Krümel's grosse Reise

Städtetrip nach Hamburg oder: wenn der Sohn die Reiseleitung übernimmt

In den Osterferien haben wir uns auf ein kleines Experiment eingelassen. Der Krümel wünschte sich schon lange einen Städtetrip. Also schenkten wir ihm zu seinem 10. Geburtstag am Anfang der Ferien einen Kinderreiseführer für Hamburg und ließen ihn (s)ein Programm für die Hansestadt zusammenstellen. Zunächst ging es für uns aber erst einmal einige Tage an die Ostsee, danach erst in die Stadt. Was uns in Stadtteile wie Rahlstedt oder Stellingen verschlagen hat, wird noch nicht verraten. Nur soviel: wir als Eltern lernten die Stadt so auch noch einmal mit anderen Augen kennen.

Größte Modelleisenbahn der Welt – Miniatur Wunderland

Das Miniatur Wunderland kennt der Krümel aus dem Fernsehen. Längst geht es hier nicht mehr nur um Modelleisenbahnen, für unseren fahrzeugbegeisterten Sohn jedenfalls genau das Richtige. Ich bin immer wieder einfach nur geflasht von diesen Dimensionen. Es ist einfach der Wahnsinn und man weiß auch als Erwachsener nie wohin man zuerst kucken soll. Alles zu sehen, ist unmöglich. Der Krümel war zunächst etwas enttäuscht, als er feststellte, dass sich ausgerechnet die Autos nicht bewegten. Seine Laune wurde aber schnell besser, als wir “Amerika ” erreichten. Besonders hervorheben möchte ich den Bistrobereich. Mit alter ICE-Bestuhlung ist er gestaltet wie Zugabteile. Zu familienfreundlichen Preisen kann man hier belegte Brötchen oder auch Pommes und Currywurst bekommen. Es ist aber auch in Ordnung, wenn man eigenes Proviant verspeist. Es gibt sowohl eine großzügige Spielecke als auch eine Stillecke.

Amerika im Miniatur Wunderland ist ganz klar sein Favorit

Durchquerung des alten Elbtunnels

1911 wurde der St. Pauli-Elbtunnel eröffnet. Er unterquert die Norderelbe auf 426 Metern und verbindet mit zwei Tunnelröhren die St. Pauli Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder. Früher fuhr man mit dem Auto in einen der großen Lastenaufzüge hinein, dieser transportierte einen nach unten, man fuhr selbständig durch den Tunnel und auf der anderen Seite dann wieder das gleiche Spiel. Heute nutzen Kraftfahrzeuge ausschließlich den neuen Elbtunnel. Der alte mit seinen hübsch gekachelten Wänden ist aber definitiv ein Hinkucker und wird nicht nur von Touristen besichtigt, sondern auch von Einheimischen genutzt. Auf dem Hinweg haben wir noch die vielen Stufen nach unten genommen, auf dem Rückweg nehmen wir den Aufzug. Schon ein merkwürdiges Gefühl, ich muss an einen Viehtransporter denken. Wenn in gewöhnlichen Personenaufzügen die Begrenzung bei 1300 Kilogramm liegt, ist das hier mal eben verzehnfacht.

Die alten Autoaufzüge transportieren heute nur noch Menschen und Fahrräder
Der alte Elbtunnel führt uns 426 Meter auf die andere Flussseite

Jumicar – Selber hinters Steuer in der Kinderverkehrsschule

Was würde der Krümel dafür geben, wenn wir ihn jetzt schon hinters Steuer ließen bzw. er jetzt schon seinen Führerschein machen dürfte. Das ist in Hamburg natürlich auch nicht möglich oder doch? Naja, irgendwie schon und zwar im Kleinen. In der Kinderverkehrsschule Jumicar fahren die Kinder benzinbetriebene Miniautos und zwar über echt nachempfundene Straßen mit Ampeln, Kreisverkehr und Schildern. Die Vekehrszeichen werden in einer kurzen Theorie-Einheit im Vorhinein gelernt und wer sich während seiner Fahrzeit nicht an die Regeln hält, zu dicht auffährt oder nicht an der Haltelinie stoppt, wird sofort abgewarnt. Ein Heidenspaß für den Krümel und seine Mitstreiter. Gleich nebenan haben die Kids dann auch noch die Möglichkeit sich als Michael Schumacher auszuprobieren – hier geht es im Rennauto durch einen Parcours.

Jumicar- wie die Großen auf der Straße unterwegs

Jumphouse – Trampolinhalle

Zugegeben, eine Trampolinhalle ist jetzt eigentlich nicht das, wofür man extra in die Hansestadt reist. Aber der Krümel springt eben mit so großer Begeisterung und außerdem hat es geregnet. So haben wir Eltern uns es im Cafe gemütlich gemacht und den Junior durch die großen Scheiben beobachtet bzw. uns in unsere mitgebrachten Lektüren vertieft. Das Jumphouse gibt es gleich zweimal in Hamburg, in Stellingen und in Poppenbüttel (Achtung: teils unterschiedliche Öffnungszeiten!)

Hafenrundfahrt mit den Öffentlichen

Wie gesagt, der Krümel mag eigentlich alles, was fährt bzw. sich mit Antrieb fortbewegt: so auch Schiffe. Wir fahren mit unserer Tageskarte des Hamburger Verkehrsvereins (ein Tagesticket für uns drei zusammen 9€) mit der beliebten Hamburger Hafenfähre 62. Sie fährt elbabwärts von der Elbphilarmonie bis Finkenwerder an vielen Sehenswürdigkeiten entlang. Sie ist eine super Alternative zu einer gewöhnlichen und sehr viel teureren Hafenrundfahrt. Und Schiffe-Kucken ist doch einfach in jedem Alter spannend, oder? Für den Krümel und uns ist es jedenfalls so.

Hafenrundfahrt mit Blick auf Containerhafen und Kräne

AIDA aus Lego im Internationalen Maritimen Museum

Eigentlich wollte er ja ins Polizeimuseum – dumm nur, dass wir nicht auf dem Schirm hatten, dass es freitags geschlossen hat. Alternativ sollte es dann das Schkoladenmuseum Chocoversum werden. Ging leider auch nicht, es gab so kurzfristig keine Tickets mehr. Letztendlich fiel seine Wahl dann auf das Internationale Maritime Museum Hamburg in der Speicherstadt. Die in Aussicht gestellte Schatzsuche mit Käpt´n Kuddel und die riesige Lego AIDA Queen Mary 2 (aus 780.000 Legosteine und eine Länge von knapp 7 Metern) haben ihn geködert.

Im Inneren des Kaispeichers B befinden sich 10 Decks in denen man alles über die Schifffahrt erfährt. Das mag zunächst etwas langweilig klingen, besonders für Kinder, wäre es sicherlich auch, gäbe es nicht die Museumsralley. Käpt´n Kuddel führt die Kinder mit Fragen und Aufgaben durch die einzelnen Decks und motiviert sie zu besonderer Aufmerksamkeit oder lässt sie Dinge ausprobieren. So lernt der Krümel zum Beispiel den bekannten Seemannsknoten Palstek zu knoten oder wie man seinen Namen im Seefahrer-Flaggen-Alphabet ausdrückt. So sind wir nach fast drei Stunden fast spielerisch wieder unten am Empfang angekommen und der Junior darf sich etwas aus der Schatztruhe aussuchen. Danach ist aber auch echt die Luft raus bei uns! Den eigentlich für den Abend geplanten Besuch auf dem Hamburger Dom (Kirmes) streichen wir.

Auf den Spuren von Streetart im Karo-Viertel

Das Karolinenviertel grenzt quasi gleich an St. Pauli an. Es ist ein sehr alternatives Viertel mit einzigartigem Einzelhandel und vielen niedlichen Lokalen. Und natürlich ganz viel Streetart und Graffiti. Da hat sich unser Nachwuchs-Sprayer gleich mal ein paar Anregungen mitgenommen. In der Rindermarkthalle in St. Pauli ist kulinarisch Einiges los – da kann man sich gleich durch mehrere Länder schlemmen. Besonders gut in Erinnerung geblieben ist dem Krümel seine mega Fleichkas-Semmel. Der Metzgermeister meinte es besonders gut mit dem Jungen (von wegen er muss noch groß und stark werden) und schnitt ihm die Scheibe Fleisch dreimal so dick wie normalerweise ab.

Streetart in den Hinterhöfen im Karolinenviertel

Wo wir gewohnt haben

Wir haben im Stadtteil Wandsbek in einer bekannten einfachen Hotelkette übernachtet. Wir hatten fünf Minuten Fußweg zur S-Bahn-Haltestelle. Dort fuhren die Bahnen in 10-minütigem Takt und wir waren dann innerhalb einer Viertelstunde an den Landungsbrücken. Und auch sonst war die Infrastruktur dort super. Supermärkte, Drogerien, Bäckereien, Lokale, Kino etc. alles war fußläufig schnell zu erreichen.

Unser Fazit

Es waren tolle Tage in der Elbmetropole Hamburg. Wir hatten viel Spaß und haben uns gerne von unserem Sohn “führen” lassen. Er hat uns noch einmal auf ganz andere Orte in Hamburg aufmerksam gemacht, Orte, an die wir uns sonst niemals verirrt hätten. Wir konnten uns gut darauf einlassen nicht das Programm vorzugeben. Ich möchte aber ehrlich sein: das ging nur, weil wir schon einige Male in der Hansestadt gewesen sind. Andernfalls hätte es mich doch schon sehr in den Fingern gejuckt…

Und was sagt der Krümel selbst?

Und was sagt der Krümel selbst? Er wäre total gerne noch länger in Hamburg geblieben, spielte sogar schon kurz mit dem Gedanken nach dort zu verziehen und meinte am Ende nur, dass wir die Ostsee vorher das nächste Mal ruhig weglassen und besser gleich nach Hamburg fahren sollten! In der Schule war es ein paar Tage später Hausaufgabe über die Ferien zu schreiben. Detailliert beschrieb er alles, was wir gemacht haben mit dem Fazit: Im Großen und Ganzen war der Urlaub sehr gut. Mehr können wir an dieser Stelle wohl nicht erwarten 🙂

Krümel

4 Kommentare

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  • Wir fanden Hamburg auch richtig toll mit Kindern, vor allem das Miniaturwunderland und der Hafen! Leider waren wir zu kurz dort um alles sehen zu können und fahren nach deinem Bericht bestimmt nochmal hin.

  • Oh ja Hamburg, tolle Stadt, kann man immer wieder hinfahren. War auch schon mal mit ner Freundin, mehrmals als Paar da und zuletzt mit dem Sohn, als er 2,5 Jahre alt war.
    Durch den alten Elbtunnel sind wir tatsächlich vor einigen Jahren noch mit dem Auto durchgefahren. Allerdings war das echt eng und wir hatten Angst, dass uns der Bordstein noch einen Reifen beschädigt hatte, aber zum Glück war nichts passiert.
    Ins Miniaturwunderland kann man auch immer wieder gehen, war auch mindestens dreimal da.

  • Wow, da hattet ihr aber doch ganz schön viel Programm! Und doch auch recht vielfältig. In den alten Elbtunnel will ich schon ewig mal.
    Ein tolles Museum in Hamburg, das man auch nicht so auf dem Schirm hat, ist das Zusatzstoffe-Museum – das hat uns beim letzten Hamburg-Trip geflasht. (Ich verlinke unseren Bericht mal direkt hinter meinem Namen. 😉 Das war übrigens das Ergebnis eines sehr ähnlichen Experiments, nur mit 18-jähriger Hauptperson. 🙂

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