Regen in Franz-Josef-Town
Nachdem wir in dem verschlafenen Nest Okarito am Nachmittag kein Boot ausleihen konnten, weil der Verleiher schon geschlossen hatte und es dann auch noch die ganze Nacht durchregnete, freuen wir uns auf die Gletscher. Aber schon auf der eigentlich landschaftlich reizvollen Fahrt gen Franz-Josef sehen wir nichts. Grund dafür: Es regnet und ist bewölkt. Es hört immer wieder mal auf, um danach noch länger und stärker am Stück weiter zu regnen. Wir flüchten zunächst ins Visitor Center, hoffen auf einen guten Landschafts-Dokumentarfilm, wie sie manchmal angeboten werden, aber nichts. Also nehmen wir uns eine Campsite mit Strom und allem Drum und Dran direkt gegenüber. Außerdem nutzen wir das Wetter, um mal wieder der Laundry einen Besuch abzustatten. Das Einzige, was man hier neben Helikopterrundflügen machen kann, ist in die Hot pools zu gehen oder ins Kiwi Center. Alles, wirklich alles, wird hier zu sehr überzogenen Preisen angeboten, sodass wir Abstand davon nehmen – ich sogar von meinem eigentlich geplanten Gletscher- Heliflug. Der wäre bei dem Wetter sowieso nicht möglich. Wir nutzen die Zeit kreativ, bis es abends endlich aufhört und wir auf den Spielplatz gehen und durch den Ort laufen können.
Was tun gegen das Heimweh?
Eine Krümel-Wunschliste hatten wir ja schon erstellt. Pizza essen und ins Schwimmbad gehen, stehen ganz oben. Dem folgen vorne sitzen im Wohnmobil und Mama soll neben mir schlafen. Wir versuchen alles zu erfüllen, Letzteres sofort. Es ist zwar ziemlich eng zu zweit im Alkoven, aber kuschelig. Ich werde jetzt jede 2. Nacht obenschlafen.
Dann basteln wir noch einen Abstreich- Kalender mit den verbleibenden 57 Tagen. So kann der Krümel jeden Tag einen wegstreichen und sieht, wie lange es noch bis nach Hause dauert. Sein bester Freund hat übrigens auch einen, weil er es kaum erwarten kann den Krümel wieder zu sehen. Sie haben sich beim letzten Telefonat schon zu einem “Spieltag zu zweit” verabredet. Und dann überlegen wir uns noch, dass wir es ähnlich wie mit den Smartie-Glas zuhause vor der Reise, jetzt hier mit Kaubonbons machen wollen. 57 mal buntverpackter Kauspaß kommt in eine Tüte und er darf jeden Tag eins nehmen. Das sollte die ansonsten schwer vorstellbare Zeit von ca. zwei Monaten etwas anschaulicher machen.
Neue Wanderschuhe müssen her!
Zu allem Überfluss verabschieden sich auch noch meine Wanderschuhe nach elf Jahren treuen Diensten. Wirklich ein super Timing! Hättet ihr euch nicht ein paar Monate vorher auflösen können? Es müssen Neue her, schließlich sind wir u.a. zum Wandern hier. Die nächste Stadt mit Outdoorladen ist einige hundert Kilometer entfernt. Das es hier keine Möglichkeit gibt, bestätigt auch die nette Angestellte vom Visitor Center als der Krümel-Papa dort nachfragt. Nach kurzem Nachdenken fügt sie aber hinzu, dass sie da jemanden kenne, der welche zu verkaufen habe. Größenabgleich: passt! Am Abend kommt der junge Mann mit den Damenmodellen vorbei. Sie sehen gut aus, sind in einem guten Zustand und passen. Perfekt! Das ist Kiwi-like, schnell und unkompliziert!
Gletscher adieu!
Wir haben uns zwei kindertaugliche Gletscher-Tracks ( Franz-Josef-Glascier- Walk und Fox-Glacier-Walk) ausgekuckt, die wir heute und morgen gehen wollen. Während ich den Rucksack packe, geht der Krümel-Papa ins Visitor Center und fragt nach Shuttle- Bussen zum Gletscher. Als er zurückkommt, macht er ein langes Gesicht. Die Straßen und allermeisten Wege zu den schneebedeckten Bergen sind heute wegen Sturm und Regenschäden gesperrt. Och nö, das kann doch jetzt nicht wahr sein! Dann können wir unsere Zelte hier auch abbrechen – eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben. Wir fahren zum Parkplatz vom Franz-Josef- Glacier und gehen einmal zum Peters Pool Lake, wo sich heute aufgrund der Wolken gar nichts spiegelt und dann einmal die andere Richtung und erhaschen zumindest einen Blick auf den Gletscher, der im Sonnenlicht funkelt. Den Krümel hört man übrigens schon von Weitem: er hat sein kleines Spielzeugflugzeug dabei und lässt es lauthals Motorengeräusche imitierend fliegen. Es sind sehr viele Leute hier hochgefahren, die nun von Rangern erfahren, dass sie umsonst gekommen sind. Hinweisschilder vorher oder im Ort aufzustellen, wäre sicherlich sinnvoller gewesen.
Dann fahren wir weiter in Richtung Haast.
Lake Matheson
In Fox biegen wir aber noch zum Lake Matheson ab. Er ist als Spiegelsee bekannt und ein beliebtes Postkartenmotiv. Wenn man Glück hat, der See ruhig ist und der Himmel klar, spiegeln sich wunderschön der Mount Cook und Glacier Fox darin. Nicht ganz so toll heute. Trotzdem ist der 45-minütige Rundweg um den See sehr schön, er führt mal wieder durch eindrucksvollen Regenwald. Und über eine recht wackelige Hängebrücke. Wir sammeln unzählige Steine und werfen sie ins Wasser. Da es keine Postkarten mit der Hängebrücke gibt, malt der Krümel sie später einfach selber auf die Rückseiten der Postkarten für seine Freunde.
Wir verewigen uns an der Bruce Bay
Wir fahren weiter. Und kommen an die Bruce Bay – hier führt der Highway 6 für kurze Zeit wieder an der Küste entlang. Es gibt einen Viewpoint. Und einen kleinen Verkaufswagen, der sich großer Beliebtheit erfreut. Es gibt super cremiges Fruchteis – ich durfte Erdbeer beim Krümel probieren-, Kaffee, Kuchen und whitebaits. Das sind winzig kleine Fische, die eine Spezialität der Westküste sind und meist frittiert in verschiedenen Arten zubereitet werden. Sie sind ziemlich teuer. Einmal möchte ich sie aber probieren. Ich bekomme die kleinen Fische eingebettet in einem kleinen Omelett mit einer Zitronenspalte und Brot dazu. Schmeckt gut, ist aber geschmacklich nichts Besonderes finde ich. Irgendwann hat wohl mal einer angefangen einen der hier zahlreich herumliegenden weißen Steine zu beschriften nach dem Motto “ich war hier…”. Viele müssen es ihm/ihr seitdem gleich getan haben… Wir machen natürlich auch mit. Und der Krümel hat soviel Spaß an der Steinmalerei, dass er gleich mehrere verziert und signiert. Müsst ihr mal drauf achten, solltet ihr je dort vorbeikommen. Seine sind die Größten und u.a. hat er ein Haus gemalt.
Paringa Lake
Und dann kommen wir am Paringa Lake vorbei und beschließen spontan heute Nacht hierzubleiben. Es ist ein einfacher, aber wunderschöner kleiner DOC- Campingplatz und wir ergattern eine Site in erster Reihe. Wir haben Seeblick.
Busy Wanaka
Unser erster und auch bleibender Eindruck von Wanaka ist: too busy! Es ist so voll hier, so viele Menschen, das gefällt uns nicht. Allerdings ist der Lake Wanaka sehr schön. Wir fahren auf Krümels Wunsch hin eine Runde Tretboot. Dank verstellbarer Sitze kommt auch der Krümel an die Pedalen und kann mitreten. Wir haben viel Spaß dabei. Die Kulisse ist wunderbar. Der See ist eingerahmt von grün, braun und teils schneegepuderten Bergen. Vom Wasser aus entdecken wir einen Spielplatz und den nehmen wir natürlich auch noch mit. Es gibt eine Dinosaurier- Rutsche. Was für eine tolle Idee!
Eine schöne Idee mit dem Abreißkalender und dem Bonbonglas