Die Maya-Ruinen von Calakmul sind eine der wenigen, die (noch) bestiegen werden dürfen. Und genau aus diesem Grund haben wir uns auch für sie entschieden. Denn: nur von unten hochschauen ist langweilig finden wir. Also machen wir uns auf in den tiefen mexikanischen Dschungel, dort liegen die Pyramiden versteckt. Eine aufregende und mühsame Anreise liegt vor uns.
Von Campeche nach Xpujil
Wir wurden bereits in Campeche von anderen deutschen Touristen vor unserer ausgewählten Unterkunft im Dschungel gewarnt und ja die Rezensionen auf der Buchungsplattform waren auch sehr durchwachsen, aber es war mehr oder weniger alternativlos.
Also machten wir uns gespannt auf die 300 Kilometer lange Strecke von Campeche Richtung Xpujil. Wir entscheiden uns gegen die Mautstrasse und nahmen die Landstraße die laut Google nur minimal länger sein sollte. Was uns der Kartendienst verschwiegen hatte, war die sehr schlechte Beschaffenheit der Straße. Slalom um Schlaglöcher und abbremsen aufgrund der ohnehin überall vorhandenen Geschwindigkeitsreduzierer in Form von Bodenschwellen ( die es so richtig in sich haben). An die erlaubten 80 km/h kommen wir lange Strecken also bei Weitem nicht ran. Dann kommt auch noch Starkregen dazu, der uns letztendlich zwingt am Straßenrand stehenzubleiben.
Irgendwann erreichten wir dann aber doch unser Ziel: Die Cabanas Zoh Laguna.
Die Kleinstadt Xpujil
Xpujil ist eine Kleinstadt mit etwa 4000 Einwohnern im Bundesstaat Campeche. Die Stadt liegt im Südosten des Staates, nahe der Grenze zu Quintana Roo im Osten und Guatemala, im Süden. Xpujil gehört zur Gemeinde Calakmul. Unsere Unterkunft befindet sich noch 9 Kilometer vom Zentrum entfernt, sodass alles dort eher einen dörflichen Charakter hat. So lernen wir auch das sehr ursprüngliche und einfache mexikanische Leben ohne jeglichen Schnickschnack kennen. Es gibt ein Hotel, zwei Mini-Supermärkte und zwei winzige gastronomische Angebote. Insgesamt haben wir hier schnell den Eindruck mitten im mexikanischen Nirgendwo angekommen zu sein.
Auf zu den Maya-Ruinen von Calakmul
Nachdem wir am Abend zuvor Brötchen für ein Frühstück im Auto vorbereitet haben, kann es morgens gegen 6 Uhr losgehen. Wir möchten möglichst die ersten Besucher und natürlich auch vor der großen Hitze unterwegs sein. Dazu kommt, dass wir die tatsächliche Beschaffenheit der Straße ja auch nicht kennen.
Auf dem Weg zum Biosphärenreservat fahren wir übrigens noch einmal in eine andere Zeitzone.
Die Einfahrt zum Biosphärenreservat Calakmul ist relativ schnell erreicht. Hier müssen wir zunächst Eintrittskarten kaufen und bekommen Bändchen, die wir uns um unsere Handgelenke wickeln sollen. Von dort bis zum Checkpoint sind es etwa 20 km, die wir in etwa ebensovielen Minuten schaffen. Dort werden wir informiert, dass für den weiteren Weg ein Tempolimit von 30 besteht. Vom Checkpoint bis zum Ruinen-Eingang sind es rund 60 Kilometer (die Maya-Ruinen liegen wirklich sehr tief im Dschungel). Wir müssen zugeben, dass wir sicherlich – wenn es die Straße irgendwie zugelassen hat – auch mal 40 oder 50 km/h gefahren sind. Sonst wären wir niemals angekommen oder zuvor verrückt geworden. Jedenfalls haben wir dann noch einmal gute 1,5 Stunden gebraucht. Ihr Zustand ist mal besser, mal schlechter – tendenziell werden die Straßenverhältnisse umso schlechter, je näher man an Calakmul kommt. Trotz einiger Schlaglöcher fanden wir es aber weniger schlimm als erwartet.
Wir sind wirklich unterwegs in den tiefsten Dschungel. Der Inhaber unseres Hotels hat uns am Vorabend noch erzählt, dass sein letzter Gast hier einem Jaguar auf der Straße begegnet ist und er selber habe auch schon wenige Male welche gesehen. Wir sehen keinen Jaguar, dafür aber Pfauentruthähne und später bei den Pyramiden in den Bäumen Affen.
Es ist schon verrückt: so abgelegen wie diese Ruinen heute sind, so bedeutend waren sie zur Zeit der Mayas.
Wo Dschungel und Horizont miteinander verschmelzen
Und dann sind wir endlich da! Zielstrebig bewegen wir uns auf die erstbeste Pyramide zu und klettern einfach mal hoch. Eine ungleiche Stufe nach der anderen hoch, mit ein paar Verschnaufpausen dazwischen. Oben angekommen stellen wir fest, dass das hier bei Weitem noch nicht das höchste Bauwerk ist. Weiter hinten zwischen den Bäumen taucht eine noch viel höhere Pyramide auf. Also wieder runter und nichts wie hin. Es handelt sich diesmal um eine von drei der bedeutendsten Ruinen von Calakmul, Estructura VII. Wir nehmen Stufe für Stufe von diesem über 40 Meter hohen Bauwerk und machen immer wieder mal eine kurze Pause, setzen uns auf die Stufen und lassen die Blicke schweifen. Und staunen. In der Nähe schwingen sich Affen in den Bäumen von Ast zu Ast und veranstalten dazu ein kleines Spektakel oder sollte ich lieber schreiben ein Affen-Theater? Ja, eine Pyramide zu besteigen ist das auch schon früh am Morgen eine etwas schweißtreibende Angelegenheiten, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Ich würde sogar behaupten, dass es – zumindest für mich – eines der beeindruckendsten Momente unserer bisherigen Reisen war. Es ist einfach mystisch und gigantisch oben anzukommen, sich aufzurichten und dann über diesen unendlich weiten und sattgrünen Dschungel, der gar nicht enden will, zu blicken bis er einfach mit dem Horizont verschmilzt. Es ist ganz still und man sieht einfach nichts, also kein Haus, keine Stromleitungen, einfach nur Baumkronen und vereinzelt Pyramiden. Da wir uns ganz nah an der Grenze zu Guatemala befinden, sehen wir ohne es richtig zu sehen wohl auch schon ein anderes Land. Ein sehr erhabenes und einfach großartiges Gefühl, es macht uns sprachlos. Anders kann ich das nicht beschreiben. Am liebsten würde ich für immer hier oben stehen bleiben und einfach nur genießen! Wir haben aufgrund unserer frühen Anreise das Glück das alles hier nur mit wenig anderen Menschen teilen zu müssen. Oben auf den Pyramiden haben wir sogar immer wieder kleine Zeitfenster ganz für uns allein.
Direkt gegenüber von Estrucura VII befindet sich die Hauptpyramide Estructura II. Diese bestaunen wir nur von unten. Kurz bevor ein ziemlich heftiger Regen einsetzt und wir zusehen, dass wir zum Auto zurückkommen, erklimme ich noch ein paar Stufen von ihr. Diese ist im hinteren Teil noch komplett zugewachsen und auch oben drauf hat sich die Natur ihren Teil wieder zurückerobert, es trohnt ein Baum auf der Spitze.
Besucherinformationen
An Eintritt pro Person zahlt man insgesamt etwa 240 pesos pro Person. Der Krümel hatte freien Eintritt. Zur Kasse gebeten wird man insgesamt an drei verschiedenen Stellen: 1. An der Schranke zum Biosphärenreservat, am Checkpoint und am eigentlichen Eingang zu den Pyramiden.
Die Öffnungszeiten sind täglich von 8-17 Uhr. Ihr solltet ausreichend Wasser und auch Proviant dabei haben. Außer kleiner Snacks an der ersten Schranke, kann man nirgendwo etwas kaufen. Denkt bitte auch an ausreichenden Sonnenschutz, wenn ihr auf den Pyramiden herumklettern wollt.
Die Pyramiden sind übrigens steiler als sie ausshen, Trittsicherheit ist also auf jeden Fall gefragt.
Wer die Fahrt nicht selber auf sich nehmen will, kann sich auch von einem Taxifahrer hinbringen lassen oder eine Tour buchen. Das schlägt aber erstens mit hohen Kosten zu Buche und zum anderen ist man zeitlich nicht mehr so flexibel.
So viel auch über die “schlimme” Anfahrt zu Calakmul erzählt wird, so harmlos ist sie im Prinzip. Wir finden, dass man sie gut schaffen kann und es sich auf jeden Fall lohnt!
Man kann sich am Eingang mit Sicherheit auch mit Informationen und Broschüren ausstatten lassen und Führungen kann man auch buchen, wir haben uns aber lieber losgelöst von alldem bewegt. An anderen Stellen in Mexiko haben wir zudem häufig die Erfahrung gemacht, dass alles nur auf Spanisch erklärt war, was uns leider wenig bringt. Wir haben uns abends in den Unterkünften mit Serien wie TerraX o.ä. über die Maya-Kultur weiterbilden lassen.
Und es gibt natürlich noch viel mehr Maya-Ruinen zu sehen auf Yucatán. So hat sich z.B. die Familie vom adventurmo-Reiseblog noch welche ganz um die Ecke angeschaut. Was sie dort erlebt haben, könnt ihr hier lesen.
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