Aufgrund eines Jobwechsels des Krümel-Papas sind der Krümel und ich in diesen Herbstferien einmal alleine unterwegs. Unser Ziel ist der Bodensee auf baden-württembergischen Seite. Wir reisen mit der Bahn und wollen zu Beginn und zum Ende der Reise jeweils einen Zwischenstopp in Stuttgart einlegen – wobei der Krümel-Papa bei unserem zweiten Aufenthalt dazustoßen wird. Vom Ruhrgebiet aus erreichen wir Stuttgart innnerhalb von vier Stunden. Warnung: unser Städtetrip ist sehr automobillastig!
PS-Paket in DJH Stuttgart International
Wir haben das Familienangebot „Stuttgart zeigt viel PS“ in der DJH Stuttgart International gebucht. Darin enthalten sind zwei Übernachtungen mit Frühstück und Abendessen, einem Willkommensdrink im Bistro, bezogene Betten und Handtücher, ein 3-Tages-Ticket für den ÖPNV und den Eintritt ins Porsche oder Mercedes-Benz Museum.
Die Herberge thront hochoben über der Stadt und ist doch nur 15 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt- dazwischen liegen allerdings zahlreiche Treppen. Der Sport ist hier echt inklusive, dafür entschädigt die grandiose Aussicht, wenn man erst mal oben angekommen ist.

Das Frühstück genießen wir dann ebenfalls mit Blick durch die großen Panoramafenster runter auf die Stadt im Tal. Ok, vor allem sieht man die riesige Baustelle Bahnhof, aber wir sehen auch Weinberge um uns herum.
Wir bewohnen ein kleines, gemütliches Zimmer. Das Frühstücksbüffet ist groß und reichhaltig. Mittags gibt es warme Tagesgerichte für 6€, abends gibt es drei Gänge für 8,50€ ( Nicht-Gäste zahlen einen Euro mehr). Sollte einem das Essen nicht zusagen, kann man im Bistro immer noch Pizza oder Pommes bekommen. Also selbst für die schwierigsten kleinen Esser sollte immer irgendetwas dabei sein.
Die ganze Herberge ist sehr modern. Es gibt ein Bistro und eine Bar, einen Kicker- und Billardtisch. Zahlreiche Brettspiele und Bücher können genutzt werden. Ich kann mir sogar einen Föhn gegen Pfand ausleihen.
Die Lage ist übrigens nicht nur wegen der Sicht ideal, auch so ist man innerhalb von 5 Minuten am Hbf bzw. in der Innenstadt, wenn man die U15 ( fährt alle 10 Minuten) nutzt, zu Fuß braucht man 15 Minuten und mit dem Bus Linie 42 noch etwas länger.
Porsche Museum
Wir fahren noch am Ankunftstag zum Porsche Museum. Vom Hbf geht es mit der S6 innerhalb von vier Stationen nach Zuffenhausen zum Porscheplatz. Hier befinden sich Museum und Werk an einem Ort. Natürlich geht es auf dem Platz um Sehen und Gesehen werden, dementsprechend verkehren hier besonders viele PorschefahrerInnen. So hat der Krümel schon draußen was zu staunen, visuell und akustisch.

Das Museum ist architektonisch gesehen von außen schon besonders, ein echter Hinkucker. Von der Größe her ist es eher überschaubar- wie wir auch später an der Ausstellung sehen. Wir nutzen den Spättarif ab 16 Uhr. Für die letzten zwei Stunden am Tag zahlt man nur die Hälfte, also statt 12€ für einen Erwachsenen nur 6€. Hat man zusätzlich ein gültiges VVS Ticket oder eine ADAC-Mitgliedschaft halbiert sich der Preis nochmals. Kinder bis 14 Jahre sind sowieso frei.
An der Kasse kann man sich Audioguides aushändigen lassen, für Kinder gibt es auch ein extra gestaltetes Ausstellungsheftchen. Wir verzichten auf beides und lassen uns lieber so durch die Ausstellung treiben. Das komplette Gebäude ist von innen in einem Hochglanzweiß gehalten – sehr gewöhnungsbedürftig. Neben den ausgestellten Porsche-Modellen gibt es allerhand tolle Mitmachstationen für Kinder meist in Form eines Bildschirms. So kann man zum Beispiel ein Quiz lösen oder seinen eigenen Porsche designen. An anderer Stelle können die Besucher aber auch auf Pedale treten und Motoren aufheulen lassen. Die größen Anziehungspunkte sind aber sicherlich die drei Rennwagensimulatoren oder der Fotopoint an dem man sich in einem echten Porsche sitzend ablichten lassen kann. Der Shop ist für echte Porschefans natürlich auch noch mal sehr reizvoll und die Eltern müssen gut auf ihr Geld achtgeben, das wird man hier nämlich schneller los, als man kucken kann. Angeschlossen ans Museum ist ebenfalls ein Restaurant, wo es Angebote wie den 911-er Teller u.ä. gibt.
Die zwei Stunden haben übrigens vollkommen ausgereicht, das Museum ist wirklich nicht groß. Außerdem kommt der Krümel eine gute Woche später mit seinem Papa nochmal wieder für die von uns weit im Vorhinein gebuchte Porsche4kids Tour.
Mercedes- Benz Museum
Am nächsten Tag geht es dann auch gleich ins nächste Automuseum. Architektonisch ist auch das Mercedes Benz Museum ein Hinkucker. Es liegt direkt neben der MHP Arena im Neckarpark in Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt.
Hier ist der Eintritt ebenfalls für Kinder frei. Jacken und Gepäck kann man kostenlos abgeben bzw. einschließen.

Auch hier gibt es die Möglichkeit einen Audioguide zu leihen, es gibt auch eine extra Tour für Kinder. Wir fahren mit dem spacig aussehenden Aufzug nach ganz oben. Dort startet die Ausstellung mit Pferden und Kutschen und dann bewegt man sich kreisförmig vom Jahr 1904 bis heute Etage für Etage nach unten. Gleichzeitig erfährt man auch, was weltpolitisch passiert. Teilweise stehen Trittstufen vor den großen Fahrzeugen, sodass kleine Personen auch einen Blick ins Innere werfen können.
Es gibt immer mal wieder ein Quiz für Kinder. Dann bei den Rennwagen gibt es z.B. auch einen Boxenstopp an dem man seine Reaktionsgeschwindigkeit messen kann.
Auch hier kann man sich an der Kasse ein Blöckchen und einenStift für Kinder abholen, sodass die Tour kurzweiliger wird.
Im Untergeschoss gibt es aktuell noch eine interaktive Ausstellung zum Thema Zukunft. Hier kann man sich einen Plastikball auf den eigenen Namen programmieren lassen und diesen an jeder Station einlesen, um dann Aufgaben zu lösen und am Ende ein Zeugnis zu bekommen. Wir machen ein paar Stationen und dann sieht der Krümel die angrenzende Mercedes-Ausstellung mit den Neuwagen und ist nicht mehr zu halten. Dort darf man sich nämlich in viele Fahrzeuge hineinsetzen.
Auf dem Rückweg vom Museum zur Jugendherberge haben wir noch ein ganz besonderes Erlebnis. Eigentlich wollten wir mit der Straßenbahn zurückfahren, das ist aber aufgrund einer technischen Störung nicht möglich. Plötzlich tauchen jede Menge Taxis auf, die als Schienenersatzverkehr ausgezeichnet sind. Zunächst halten wir es für einen Witz, aber als sie uns dann noch heranwinken und erklären, dass alles seine Richtigkeit hat, setzen wir uns dann doch in eines der Taxis und lassen uns gerne sehr viel komfortabler zur nächsten Haltestelle fahren, als erwartet.
Treppauf und Treppab über die Stäffele
Der Stadtteil Stuttgart-Mitte, in dessen östlichen Teil die Jugendherberge liegt, ist sehr sehenswert. Wir fühlen uns sofort wohl- wir sind umgeben von wunderschönen Altbauten, vielen bunten Graffitis, zahlreichen Grünflächen und Spielplätzen. Ich mag es ganz besonders in den warmen Herbstsonnenstrahlen durch die Parkanlagen zu wandeln, teils schon durch bunte Blätter und von den Aussichtspunkten weit ins Tal schauen zu können. Die Luftlinie zwischen dem Hauptbahnhof im Tal und unserer Unterkunft ist, wie gesagt, nicht viel, dafür liegen jedoch ziemlich viele Höhenmeter dazwischen. Und wie überwindet man diese am schnellsten? Durch die Stäffele, wie man auf Schwäbisch sagt. Damit sind die Freilufttreppen, die den Kessel mit den Halbhöhen verbinden, gemeint. Davon soll es hier um die 400 geben. Zu den schönsten Treppenanlagen in Stuttgart gehört sicherlich die Eugenstaffel mit der Wasserkaskade des Galateabrunnen.
Stuttgart-City
Unweit vom Bahnhof entfernt, genauer gesagt direkt gegenüber liegt die Königsstraße. Das ist die Einkaufsmeile von Stuttgart. Allerdings nichts Besonderes, wenn ihr uns fragt. Anders verhält es sich mit dem Crepestand direkt am Anfang dieser Straße – er ist wirklich ausgezeichnet gut. Der Schlossgarten, der sich rundherum um den Bahnhof erstreckt, ist da schon sehr viel schöner, das Staatstheater ebenfalls. Schon etwas weiter entfernt ist das unbedingt sehenswerte Bohnenviertel. Hier kann man richtig toll stöbern – die kleinen Geschäfte, Antiquariate und Galerien sind wahre Fundgruben. Ob Shopping oder Restaurantbesuch – eine Entdeckungstour durchs Bohnenviertel Stuttgart lohnt sich in jedem Fall. Ebenfalls im Stadtzentrum gelegen ist Stuttgarts Markthalle. Hierbei handelt es sich um ein Jugendstilgebäude mit 33 verschiedenen Verkaufsständen. Mit ihren rund 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist die Halle im Vergleich zu anderen aber doch eher überschaubar. Samstagsvormittags könnte der riesige Flohmarkt auf dem Charlottenplatz direkt gegenüber für den ein oder die andere interessant sein.
Stadtbibliothek Stuttgart
Bei unserem zweiten Aufenthalt in Stuttgart in diesem Herbst wohnen wir in einem Hotel unweit des Mailänder Platzes. Ein sehr belebter Platz mit vielen Restaurants und ein paar Geschäften, einem Wasserlauf und kleinem Spielplatz. Das größe Highlight hier ist aber die architektonisch sehr beeindruckende Stadtbibliothek.Tagsüber ein schlichter Glaskubus, nachts eine blaue Lichtskulptur – die Stadtbibliothek gleich hinter dem Stuttgarter Hauptbahnhof gilt als eine der schönsten Bibliotheken weltweit. Und sie ist inzwischen auch eines der beliebtesten Foto‐Motive von Stuttgart. Entworfen hat sie der koreanische Architekt Eun Young Yi.
Von außen sieht die Bibliothek aus wie ein grauer Würfel, von innen erstrahlt sie in hellem weiß, die vielen bunten Bücher sorgen für Farbkleckse. Man betritt zunächst das durch die Glaskuppel erleuchtete Atrium und kann, wenn man den Kopf in den Nacken legt und hochschaut, in den sich über mehrere Stockwerke erstreckenden Lesesaal durch eine Freitreppe verbunden sehen. Rund 500.000 Medien stehen in den Regalen zum Lesen und Ausleihen bereit. Ein sehr beeindruckender Lesetempel!
Abstecher nach Ludwigsburg: Kürbisausstellung im Blühenden Barock
In Ludwigsburg, eine etwa 12 Kilometer von Stuttgart entfernt liegende Barockstadt, gibt es ums Residenzschloss herum ganzjährig eine Gartenschau- das blühende Barock. Das majestätische Schloss umgeben von den riesigen Gartenanlagen hat schon ein bisschen etwas von Versailles.
Neben kunstvoll angelegten Blumenbeeten gibt es auch noch einen Märchengarten. Diesen möchten wir allen Familien ans Herz legen. Durch diesen Abschnitt des Gartens fährt auch eine kleine Bahn. Ab September gibt es jedes Jahr eine dreimonatige Kürbisausstellung im Blühenden Barock, genauer gesagt die größte Kürbisausstellung der Welt. Aus tausenden Kürbissen entstehen hier passend zum Jahresmotto faszinierende Figuren und Formen. In diesem Jahr ist das Motto „starke Frauen“.
Übrigens lassen sich hier mehr als 600 Sorten der Herbstfrüchte entdecken – viele davon werden als Suppe, Maultasche oder Waffeln serviert! Natürlich gibt es hier unter den Züchtern auch einen Wettbewerb um den schwersten und größten Kürbis. Zwischendurch laden auch immer wieder Stände zum Kürbisschnitzen ein. Für zu Hause kann man sich auch reichhaltig mit Kürbissen eindecken. Das ist für mich als Reisende eher unpraktisch, deshalb nehme ich mit gerösteten Kürbiskernen Vorlieb und muss sagen: die schmecken wir unglaublich gut, kann ich nur weiterempfehlen!
Die Kürbisausstellung und das ganze unglaublich beeindruckende blühende Barock rund um das Residenzschloss herum, waren defintiv den Abstecher wert! Und auch zu anderen Jahreszeiten, zum Beispiel im Frühling mit der Osterausstellung, stelle ich es mir auch sehr sehenswert vor.
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