Ich hatte bereits kurz davon berichtet, dass ich seit neustem Autorin bin. Nein, nicht nur auf meinem Blog, jetzt auch für den Verlag world for kids von Britta Schmidt von Groeling. Ich schreibe den Kinderreiseführer Bali for kids .
Wie alles begann…
Alles fing mit unserer Reise an. Als wir in Thailand waren, hatte ich die Idee einen Kinderreiseführer zu schreiben. Mithilfe der Eintragungen und Zeichnungen vom Krümel in seinem Notizbuch wollte ich etwas kreiren. Sozusagen vom Kind fürs Kind, Input der Kinder interessiert und anspricht, Hinweise auf besonders familienfreundliche Orte. Also weit entfernt von Restaurant und Hotelempfehlungen und Sightseeing-Hotspots. Zunächst habe ich dann mal den Markt gecheckt, welche Angebote gibt es schon. Dabei bin ich dann auf Thailand for kids, einen Kinderreiseführer aus dem Haus world for kids gestoßen, der meiner Idee schon recht nahe kam. Neben sehr lehrreichen und kinderfreundlichen Texten zu Land und Leuten gibt es sowohl Fotos als auch Illustrationen, ein Spiel und eine Vorlesegeschichte. Ich habe Kontakt zur Verlegerin und Autorin Britta Schmidt von Groeling aufgenommen, ihr von unserer Reise berichtet und gefragt, ob sie sich evtentuell auch Fremdautoren vorstellen könnte. Zufällig hatte sie gerade in Planung auch andere für sich schreiben zu lassen. Britta hat unseren Blog gelesen und ihr hat mein Schreibstil gefallen. Über Bali könnte ich wohl schreiben…
Die Vorzüge eines bereits bestehenden Verlags nutzen
So muss ich das Rad nicht neu erfinden und kann die Vorzüge eines bestehenden Verlags nutzen. Was aber auch Anpassung, Herausforderung und manchmal auch Einschränkung bedeuten kann.
Ich habe ein Probekapitel geschrieben und es stieß auf großes Gefallen. Wir, Britta und ich, haben ein langes Telefonat geführt. Sie hat mir die Rahmenbedingungen erläutert, ich habe ihr meine bisherigen Ideen vorgestellt und natürlich haben wir uns auch darüber hinaus unterhalten. So haben wir uns auch gleich ein bisschen kennengelernt. Dann war es soweit.
Der Autorenvertrag und ich
Ich habe einen Autorenvertrag unterschrieben, einen richtigen Autorenvertrag. Ein ganz besonderer Moment für mich. Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, bloß ist mir bisher nie die passende Idee gekommen. Ich hatte auch immer eher in Richtung Belletristik gedacht. Jetzt wird es ein Kinderbuch und ein Reiseführer in einem. Wie gesagt, um das Drumherum brauche ich mich glücklicherweise nicht kümmern.
Also nur schreiben? Nein, ganz so einfach ist es doch nicht…
Was neben dem Schreiben noch wichtig ist
Welche Aufgaben mir als eingekaufte Autorin tatsächlich noch zufallen, liste ich nachfolgend einmal auf:
Zunächst ist ein Zeitplan wichtig, denn es gibt einen Abgabetermin, der möglichst eingehalten werden sollte. Außerdem brauche ich so einen Plan auch immer für mich, um mich selber besser strukturieren und irgendwo Häkchen hintersetzen zu können. Zu allgemeinen Arbeitserleichterung haben wir von der Verlegerin ein Dokument vorgegeben bekommen, dass wir “Seitengestaltung” nennen. Hierauf haben wir alle drei, also die Verlegerin (Lektorin), die Illustratorin Charis Bartsch und ich, Zugriff. Darin sind Seitenvorgaben und Kapiteltitel vorgegeben, ich habe sie mit der Zeit mit Inhalt gefüllt, d.h.mit meinen Ideen. Manchmal nehme ich auch Vorschläge für die Bildgestaltung mit auf. Zusätzlich schreibe ich Daten daneben. Das sind Zeitangaben, wann ich schätze mit dem jeweiligen Text fertig zu sein.
Ich arbeite neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit an dem Reiseführer. Das heißt mehr oder weniger zwischendurch, also nach der Arbeit, an Wochenenden und meinem freien Tag in der Woche. Kurzum: ich schreibe in den letzten zwei Monaten in (fast) jeder freien Minute und muss euch sagen: ich liebe es. Es macht mir riesigen Spaß und hat Suchtfaktor, auch wenn es in dieser Kombination wirklich anstrengend ist.
Zum Schreiben selber möchte ich weiter unten etwas sagen. Machen wir aber erst noch einmal weiter im Text. Was gehört sonst noch dazu?
- Bibliotheksbesuche: Kinderbücher über Indonesien bzw. zum Thema Religion und Geschichte lesen, sofern vorhanden
- im Internet zu o.g. und vielen weiteren Themen recherchieren
- Reisefotos durchforsten und selektieren
- sich ins Reisefeeling zurückversetzen (dafür u.a. eigene Blogeinträge lesen)
- das Mondo Mio Museum in Dortmund besuchen (um noch mehr das Feeling für kindgerechtes Schreiben zu bekommen)
- verschiedenste Obsthändler abklappern, um an eine ganz bestimmte exotische Frucht – die für eine Bildergeschichte gebraucht wird- zu bekommen.
Und wie läuft das mit dem Schreiben?
Angst vor dem berühmten weißen Papier habe ich zum Glück nie gehabt. Trotzdem kann ich nicht auf Kommando schreiben, zumindest nicht so gut. Es bedarf schon einer kreativen Phase. Manchmal schießen mir die Einfälle einfach so in den Kopf. Diese halte ich dann sofort in einem Memo im Handy fest oder kritzel sie auf Papier.
Manchmal muss ich aber auch etwas nachhelfen. Wenn ich ein Zeitfenster frei habe und mir vornehme zu einem bestimmten Thema zu schreiben, es aber nicht so recht eine Idee kommen will, fällt mir am besten etwas ein, wenn ich in Bewegung bin, also zum Beispiel spazieren oder schwimmen gehe. Und wenn das mal nicht funktioniert, nutze ich die Zeit eben um schon geschriebene Texte noch einmal zu überarbeiten oder Recherche zu betreiben. Sowieso muss ich sehr viel recherchieren. Ich habe zwar eigene Eindrücke während meines Aufenthalts auf Bali gewonnen und dank unseres deutschsprachigen Guides auch enorm viel über Land und Leute gelernt, trotzdem möchte ich diese Informationen zum einen überprüfen und muss sie auch ausweiten. Eine wirklich spannende und interessante Arbeit.
Manchmal werfe ich aber frühere Ideen auch einfach wieder um. Als mir auf Anhieb kein Thema für die Vorlesegeschichte eingefallen ist, hat mir ein Gespräch mit Britta sehr geholfen. Dabei habe ich unsere Erlebnisse vor Ort noch einmal Revue passieren lassen und plötzlich wusste ich, worüber ich schreiben möchte. Erste Stichworte und Sätze werden in den PC gehakt, die Reihenfolge hier und da geändert, dann werden noch einmal Nachforschungen betrieben, Kontakt zu Leuten vor Ort aufgenommen, um möglichst realistische und detailgetreue Informationen zu verarbeiten und so entsteht langsam das Gerüst der Geschichte. Wenn es damit nicht recht weitergehen wollte, habe ich sie einfach erst einmal außer Acht gelassen und mich etwas anderem zugewandt.
Mit dem Kapitel Geschichte des Landes habe ich mich anfangs schwer getan. Je mehr ich mich eingelesen habe, desto besser ging es, sodass ich am Ende die Anzahl der Seitenvorgaben sogar überschritten habe und wir über Bonusmaterial in Forme eines QR-Codes nachdenken.
Und dann müssen sich Verlegerin, Autorin und Illustratorin natürlich auch immer wieder kurzschließen. In unserem Fall waren weder Britta noch Charis schon auf Bali. So muss ich ihnen durch Beschreibungen, Bilder und meine Blogeinträge versuchen ein Gefühl dafür zu geben. Manchmal habe ich zu meinem Text automatisch ein passendes BIld im Kopf und versuche es dann der Illustratorin zu vermitteln. Manchmal ist es aber auch nicht so und da tasten wir uns dann durch ein gemeinsames Gespräch und Brainstorming heran.
Natürlich baue ich auch immer wieder Auflockerungen ein, damit es nicht zu viel Text bzw. Input wird.
Das Geschäftliche
Wie gesagt, das ist mein erstes Buch uns mein erster nebenberuflicher Job, meine erste selbständige Tätigkeit. Ich werde nach Abgabe des Manuskripts einen Vorschuss vom Verlag bekommen und dann nach Anzahl der verkauften Bücher einen Gewinnanteil, den ich mir mit der Illustratorin teilen werde.
Wie gehe ich jetzt damit um? Brauche ich einen Gewerbeschein? Muss ich irgendetwas beim Finanzamt anmelden? Fragen über Fragen, die mir Finanzamt und Steuerberaterin glücklicherweise schnell beantworten konnten.
Informanten und ein Paket aus fernem Lande
Und dann passieren auch einige kuriose Dinge: so werden zum Beispiel Früchte, die im Buch vorgestellt werden sollen, aber nur in der Landeshauptstadt im Asia Markt zu finden waren, nach ihrer sowieso schon langen Reise auch noch einmal quer durch Deutschland geschickt. Als sie uns erreichen, haben sie schon einen etwas strengen Geruch, zugegeben, aber von außen sind sie noch top. Und das reicht für unsere Fotozwecke auch. Also schnell den Sohnemann geschnappt (wegen der Kinderhände, sieht besser aus wenn die Frucht in einer kleinen Hand liegt) und Fotos mit ihm und der Frucht gemacht. Erster Versuch war nichts, wurde von der Grafikerin nicht akzeptiert. Zu unscharf und die Fingernägel vom Krümel waren nicht sauber genug. Ja, ja, da kommt alles raus! Also, Nägel säubern und noch einmal ran. Der zweite Versuch war erfolgreich.
Dann hakt es etwas bei der Vorlesegeschichte. Ich habe eine Idee, brauche aber noch mehr Details, mehr als ich nach nur einem Besuch von dem Ort des Geschehens im Gedächtnis behalten habe. Was für eine glückliche Fügung, dass mich just in der Zeit jemand über unseren Blog kontaktiert, der gerade auf Bali verweilt und gerne bereit ist mir die nötigen Infos zu geben. Und ein weiterer Informant ist natürlich auch unser damaliger deutschsprachiger Tourguide.
Das Gröbste ist geschafft
Nach über zwei Monaten nimmt das Buch Gestalt an. Ich habe die Texte zu den einzelnen Kapiteln geschrieben, sie wurden kommentiert, daraufhin von mir wieder überarbeitet, lektoriert und letztendlich wurden sie dann finalisiert. Das heißt, sie stehen in ihrer endgültigen Fassung da. Es gibt immer mehr Illustrationen und ein Buchentwurf steht auch schon in unserer Cloud, unserem gemeinsamen virtuellen Arbeitsplatz. Das ist wirklich Wahnsinn! Ich bin so froh, dass ich daran teilhaben darf wie ein Buch entsteht. Das ist alles so aufregend und spannend.
Zurzeit feile ich noch etwas an dem Spiel, das auch Teil des Reiseführers ist und ein regionales und hochaktuelles Thema spielerisch umsetzen wird. Ideen waren relativ schnell da, die Umsetzung finde ich relativ schwierig, da es auf eine Doppelseite begrenzt ist und man davon ausgehen muss, dass die Leser nichts anderes als Steine und Blätter als Spielmaterial haben. Auch hier muss der Krümel und am besten auch noch einer seiner Freunde wieder herhalten. Das Spiel muss schließlich auch spielbar/ durchführbar sein. Nicht, dass ich am Ende irgendwo einen Denkfehler drin habe oder es gar zu schwierig ist. Aber auch diese Hürde werden wir gemeinsam bewältigen. Denn wir sind ein gutes Team, finde ich.
Und jetzt verrate ich euch noch etwas: Die Hauptfigur im Buch wird nicht mehr das blauhaarige Mädchen Kim sein, das mit seinen Eltern verreist, sondern erstmalig durch den reiselustigen Tim ersetzt. Einen Vorgeschmack darauf bekommt ihr hier:
Auf ihren gemeinsamen Streifzügen über die Insel Bali erleben Tim und Donny jede Menge und annimieren so die jungen Leser zum Entdecken und Mitmachen. Das Buch wird im nächsten Frühjahr erscheinen. Wer nicht so lange warten möchte, der world for kids Verlag hat mittlerweile Kinderreiseführer zu mehreren Destinationen herausgebracht, schaut doch einfach mal rein.
So, nun wisst ihr, warum ich in letzter Zeit nicht mehr so regelmäßig zum bloggen gekommen bin. Wenn ihr noch weitergehende Fragen habt rund um die Entstehung des Reiseführers, immer her damit!
Ich wusste gar nichts von diesem außerordentluchen Projekt deinerseits. Ist irgendwie an mir vorbei gegangen.
Großartig, kannst stolz auf dich sein.
Obwohl ich schon so richtig erwachsen bin und auch keine kleinen Kinder mehr habe, freue ich mich schon sehr auf dieses Buch.
Liebe Ulla,
das ist an dir vorbeigegangen? Kann ich mir kaum vorstellen…Oh ja, ich freue mich auch schon riesig auf das Buch und muss dann unbedingt noch einmal nach Bali mit passendem Kinderreiseführer im Gepäck 🙂
Ach cool, ich habe schon einen Verdacht, was das für ein Reiseführer ist 😉 Bali für Kinder? Sehr cool!
Viel Erfolg beim Verkauf, wir sehen uns dann sicher mal auf der Buchmesse am Verlagsstand!
Jenny
Liebe Jenny,
das wundert mich jetzt so gar nicht, dass du schon einen Verdacht hast. Da du ja schon einmal für den gleichen Verlag geschrieben hast. Die Auflösung gibt es auch jetzt in der aktualilsierten Fassung. Ich würde mich freuen dich auf der Buchmesse zu treffen.
Das klingt total spannend! Ja, ich brauche auch kreative Phasen, um schreiben zu können, aber auch einen (zumindest ungefähren) Zeitplan, das hilft ungemein beim Vorankommen 🙂
Viele liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg
Deine Küstenmami
[…] bereits in meinem Beitrag „Wie ein Kinderreiseführer entsteht“ berichtet, habe ich meinen Teil zum Buch schon vor Monaten abgeliefert. Der Text stand. Parallel […]
[…] bereits in meinem Beitrag „Wie ein Kinderreiseführer entsteht“ berichtet, habe ich meinen Teil zum Buch schon vor Monaten abgeliefert. Der Text stand. Parallel […]