Der Städtetrip nach Leipzig war von mir und meiner Mutter schon lange geplant. Das Hotel schon weit im Voraus gebucht, weil unsere Reise zum Zeitpunkt der Leipziger Buchmesse datiert war. Und das nicht ohne Grund. Ich wollte dort mein erstes Buch, den Kinderreiseführer Bali for kids vorstellen und endlich all die lieben Verlagskollegen von World for kids bei der Standparty treffen und kennenlernen. Die Messe wurde abgesagt, das dazugehörige Lesefestival „Leipzig liest“ ordentlich eingestampft. Den Grund dafür kennt ihr, das C-Virus. Wir haben uns trotzdem auf den Weg nach Leipzig gemacht. Was wir dort erlebt haben und wie sich die Corona-Krise gleichzeitig zuspitzte möchte ich euch heute berichten.
Leipziger Hauptbahnhof – das Tor zur Stadt
Wenn man, wie wir, mit dem Zug nach Leipzig reist, ist es, das erste, was man von der Stadt zu sehen bekommt: der Leipziger Kopfbahnhof. Aus historischen Gründen gibt es nach wie vor eine West und eine Osthalle, zusammen ergeben sie eine imposante Bahnhofshalle, die architektonisch einfach ein Hinkucker ist. Und damit nicht genug, eigentlich braucht man sich gar nicht weit wegbewegen, denn es handelt sich hier gleichzeitig auch um eine Promenade mit unglaublich vielen Geschäften auf zwei Ebenen. Nicht ohne Grund spricht der Leipziger auch vom „Shoppingcenter mit Gleisanschluss“. Kleiner Tipp: auf Gleis 24 bzw. das Gleis, das nach 23 kommt (es ist nicht extra markiert) stehen zur Erinnerung an frühere Zeiten eine alte Lok und zwei historische Züge.
Stadterkundung per Bus und per pedes
Es ist Donnerstagmorgen. Beim Frühstücksbuffett spreche ich die Kellnerin darauf an, ob sie etwas von Corona bemerkt. Und ob, es habe etwa zweihundert Stornierungen gegeben, daher sei heute morgen auch nur ein kleiner Teil des Restaurants geöffnet. Ich werde von meiner Kollegin per Whatsapp upgedatet, was die Corona-Vorgehensweise im Betrieb angeht, da sich unser Urlaub überschneidet und wir uns nächste Woche nicht mehr sehen werden. Wir bedienen gemeinsam die Hotline für Mitarbeiter und beantworten Fragen rund um Corona. Es wurde ein Krisenstab eingerichet, dieser soll nach Anweisung der Geschäftsführung ab sofort zweimal am Tag tagen. Genug der Info, ich will das in meinem Urlaub alles gar nicht so genau wissen.
Ansonsten merkt man nichts von Corona. Die Stadtrundfahrt, die wir mit einem knallroten Bus, aus dem man an jeder beliebigen Haltestelle aus und später wieder einsteigen kann, machen, wird frequentiert wie immer. Da es zwischendurch zu regnen beginnt und echt kalt draußen ist, steigt bloß kaum jemand aus. Dafür haben wir eine tafffe Reiseleiterin, die ihren Job echt gut macht und uns regelmäßig zum Lachen bringt. Im Preis inbegriffen ist auch ein Stadtrundgang am Nachmittag. Den nehmen wir selbstverständlich auch noch mit. Leipzig ist eine wunderschöne Stadt, der Innenstadtkern besteht aus unverschämt vielen, gut erhaltenen und prunkvollen Altbauten. Einer chicer als der andere. Die Commerzbank ist sogar mit Blattgold verziert. Der Stadtkern ist geprägt von zahlreichen Passagen, die früher die Messen /Verkaufsmärkte darstellten. Im Zentrum liegt alles relativ dicht beieinander, was eine Stadterkundung per pedes gut möglich macht. Ansonsten sind die Straßen und Fußwege angenehme breit, man hat hier überall irre viel Platz.
Auerbachs Keller: auf den Spuren von Goethes Faust
Der ein oder andere wird es vielleicht für Touristennep halten. Für mich als Abiturientin mit Deutsch-LK, die Goethes Faust auch noch tatsächlich gerne gelesen hat, stand fest: wenn ich in Leipzig bin, möchte ich auch in Auerbachs Keller essen. Und was soll ich sagen? Das Festmahl bestehend aus Rotkohl, Klößen und Wildschweinbraten war nicht nur unheimlich lecker (und ein fairer Preis war es für die Lage auch), es hat aufgrund der Atmosphäre einfach doppelt gut geschmeckt. Schon beeindruckend. Zunächst geht man einige Stufen, die übrigens mit rotem Teppich ausgekleidet sind, hinunter. Nach dem wir durch die Tür gegangen sind, stehen wir in einem riesigen Kellergewölbe. Hier stehen viele Tische, an den Wänden sind Szenen von Faust zu sehen, ein Stimmengewirr und ein herrlicher Duft empfängt uns. Ein authentisches und gelungenes Zusammenspiel, wie ich finde.
mdr-Panoramaturm oder ein Kaffee mit Aussicht
Das Hochhaus inmitten des Stadtzentrums hat viele Namen. Weißheitszahn oder aufgeschlagenes Buch und viele andere. Wir fahren mit dem Aufzug in die 29. Etage, sparen uns den Eintritt für die Besucherplattform und setzen uns gleich ins Restaurant und genießen die Aussicht über die Stadt. Bei heißer Schokolade und Kaffee lassen wir unsere Blicke weit und tief schweifen. So kann man von hier oben den Kopfbahnhof in seiner wahrend Größe erkennen oder auch die hübschen blau-gelben Straßenbahnen (ganz besonders die alten Modelle haben es mir angetan) beobachten. Und dann gehen wir einfach mal von Tisch zu Tisch und damit einmal rund, so können wir auch noch in die verschiedenen Himmelsrichtungen schauen.
Stadtteil Connewitz oder einmal die KarLi hoch und wieder runter
Diese Straße kennt wahrscheinlich jeder, der schon einmal in Leipzig war. Unsere Stadtführerin hatte uns die Karl-Liebknecht-Straße ans Herz gelegt, weil sei innovativ, jung, flexibel, modern, hip, außergewöhnlich und noch viel mehr sein soll. Tatsächlich handelt es sich hier um ein beliebtes Kneipen-und Restaurantviertel. Zwischen der ganzen Gastronomie ( viel asiatisch, aber auch sehr viel alternativ und innovative Speisen) gibt es aber auch kleine, süße und vor allem individuelle Läden. So zum Beispiel den kleinen Teekontor oder den Perlenladen, in dem man aus hunderten von Perlen und Steinen seine eigene Kette oder auch Ohrringe gestalten kann. Nachdem wir die KarLi einmal hoch und runter flaniert sind, kehren wir bei “Puschkin” ein. Wir finden uns in einem urgemütlichen Lokal, mit sehr freundlicher Bedienung und empfehlenswertem Mittagstisch wieder. Hier lohnt sich der Blick fürs Detail. Zum Nachtisch gönnen wir uns eine himmlisch süße und dicke Löffelschokolade.
Die deutsche Nationalbibliothek und das Buch-und Schriftmuseum
Eigentlich hätten wir im Rahmen vom Literaturfestival “Leipzig liest” eine Führung durch das Buchmuseum, das an die Nationalbibliothek angegliedert ist, mitgemacht. Im Laufe des Tages waren Versammlungen von mehr als 50 Menschen untersagt worden. Dieses wird mehr oder weniger großzügig ausgelegt, vorsorglich wurden aber auch die restlichen Leipzig liest Angebote abgesagt. Das ist wirklich schade, da eine Führung doch sehr viel unterhaltsamer wäre als von Tafel zu Tafel zu wandern und alles selber lesen zu müssen. Wir fahren trotzdem zur Nationalbibliothek. Ein imposantes Gebäude, von außen wie von innen. Ohne Leseausweis kommen wir leider nur bis in die Eingangshalle, nicht in den Leseraum. In dieser Bibliothek werden zwei Exemplare von jedem literarischen Werk, das in Deutschland erscheint, aufbewahrt. Es handelt sich um eine Präsenzbibliothek. Das heißt die Bücher müssen vor Ort gelesen werden und meistens zuvor bestellt werden, weil sie zuvor erst aus dem Magazin geholt werden müssen.
Im anschließenden Museum wird u.a. die Geschichte des Buches ausgestellt. Wir sehen uns die Dauerausstellung ” Zeichen- Bücher- Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode” an. Es geht um die verschiedensten Techniken Informationen festzuhalten
Um uns herum gibt es immer mehr Einreiseverbote in andere Länder. Ich beginne mir wieder ernsthaft Sorgen um unsere bevorstehende Südafrika-Reise zu machen. Ich spüre, wie sich eine Mischung aus Ärger und Enttäuschung in mir breit macht. So lange haben wir auf diese Reise hingefiebert, so viele Stunden damit verbracht die Route auszutüfteln und entsprechende Unterkünfte zu finden. So viel Herzblut haben wir hineingesteckt und es sollte unser Highlight des Jahres werden. Ich bin jetzt schon davon überzeugt, dass diese Reise ins Wasser fallen wird. Nachdem es zunächst Veranstaltungen mit 1000 Teilnehmern waren, die nicht mehr stattfinden dürfen, ist die Empfehlung und später das Verbot über 500 und mittlerweile auf 50 runtergegangen. Da sich jeder ausrechnen kann, wo das hinführt, werden freiwillig auch schon davon nicht betroffene Versammlungen abgesagt, so z.B. auch meine gerade erst vor einem Monat begonnene Weiterbildung.
Noch etwas für die Augen
Damit dieser Artikel nicht mit so düsteren Gedanken enden muss, habe ich noch ein paar Eindrücke aus der schönen Stadt Leipzig für euch.
Tja, in Leipzig hätten wir uns ja auf der Buchmesse treffen sollen… War leider nix.
Aber schön, dass ihr Leipzig wenigstens trotzdem besucht habt. Von uns ist das nur eine knappe Stunde weg und viele gute Freunde von uns wohnen da, aber trotzdem oder genau deshalb kennen wir die Stadt gar nicht so gut, weil wir eben immer nur zu Leuten fahren 😉
Insofern: Danke für den erneuten Anstups, sich Leipzig #nachcorona endlich mal richtig anzuschauen!
LG
Jenny
Liebe Jenny, ja, vielleicht schaut ihr euch einfach mal mit euren Freunden gemeinsam die Stadt an. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich von jemanden gebeten werde ihm meine Stadt zu zeigen, hinterher alles mit ganz anderen Augen betrachte . LG
[…] bleibst doch länger in Leipzig. Dann hat Birgitta auf kruemelsgrossereise.de einige Tipps für […]