Thailand hat uns wieder
Wir sind angekommen, angekommen in unserem geliebten Thailand und ankommen tun wir auch immer mehr im “Lass dich vom Leben treiben”. Wir brauchen keine Uhr, wir stehen auf, wenn wir wach werden. Nein, eigentlich erst nach einer ausgiebigen Kuschel-Phase zu dritt. Wir gehen ins Bett, wenn wir müde sind, meist so gegen 21 oder 22 Uhr. Wir haben keine Termine, keinen Druck, morgens beim Frühstück muss es nicht husch husch gehen, die einzige Verpflichtung am Tag ist es sich mit Sonnencreme einzuschmieren! Wir machen einfach, wozu wir Lust haben und wann wir Lust haben. Wenn es uns irgendwo gefällt, bleiben wir länger, wenn nicht, dann nicht. Wenn wir ursprünglich geplant hatten auch hier einen Kochkurs zu machen, jetzt aber gerade so gar keine Lust dazu verspüren, dann lassen wir es eben einfach. Ich habe Lust mich bei einer Fußmassage verwöhnen zu lassen, die Männer wollen aber lieber im Pool planschen, dann machen wir das. Wir haben gerade einfach nur Zeit, Familienzeit, Zeit zu dritt und davon ganz viel. Keine Verspannungen mehr, keine Kopfschmerzen! Meine Haut wird deutlich besser. Das ist gerade soooo schön! Und das ist auch beim Krümel angekommen: Es gefällt mir, wenn ihr nicht arbeiten müsst und wir einfach machen, was wir wollen. Können wir jetzt immer Urlaub machen?
By the way, wo wir gerade von wir machen wozu wir Lust haben, reden: Der Krümel ist seit Wochen auf dem Ich-darf-machen-was-ich-will-Trip (kurzzeitig haben wir uns schon gefragt, ob die Pubertät heutzutage schon mit knapp 6 Jahren beginnt), das ist fürs Selbstwertgefühl eine super Sache, hat aber seine Grenzen. Diese konnte ich ihm dann sehr anschaulich bei einer seiner Vorschulaufgaben erklären. Es ging um den Straßenverkehr, rote und grüne Ampel. Selbstredend weiß er, bei welcher Farbe was zu tun ist, aber er kann ja machen was er will, also beschließt er kurzerhand heute alles andersherum zu machen und das gehende Männchen rot zu malen und umgekehrt. Ich halte ihm einen Vortrag über Regeln, die allgemein gültig sind und was passiert, wenn er ab heute als Einziger bei rot über die Ampel geht. Das hat gewirkt 🙂
Es ist merkwürdig, wir hatten in Vietnam nicht den Eindruck, dass er unglücklich war und doch ist auffällig, dass der Krümel, kaum sind wir in Thailand angekommen; viel lebendiger, quierliger und mit mehr Freude dabei ist. Er kann sich hier viel freier bewegen, muss nicht ständig aus Angst, dass ihn jemand überrollen könnte, an meiner Hand laufen. Außerdem sind die Thais nicht ganz so aufdringlich, wie die Vietnamesen, wenn es um kleine, blonde Kinder geht. Sie flippen nicht sofort aus und haben nicht den Drang dieses besondere Wesen unbedingt berühren zu müssen. Und, was uns allen dreien sofort aufgefallen ist: es ist so ruhig! Auch hier in Chiang Mai gibt es natürlich Verkehr, wobei dieser mehr von Autos als von Rollern dominiert ist. Bei den Autos muss man noch unterscheiden zwischen normalen PKW, Tuktuks und den Songtaews. Tuktuks sind kleine dreirädrige Gefährte, wo man als Fahrgast genau auf der Höhe der ganzen Abgase sitzt und diese schön inhalieren kann. Diese Fortbewegungsmittel sind hauptsächlich für die Touristen.
Die Songtaews sind rote (vereinzelt auch gelbe) Pickups, bei denen man auf der mit zwei Sitzbänken ausgestatteten Ladefläche sitzt. Diese günstigen Taxis schmücken das Stadtbild, man kann sie an jeder Ecke heranwinken und sagen, wo man hin möchte. Entweder es passt gerade zu der Fahrtrichtung, die die bereits sitzenden Passagiere haben oder nicht. Die Fahrer haben aber auch nichts gegen eine Privattour. innerhalb der Stadt zahlt man 30 Baht pro Person, das ist kein Euro. Geht es darüber hinaus, verhandelt man einen individuellen Preis mit dem Fahrer. Kaum hatte der Krümel die Gefährte in seiner Lieblingsfarbe gesehen, war für ihn klar: damit möchte ich fahren!
Und um nun einmal von vorne zu beginnen: Wir verbringen in Thailand zunächst knapp 10 Tage im Norden, erst in Chiang Mai, dann in Pai. Das ist ein Teil, den wir noch gar nicht kennen und auf den wir sehr gespannt sind.
Chiang Mai wird auch Perle des Nordens genannt. Wir kommen hier an und fühlen uns direkt wohl. Wir haben ein einfaches Hotel mitten in der Altstadt, Chiang Mai Thai House heißt es. Es ist gerade zum Teil renoviert worden, wir haben allerdings noch ein Zimmer im alten Teil, ist billiger. Wir haben keine Klimaanlage, nur einen Ventilator. Der reicht hier aber völlig aus, im Norden ist das Klima insgesamt kühler bzw. angenehmer als im Süden Thailands. Unten gibt es einen Pool, im Empfangsbereich stehen 24 Stunden Getränke und kleine Snacks zur Selbstbedienung, häufig handelt es sich dabei um Obst und selbstgebackene Küchlein. Das Frühstück bekommen wir morgens auf der anderen Straßenseite, dort haben sie ihre Küche. Man kann wählen zwischen einem englischen Frühstück mit Ei in verschiedenen Variatonen oder Müsli mit Obst.
Tag 1: Tempel und Stadtpark
An unserem ersten Tag möchten wir gerne erst einmal wissen, wo wir uns hier überhaupt befinden und schlendern durch die Stadt. Die Altstadt ist noch komplett umgeben von einer Stadtmauer, die wiederum von einem Kanal. Unsere Unterkunft liegt unmittelbar am Tha phae Gate, dem zentralen Platz der Stadt. Chiang Mai ist bekannt für seine unzähligen Tempel (Wat) und Tempelanlagen. Mankommt sozusagen gar nicht darumherum welche zu sehen. Zwei besonders schöne, wie wir finden, schauen wir uns auch in Ruhe an. Der Wat Chedia Luang ist eine der größten Tempelanlagen in der Altstadt. Er zeichnet sich vor allem durch große Elefantenstatuen aus, die auf die Stufen gesetzt wurden. Unweit davon gibt es den Wat Phan Tao , er ist im Gegensatz zu anderen Tempeln komplett aus Teakholz gefertigt und im Inneren sitzt ein riesiger goldener Buddha. Wunderschön anzusehen! Und ihr glaubt gar nicht, wie es dem Krümel gefällt, die unterschiedlichen Buddha Statuen anzukucken, Drachen-, Tiger- und Elefantenfiguren zu entdecken und die Glocken zu läuten. Er hat seinen Spaß! Später landen wir dann im Nong Buag Hard Public Park und bleiben dort für ein paar Stunden hängen. Wir leihen uns, wie fast alle hier, für ein paar Baht eine Bastmatte aus und legen uns auf die Wiese. Nicht ohne dass der Krümel sich vorher auf dem Spielplatz ordentlich ausgetobt hat. Wir liegen da, schauen in den Himmel, hören die Vögel zwitschern und genießen das Leben. Wir lesen, spielen, dösen und der Krümel sammelt herrlich duftende Blüten. Es gibt ein paar kleine Kioske und einen ziemlich tollen Trimmdich-Pfad. Fischteiche mit Brücken überspannt und gut gepflegte große Grünflächen. Und dann ist es endlich soweit: wir beschließen mit einem roten Taxi zurückzufahren! Der Krümel ist ganz aus dem Häuschen.
Abends schlendern wir über einen von mehreren Nachtmärkten. Hier reihen sich Garküchen, also kleine Essenstände zumeist auf einem Roller oder ansonsten einfach auf der Straße, an Garküchen. Und das ist für uns auch ein bedeutender Teil Thailands. Die Thailänder selbst lieben das Essen und essen eigentlich ständig bzw. denken an das nächste Essen, so sagt man. Sie sollen sich auch nicht begrüßen mit wie geht es dir, sondern hast du schon gegessen. Folglich wird überall gegessen, das widerum bedeutet es gibt vieles to go. Und das natürlich in Plastiktüten. Man bekommt Becher mit Plastikhenkeln, Essen in Styroporschalen oder auch Suppe in Plastiktüten, manchmal werden auch Getränke in Plastiktüten gefüllt und dann kommt einfach ein Strohhalm rein. Die thailändische Küche, übrigens die Beste, die wir kennen, ist eine sehr frische und zumeist gesunde Küche. Viel knackiges Gemüse und scharfe und weniger scharfe Currys oder Suppen. An Nudeln und Reis fehlt es auch nie. Natürlich gibt es hier auch Süßes, so wie z.b. den von uns sehr gerne gegessenen sticky rice with mango (süßer Klebreis mit Mango). Wir lieben das Thai-food. Deshalb gibt es auch nur in Ausnahmefällen bzw. wenn wir einfach mal Abwechslung brauchen europäisches Essen. Und das ist auch gar nicht so einfach zu finden, zumindest wenn es schmecken soll, wie wir es kennen. Die Thais sind zwar Küchengötter, aber auch hier gilt: Schuster bleib bei deinen Leisten! Pizza, Burger und Co, die wirklich schmecken, sind schwierig zu finden.
2. Tag: Elefantenmist-Park
Am nächsten Tag fahren wir mit einem Songtaews in ein ca. 15 km entfernten kleinen Park, der sich Elephant Poopoo Paper Park nennt. Hier wird äußerst anschaulich gezeigt, wie aus Elefantendung Papier hergestellt wird. Das Tolle ist, man darf auch selber Hand anlegen. Wir schöpfen also Papier und können hinterher Karten, Bilderrahmen, Lesezeichen oder kleine Notizbücher selber verzieren. Und das Beste: es stinkt kein bisschen, denn es wird nur mit getrocknetem Dung gearbeitet.
3. Tag: Viel Spaß im 3D-Art-in Museum
Dann kommt der 6. Dezember – in Deutschland Nikolaus, hier merkt man nichts davon. Wir verbringen den Tag im 3D Art In Museum. Der Krümel, der seit einigen Tagen großen Spaß am Fotografieren gefunden hat, kann sich hier richtig austoben. Und das geht besonders gut, weil ich ihm dafür meine kleine Kamera geliehen habe. Hier sind sämtliche Kunstwerke, ob Städte, Tiere oder Landschaften so geschickt ausgestellt, dass man, wenn man sich an vorgegebene Stellen positioniert, aussieht, als wäre man selber Teil eines Bildes. Das hat natürlich nicht zwangsläufig etwas mit Thailand zu tun, ist aber mal eine sehr nette Abwechslung. Es ist ein sehr lustiger Vormittag.
Abends machen wir einen Abstecher zur kilometerlangen Nimmanhemin Road, eine Straße mit mehreren Seitenarmen, bestehend aus hippen kleinen Geschäften, Galerien, Cafes und Lokalen. Zur Feier des Tages darf der Krümel aussuchen, ob es Pizza oder Burger geben soll, für beides haben wir gute Adressen empfohlen bekommen. Er entscheidet sich für Burger und so landen wir im Beast Burger – sehr, sehr lecker. Und auch von uns 100 % zu empfehlen!
4. Tag: Mit dem Mietwagen zum Doi Inthanon Nationalpark
Und an unserem vorerst letzten Tag in Chiang Mai, folgte unser persönlicher Höhepunkt: wir sind in den Doi Inthanon Nationalpark gefahren. Und zwar selbst und ganz alleine. Das soll heißen, wir haben uns, hauptsächlich auch wegen des Krümels, gegen eine organisierte Tour entschieden. Wir wollten nicht von einem Fahrer bzw. einer Gruppe und festen Programmpunkten abhängig sein, sondern einfach autark. Da wir sowieso mit einem Leihwagen zu unserer nächsten Unterkunft nach Pai in die Berge fahren wollten (es sind über 700 Kurven bis dahin und da vertraue ich, die beim Serpentinenfahren immer schnell zu Übelkeit neigt, wirklich nur meinem Mann als Fahrer, der Rücksicht auf mich nimmt), haben wir ihn einfach einen Tag früher gemietet. Stephan ist bereits mehrmals in Thailand, wo Linksverkehr herrscht, gefahren. Außerhalb der Städte, wo kaum Rollerfahrer sind, ist das für ihn auch kein Problem. Innerhalb ist es gut, wenn man mit vier statt nur mit zwei Augen den Verkehr im Blick hat, um nicht versehentlich einen Rollerfahrer mitzunehmen. Ein bisschen brenzelig ist es trotzdem, da hier grundsätzlich der farang, wie die Thais uns Ausländer nennen, Schuld an einem Unfall hat, einfach, weil er ja nicht passiert wäre, würde der farang nicht gerade Urlaub hier machen. Es ist daher nicht von Nachteil, wenn man für den Fall der Fälle immer genug Bargeld in der Tasche hat, um sich ggf. “freizukaufen”. Wir haben uns bei northweels einen Isuzu MU7 geliehen. Der Diesel kostet hier pro Liter zurzeit 0,73 Euro.
Der Krümel ist schon ganz heiß darauf gewesen und freut sich riesig, dass wir mal endlich wieder selber fahren. Also Kindersitz rein, Kopfhörer auf die Ohren, Bibi Blocksberg einschalten und los geht es!
Der Doi Inthanon Nationalpark beherbergt den gleichnamigen Berg, der mit über 2500 Metern der höchste Berg Thailands ist. Von Chiang Mai aus sind es bis zur Spitze des Berges gute 100 Kilometer. Mehr als die Hälfte der Strecke fahren wir auf der Schnellstraße 108, bevor es nachher auf die 1009 geht. Wir fahren an vielen Geschäften vorbei, an großen Supermärkten, Schulen, Militärgelände und einer Universität. Kurz vor dem Eingang des Parks biegen wir links zum Mae Klang Wasserfall ab.
Dort können wir bereits die Eintrittskarten für den Nationalpark kaufen. Wir haben pro Erwachsenen 300 Baht bezahlt, das sind 8 Euro. Der Krümel war frei. Kurz darauf fahren wir durch den ersten Checkpoint. Es geht vorbei an Reis-, Blumen-und Erdbeerfeldern. Ja, ihr habt richtig gelesen, hier im Norden herrscht ein Klima in dem Erdbeeren wachsen können. Ansonsten kommt man hier eher schwierig an die roten Früchte heran. Bald erreichen wir einen weiteren Wasserfall, den Watchirathan Wasserfall. Über 70 Meter stürzt das Wasser hier in die Tiefe und man bekommt eine kühle Brise ab, wenn man davor steht. Ein tolles Naturschauspiel.
Und dann geht es ganz nach oben, zum höchsten Punkt Thailands. Es sind 17 Grad. Für uns ein Grund eine leichte Jacke überzuwerfen, für so manchen Asiaten muss da schon die dicke Winterjacke samt Wollmütze her. Wir gehen wir zuerst einen 15-minütigen Trail durch den Cloud-Forest über einen Board-Walk. Es ist ein schöner Spaziergang durch den Dschungel, der Boden ist sumpfig, das Geländer und viele der Bäume mit Moos bewachsen. Das Moos scheint eine Art Schutzfunktion für die Bäume zu sein bzw. als Wasserspeicher in der Trockenzeit zu dienen. Hier wachsen aufgrund der Witterung auch Bäume, wie z.B. die Eiche, die es in Thailand normalerweise gar nicht gibt. Wir sehen aber auch viele von Lianen umschlungenen Bäume oder auch so manch freischwebende Liane, sicher eine wahre Freude für Tarzan.
Und dann besuchen wir noch die beiden great holy relics Pagoda of Naphamethanidon und Naphapholphumisiri. Die erste Pagode wurde 1987 zum 60. Geburtstag des früheren Königs Bhumibol Adulyadej von der Royal Thai Airforce aufgestellt, die zweite 1992 zum 60. Ehrentag seiner Frau. Zu beiden führen sowohl Treppen als auch Rolltreppen hinauf. Um die Pagoden herum wurden wunderschöne Blumengärten angelegt. Hier wachsen sogar rote Christsterne.
Ein wirklich toller Tagesausflug und auf jeden Fall empfehlenswert!
Abends gehen wir zum zweiten Mal zu Mr. Kai oder auch Tony genannt. Ein kleines, ganz einfaches Restaurant, in dem es authentische Thaiküche zu kleinen Preisen gibt. Tony ist eine Seele von Mensch und steht jeden Abend selbst im Lokal und bedient die Gäste. Hier waren wir sicherlich nicht zum letzten Mal. Und hier noch ein bisschen Food-Porn für euch.
Hallo zusammen!
Ich lese gerne eure Berichte. Ich selbst würde es im Urlaub gar nicht schaffen, so viel und so ausführlich schreiben.
Alles Gute weiterhin auf eurer Reise!
Hallo,
das liest sich spannend!
Thailand liebe ich ebenfalls mit meiner Tochter, nach Vietnam zieht es uns im kommenden Jahr, da werde ich gleich mal in euren Berichten stöbern 🙂
Liebe Grüße
Wie interessant, den Unterschied zwischen Vietnam und Thailand habe ich ähnlich wahrgenommen. Es ist das einzige Land, in das wir definitiv nicht noch einmal fahren werden. Thailand dagegen – da wäre ich sofort dabei!
Viel Spaß in Pai! Verbringt ihr dort Weihnachten?
Jenny
Vielen Dank für eure Kommentare!
@ Kristina: Für mich ist das eigentliche Schreiben keine Arbeit. Es ist eher wir eine Art Tagebuch schreiben, bei dem ich die Tage Revue passieren lasse und all die Eindrücke verarbeite. Und das teile ich dann eben mit euch.
@Isabel: schön,dass dir der Artikel gefallen hat. Solltest du noch Fragen zu Vietnam haben, helfen wir gerne weiter!
@ Jenny: Das ist wirklich interessant. Nein, Pai haben wir leider schon wieder verlassen, werden aber garantiert noch einmal wiederkommen! Wir werden Weihnachten im Süden Thailands verbringen.
Der Bericht liest sich super! Klingt nach viel Freude und schöner Zeit!