Krümel's grosse Reise

Unterwegs im Fjordland

Platzwechsel

Der Krümel ist jetzt Ko-Pilot, das heißt er darf vorne neben dem Papa sitzen. Eine ganz große Ehre, denn zuhause ist sein Platz immer auf der Rückbank! Ich bin nach hinten umgezogen und muss sagen es gefällt mir hier mit dem beinahe 360 Grad (Aus) Blick ganz gut. Die großzügige Fensterfront rund um die Essecke gefällt uns sowieso total gut. Das macht alles so hell und freundlich und gewährt uns auch an kalten Tagen tolle Ausblicke beim Essen. Natürlich mögen wir unseren Bulli zuhause noch viel lieber, aber das alte Möhrchen hier ist gemütlich zum drin Wohnen, zum Fahren eher weniger. Sogar der Krümel legte letztens seine Hand aufs Wohnmobil und sagte: Alter, du musst noch durchhalten, wir wollen noch ein bisschen mit dir fahren.
Na jedenfalls habe ich hinten meine Ruhe und kann ganz in meiner Gedankenwelt über neue berufliche Perspektiven und anderes versinken, während Kuh-und Schafweiden, Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen, Berge und Hügel an mir vorüberziehen.

Übrigens bekommt der Krümel jetzt jeden Morgen (oder Abend?) ein Rätsel von seiner Oma gestellt. Da freut er sich schon immer riesig drauf.

Ufo über Queenstown

Queenstown, die Stadt in der das Bungee-Jumping erfunden wurde und es noch viele andere verrückte Freizeitgestaltungsmöglichkeiten mit mehr oder weniger Nervenkitzel gibt, besuchen wir nur kurz zum Lebensmitteleinkauf.
Dabei werden wir Zeugen dafür, dass es Ufo’s eben doch gibt 🙂
Die Landung bekommen wir leider nicht mehr mit, weil wir der Stadt dann auch schon wieder den Rücken zukehren.

(Nachtrag: Auf dem Rückweg von Milford Sound kommen wir noch einmal in die Stadt und nutzen für zwei Stunden das tolle Angebot eines SC-Hub im Industriegebiet hinter den ganzen Supermärkten. Hier kann man kostenlos warm duschen, dumpen und bekommt gratis W-Lan. Ein cooles Angebot).

Auf ins Fjordland

Wir haben am vergangenen Abend Reiseführer geblättert und lange hin und her überlegt. Sollen wir oder sollen wir nicht die Fahrt nach Milford Sound auf uns nehmen und damit unsere Zeit auf der Nordinsel verringern? Dazu muss man wissen: Milford Sound ist einer der feuchtesten Orte der Welt mit durchschnittlich 182 Regentagen pro Jahr. Zeit könnte man gewinnen, würde man von Wanaka aus fliegen und am Fjord aufs Schiff umsteigen, aber nachdem wir die Preise im Internet abgerufen hatten, haben wir uns das schnell wieder aus dem Kopf geschlagen. Obwohl es wirklich sehr reizvoll klingt… Letztendlich wollen wir uns den Milford-Road-Trip, 120 Kilometer von Te Anau bis Milford, für die man gute zwei Stunden Fahrtzeit einplanen sollte, nicht entgehen lassen. Es soll ein landschaftlicher Höhepunkt sein.
Wir fahren also von Wanaka bis kurz hinter Te Anau durch und übernachten auf dem schönen Henry Creek Campingplatz. Für den nächsten Morgen stellen wir uns den Wecker, damit wir um 8 Uhr losfahren können, noch vor dem ersten Ansturm Reisebusse.

Milford Road nach Milford Sound

Wir haben großes Glück und fahren bei herrlichstem Sonnenschein. Streckenweise scheinen wir die einzigen Menschen auf der Welt zu sein.
Nach 25 min Fahrt fahren wir am Punkt  “45 Grad Süd” vorbei – das Pendant dazu müsste irgendwo in Kanada sein.
Erst am 1200 Meter langen Homer Tunnel staut es sich etwas. Hier ein paar Bilder von der wirklich schönen Strecke:

Milford Sound


Der Ort Milford Sound besteht aus nicht mehr als einem Hafen, von wo die Ausflugsunternehmen ihre Fjordtouren starten, einem kleinen Flughafen, einem Cafe und Souvenirshop, einem Hotel, mehreren Parkplätzen mit Shuttlebetrieb zum Hafen und der Milford Lodge. In Letzterer haben wir noch eine Campsite ergattert. Die letzten DOC Campingplätze sind 40 Kilometer entfernt und hier oben haben wir die Hoffnung auf einen spektakulären Sternenhimmel am Abend. Unser Plan ist es, den Fjord (ein Tal das durch einen Gletscher entstanden ist) einmal per Schiff und einmal zu Fuß (Key Summit Track) zu erkunden. Als wir am Hafen stehen und den wundervollen Ausblick genießen, kommen wir uns vor wie in Norwegen (okay, wir waren noch nie dort, aber bestimmt sieht es dort so aus!).

Über den Fjord mit Krümel am Steuer

Wir haben die 2-stündige Entdeckertour mit southern discoveries am Nachmittag gebucht. Leider kommt der Regen früher als er sollte, aber wir lassen uns unsere Laune nicht vermiesen. Wir fahren durch den wunderschönen Fjord und den umgebenden Bergen mit ihren permanenten und temporären Wasserfällen bis hinaus aufs offene Meer. Der Käpt’n steuert teilweise ganz nah an die Felsen, sodass man Flora und Fauna besser sehen kann. Einmal hätte man sogar eine Wasserfalldusche haben können – aber dem hätten auch die Leihregenmäntel beim besten Willen nicht standgehalten. Bei gutem Wetter hätte es sicherlich noch beeindruckende Farbspiele gegeben, aber auch bei Regen ist diese Tour unbedingt empfehlenswert. Unglaublich beeindruckend. Wir sehen zwei Kreuzfahrtschiffe, die von einem gelben Pilotenboot einmal in den Hafen rein und wieder rausdirigiert werden. Die riesigen Kolosse kommen hier ca. alle zwei Wochen vorbei. Wir sitzen übrigens direkt hinterm Kapitän und können ihm über die Schulter schauen. Das Führerhaus ist auf dieser Fahrt für alle Passagiere zugänglich, so dauert es natürlich nicht lange bis der Krümel auch drin steht. Allerdings ist er zu klein und kann nichts sehen. Also frage ich, ob er mal auf den Skippersitz rauf darf und er darf. Zusätzlich bekommt er von ihm noch ein gewaltiges Fernglas in die Hand gedrückt. Wie cool! Außer Wasser und Felsen kriegt er allerdings nichts vor die Linse, die Pinguine und Delfine, die es hier gibt, zeigen sich heute einfach nicht.
Und dann gibt es da noch die inkludierten Lunchtüten. Jeder von uns bekommt eine gut gefüllte Papiertüte. Wie aufregend, fast wie zu Schulzeiten als man mit der Klasse in der Jugendherberge übernachtet hat. Was wohl in meiner drin ist? Ich will es euch verraten: Sandwich,Cracker und Käse, Chips, Cookies, Kiwi ( eine uns hinterhergereiste Kiwi aus Italien muss ich an dieser Stelle kritisch bemerken!) und Apfel und ein Schokoladentäfelchen. Kaffee, Tee und Wasser stehen für alle bereit.

Unterwasserobservatorium statt Tauchgang

Der Krümel-Papa hatte sich nach Tauchgängen im Sound, der korrekterweise Fjord genannt werden müsste, erkundigt.
Zu teuer! Es gibt jedoch eine schöne Alternative: das Milford Sound Underwater Observatory. Hier schaut man sich keine Fische im Aquarium an, sondern begibt sich viel mehr selber in eines – und zwar 60 Stufen bzw. zehn Meter unter der Wasseroberfläche – um die Tiere durch Glasscheiben in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Tauchen ohne nass zu werden sozusagen. Eine Besonderheit ist hier die schwarze Koralle, die tatsächlich weiß  und in solch flachem Gewässer eine Seltenheit ist. Wir werden vom Schiff hier abgesetzt und eine Dreiviertelstunde später von einem anderen wieder abgeholt.


Wir sind so froh die Milford Sounds nicht ausgelassen zu haben!
Am Abend werden die Regengüsse stärker, es steigert sich immer mehr und mehr und hört bis weit in den nächsten Vormittag nicht auf. Ich habe das Gefühl, die Wolken hier meinen immer alles geben zu müssen. Dass sie immer gleich so übertreiben müssen! Wir sehen unsere Wanderung schon ins Wasser fallen.

Unterwegs mit Karlos Kolumnos

Heute spielt der Krümel Sensationsreporter Karlos Kolumnos wie Benjamin Blümchens Freund Otto es getan hat als die Neustädter Reporterin Frau Kolumna krank war. Er hat sich meine kleine Kamera ausgeliehen und rennt damit über den Campingplatz. Bald darauf kommt er wirklich mit sensationellen Bildern wieder: er hat einen Bulli mit Aufstelldach und Schweizer Kennzeichen gefunden. Das ist wirklich eine Seltenheit hier! So wird das noch den ganzen Tag weitergehen.

Chasm Falls und fast Key Summit

Der Wettergott beruhigt sich langsam. Wir verlassen die Lodge und fahren erst einmal bis Chasm Falls. Gestern war der Parkplatz voll mit Reisebussen, heute sind wir sehr früh dran und es regnet. Die Chasm Falls zeigen gleich zweimal  auf eindrucksvolle Weise, wie gewaltig Wasser sein kann. Wir sehen neben den Wasserfällen,  Steine, die vom jahrtausendlang durch sie hindurchgewirbeltem (swirling) Wasser verformt wurden. Es sind kleine runde oder ovale Becken entstanden. Definitiv ein Fall für Karlos Kolumnos.

Und dann entscheiden wir uns doch noch die geplante Wanderung zu machen den Routebourn Track zum Key Summit. Wofür haben wir schließlich unsere Regenklamotten dabei! Wir schauen mal, wie weit wir kommen, vielleicht werden wir auch irgendwo vom Wasser gestoppt. Der Krümel hat zuerst keine Lust, aber als er Wasserfall und Pfützen hört, holt er seinen Wanderstock raus und kommt mit. Der Summit soll einem eine tolle 360-Grad-Aussicht auf die Berge der Umgebung gewähren. Man befindet sich dann um die 900 Meter hoch. Es geht stetig, aber sanft bergan über eine gepflegten Schotterweg, an dem uns teils das Regenwasser entgegengeflossen kommt. Es geht-wie so oft – durch Regenwald, der im Regen tatsächlich noch eindrucksvoller und noch grüner erscheint. Wir passieren zwei Wasserfälle, müssen zur Freude des Krümels öfter durchs Wasser waten, passieren eine Stelle an der man wunderbar das kalte Gebirgswasser schlürfen oder die Trinkflasche auffüllen kann und platschen an mancher Stelle durch Matsch.  Man muss schon gut konzentriert gehen und schauen, wo man hintritt, aber es ist auf jeden Fall gut machbar mit Kindern. Wir entscheiden uns dann aber doch gegen die Gipfelbesteigung. Zum einen, weil es vielleicht doch zu rutschig ist, zum anderen, weil wir auch gerne mal eine Hütte für Mehrtageswanderer von Innen sehen wollen. Und das ist kurz nach dem Abzweig möglich. Wir erreichen die Howden Hut nach mehr als einer Stunde zur Mittagszeit, bei strahlendem Somnenschein und mit knurrenden Mägen. Also hinein in die gute Stube die übrigens durekt an einem See gelegen ist- und wir machen uns an die Marschverpflegung. Wir betreten einen großen, einladend aussehenden Gemeinschaftsraum mit Kamin, Sitzgelegenheiten, Koch-und Spülstellen. Über eine Treppe erreicht man den Schlafsaal, der mit zahlreichen Stockbetten ausgestattet ist. Toiletten gibt es draußen. Waschen kann man sich im See, aber bitte ohne Shampoo. Es ist ständig ein Ranger als Ansprechpartner vor Ort. Einkaufen kann man hier oben nicht und Müll entsorgen auch nicht, Küchenausstattung gibt es ebenfalls nicht, genauso wenig wie Decken und Kissen. All das gilt es zu bedenken bei einer Mehrtagestour. Die Rucksäcke der anderen Wanderer sehen teilweise auch wirklich gewaltig (schwer) aus. Wir werden staunend gefragt, ob der Krümel den gesamten Track mit uns gelaufen ist, man hätte hier bisher nich keine anderen Kinder gesichtet. Kennt ihr jemanden, der Mehrtagestouren mit Kindern läuft oder seid ihr vielleicht selbst schon einen solchen Track mit eurem Nachwuchs gegangen?

Einschub: Wandern mit Kindern

Wandern mit jüngeren Kindern ist übrigens nicht so easy wie man denken mag, weil man ja vermeintlich nur die kurzen und wenig anspruchsvollen Wege geht. Im Grunde genommen finden wir dieses Kindertempo noch viel anstrengender als flotten Schrittes zu gehen. Ständig muss man anhalten – dann gibt es hier eine Pfütze, dann da etwas zu zeigen, dann ist es Hunger, dann Durst. Dann muss man sich was ausdenken, falls die Motivation mal sinkt. Das schlaucht ehrlich gesagt schon. Das ist sicherlich nochmal anders, wenn man mit mehr als einem Kind unterwegs ist. Das haben wir schon feststellen können als wir mit unseren Freunden und deren Tochter unterwegs waren. Die Kinder motivieren sich dann gegenseitig und es läuft wie am Schnürchen.

Da wir relativ früh zurück sind, entscheiden wir die Nacht doch nicht auf dem schönen und in 2017 vergrößerten Cascade Creek Campground vom DOC zu übernachten, sondern wieder ganz runter zu fahren. Te Anau ist im Sonnenschein eine richtig schöne Stadt und wird als Durchgangsort viel zu wenig beachtet. Es gibt einen tollen Spielplatz nahe des Visitor Centers und gegenüber des Sees. Unter anderem hat er eine Doppel-Seilbahn und eine Babyschaukel, wo hinten gleichzeitig ein Erwachsener mitschaukeln kann, zu bieten.
Die Nacht verbringen wir ca. sechs Kilometer weiter bei Andy`s Place. Das ist eine Pferderanch (hier kann man auch Ausritte buchen), wo es gleich neben der Pferdekoppel eine Campingwiese gibt mit Blick auf die Berge gibt. Wir sind mit drei weiteren Campervans alleine. Und diesmal haben wir wieder Glück: es ist eine sternenklare Nacht. So wunderschön!


Krümel

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