hier willkommen fühlen. Garküchen wie in Thailand oder Vietnam gibt es hier nicht, dafür sogenannte Warungs. Für dieses Wort gibt es keine richtige Übersetzung, es sind kleine Lokale, mit wenigen Sitzplätzen in denen typische indonesische Gerichte angeboten werden. Das Wohnhaus der Familie ist oftmals gleich daran angeschlossen. Was allerdings genauso ist wie zum Beispiel in Vietnam ist die Beschaffenheit der Bürgersteige (wenn es welche gibt). Krumm und schief stehen die Gehwegplatten teilweise aneinander. Vor herausragenden Schrauben und Drähten muss man sich genauso in Acht nehmen wie vor Löchern im Boden. Gleichzeitig muss man dann noch den oftmals auf der Erde liegenden Opfergaben ausweichen. Das sind kleine, quadratische aus Farn hergestellte Körbchen in denen Blumen, Kekse, Reis, Eier etc. liegen. Jeder gläubige Hindu sollte dreimal am Tag so eine Opfergabe bringen, um die Dämonen oder bösen Geister zu besänftigen. Bali ist im Gegensatz zum Rest von Indonesien zu 90 Prozent hinduistisch und nur zu 10 Prozent muslimisch.
In der Stadt wird übrigens schon alles für den höchsten hinduistischen Feiertag, Nyepi genannt, vorbereitet. Es ist für ganz Indonesien ein Feiertag, bekannt auch als balinesisches Neujahr. Es handelt sich um einen Tag der Stille, der Meditation und des Fastens. Einen Tag zuvor gibt es eine große karnevalsähnliche Prozession mit monsterhaften Puppen, man spricht auch von der Ogoh- Ogoh- Parade. Später berichte ich dazu noch mehr.
Königspalast von Ubud
Dann stehen wir plötzlich am Ubud Palace oder offiziell auch Puri Saren Agun genannt. Das passt gut, denn der Krümel hatte kurz vorher noch den Wunsch geäußert noch einmal einen Tempel ankucken zu wollen, weil dort immer alles so schön golden ist. Das ist in hinduistischen Tempeln allerdings nicht der Fall, auch sieht man selten Buddha Figuren, eher Tiere wie Drachen, Schlangen, Löwen etc. Der größte Unterschied aber ist, dass hinduistische Tempel unter freiem Himmel sind, buddhistische nicht. Es ist jedenfalls ein sehr schöner Tempel und war früher der Palast der Königsfamilie. Der Eintritt ist kostenlos.
Der heilige Affenwald
Natürlich lassen wir den bekannten Monkey Forest nicht aus. Ich habe im Vorhinein immer wieder von dem märchenhaften Wald gelesen und deshalb wollen wir ihn uns unbedingt ansehen. Hier leben die Affen, die hier heilig sind, in Freiheit. Die zahlreichen Warnungen habe ich allerdings auch gelesen und die beachten wir jetzt auch. Keine Nahrungsmittel mitbringen, alle losen Gegenstände in Rucksack oder Taschen verstauen, gemeint sind insbesondere Cappys oder Sonnenbrillen. Auf Handys und Kameras muss man ebenfalls gut aufpassen. Die Tiere sollen teilweise sehr frech sein. Am Eingang steht zusätzlich noch, dass man Ruhe bewahren soll, sollte man von einem Affen angesprungen werden, außerdem solle man den Tieren nicht in die Augen schauen.
Auf geht es. Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Affen sehen. Leider sind aber auch zahlreiche menschliche Affen unterwegs, damit meine ich Besucher, die so nah wie möglich versuchen an die Tiere heranzukommen, um ein möglichst gutes Selfie hinzubekommen. Die Tiere, die teilweise wirklich in Massen auftreten – insgesamt sollen hier an die 800 Exemplare leben – werden sowohl von Tierwärtern als auch von Besuchern mit Mais und Süßkartoffeln gefüttert. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie sich an den Menschen gewöhnen und immer zutraulicher und auch frecher werden.
Es ist unheimlich drückend, uns läuft der Schweiß nur so den Körper herunter. Der Wald an sich ist im Übrigen wirklich sehr schön anzusehen, es gibt wunderschöne Bäume und Tempelanlagen zu sehen. Das ist aber auch alles. Für das Affenerlebnis braucht man hier nicht herein, finden wir, wobei der Krümel es schon toll fand die Affen in so einer Anzahl einfach so und ohne Zaun dazwischen beobachten zu können. Er und auch wir kennen sie ansonsten eben nur aus dem Zoo. Unterm Strich ist also unsere Empfehlung: Spart euch den Eintritt für den Wald und erfreut euch an den Äffchen in der Stadt. Und das tun wir bald auch schon wieder. Als wir den Wald gerade verlassen haben und auf der Straße stehen, hören wir hinter uns plötzlich einen kleinen Knall. Wir drehen uns um und können erahnen was passiert ist. Ein Affe hat irgendwo eine Kokosnuss ergattert. Um diese zu öffnen, hat er sie von einem Hausdach auf die Straße geworfen. Und ich muss sagen, der Versuch ist geglückt, er kann sich nun an der Nuss laben und zum Glück hat sie niemanden verletzt und nichts beschädigt. Am nächsten Morgen sehen wir übrigens noch weitere Makaken auf dem Dach des Nachbarhauses unserer Unterkunft herumturnen. Ein tolles Schauspiel! An unserem letzten Tag wagt sich ein Affe sogar auf unseren Balkon, weil unser Nachbar eine Drachenfrucht draußen auf dem Tisch hat liegen lassen. Die ist dann ziemlich schnell weg und der Affe auch. Als er wieder auftaucht, hat er einen ganz rot verschmierten Bart. Es juckt den Affen im Übrigen nicht die Bohne, dass wir laut in die Hände klatschen, rufen und andere Vertreibungsversuche unternehmen.
Spielen inklusive
Wieder zurück in der Unterkunft testet der Krümel erst einmal ausgiebig den Pool. Und traut sich zum ersten Mal ganz ohne Schwimmhilfe zu schwimmen. Und natürlich kann er es, das haben wir schon die ganze Zeit gewusst – er wollte es bloß nicht glauben. Allerdings müssen wir ihn nun noch davon überzeugen, dass er es auch ohne Taucherbrille und Schnorchel kann. Die sind für ihn nämlich so wie für Superman sein Umhang.
Die Familie bei der wir wohnen hat einen 5-jährigen Sohn, Ruby heißt er. Der Krümel, der mittlerweile Übung darin hat sich mit Englischbröckchen oder Händen und Füßen zu verständigen, holt sogleich seine Spielzeugauto-Flotte und die beiden Jungs spielen die nächsten Stunden und auch die nächsten Tage zusammen.
Für den nächsten Tag haben wir eine Privattour mit Donny Wirawan, einem Einheimischen mit hervorragenden Deutschkenntnissen vereinbart. Er wird uns individuell und abseits von Touristenbussen seine Heimat zeigen. Wir freuen uns schon drauf!
Auf so einer Opfergabe mit Reis kann man schöner ausrutschen als auf einer Bananenschale….
😉
Hallo Gerd,
ich entnehme deinem Kommentar, dass du während deiner Bali Reise auf einer Opfergabe ausgerutscht bist? Das ist natürlich unglücklich. Mich verwundert allerdings viel mehr, dass wir uns bei den hiesigen Straßen-und Bürgersteigverhältnissen noch keinen Fuß umgeknickt haben…
Danke für den Palmzucker-Tipp, werden wir ausprobieren!
Was mir noch aus Ubud in Erinnerung geblieben ist, ist Tee gesüßt mit Palmzucker.
Super lecker!
Dazu fällt mir ein: „Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den anderen kalt. Die ganze Affenbande brüllt: Wo ist die Kokosnuss, wo ist die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?“
Liebe Kristina,
da hast du definitiv recht, das Lied passt 100% 🙂