Das Museum am Hafen befindet sich im Wasserflugzeughangar der 1916/17 als Teil der Seefestung errichtet wurde. Von 1918- 1940 benutzte ihn die estnische Luftwaffe. Im Wasserflughafen wurden – was für eine Überraschung! – Wasserflugzeuge gelagert und instandgesetzt. 2010 wurde mit umfangreichen Renovierungsarbeiten begonnen und zwei Jahre später das heutige Museum eröffnet. Ein dänisches Designstudio kümmerte sich um den Innenausbau der imposanten dreikuppeligen Halle. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Herausgekommen ist eine erstklassige Verbindung aus Alt und Modern, ein Meeres- und Schifffahrtsmuseum.
Ob das hochmoderne Museum noch mehr kann als nur gut auszusehen, das haben wir getestet.
Rundgang durch die Halle
Im Eingangsbereich werden wir von Aquarien mit estnischen Fischen empfangen. Für 2 € extra kann man eine Audiotour buchen und wird mit Headsets ausgestattet. Wir finden das mit dem Krümel im Schlepptau nicht so ideal und sparen uns das Geld.
Wir wenden uns zunächst der Halle zu, bevor wir später zum Spielplatz und dem Hafenkai gehen an dem noch weitere Schiffe stehen.
Die Dauerausstellung ist in drei Ebenen aufgeteilt. Das Kernstück ist dabei das estnische U-Boot Lembit von 1936. Seine Waaserlinie teilt den Raum in die Wasseroberfläche, Unterwasser und die Luftebene. Die nächsten Stunden bewegen wir uns gedanklich also über, im und unter Wasser.
Erst einmal quälen wir uns durch die endlos erscheinende Geschichte von allen möglichen Wasserfahrzeugen. Dann wird es nicht spannender als es um Flugabwehr und allerlei Artillerien. Einzig spannend ist die Unterbrechung durch die Projektionen auf das U-Boot, die einen Einblick in Leben und Arbeit auf dem Schiff gibt und von den Besuchern selber gesteuert werden kann. Am Maschinengewehrsimulator kann der Krümel nicht vorbeigehen, also reihen wir uns in die Warteschlange ein, damit er Flugzeuge vom Himmel holen kann. Eine Runde Moorhuhnjagd wäre wohl spannender gewesen. Da wir schon mehrmals Unterwasser-Boote besichtigt haben, sparen wir es uns heute in Anbetracht der weiteren Wartezeit, die das kosten würde. Also gleich ins Untergeschoss und damit in die Unterwasserwelt.
Minen und Torpedos lassen wir großzügig aus, von Schießerei haben wir für heute schon genug.
Den Flugsimulator überspringt der Krümel auch großzügig, nachdem er fünf Minuten in der nicht enden wollenden Warteschlange gestanden hat und es ihm zu lange dauert bis er an der Reihe wäre. An einer anderen Stelle kann man in die Verkleidungskiste greifen und sich als Schiffsoffizier verkleiden. Ein Foto von der Kostümerie darf natürlich nicht fehlen.
Die Sonderausstellung
Die Sonderausstellung mit dem prägnanten Titel “Sex and the sea” ist sehr interessant. Als Besucher erfährt man wie die Seeleute früher mit dem Thema Sexualität umgegangen sind und wird dazu angeregt darüber nachzudenken. Viele Wochen und Monate waren die Seeleute, zumeist Männer – bis auf Köchinnen und Krankenschwestern -auf dem Meer unterwegs und hatten natürlich auch ihre Bedürfnisse. Auf welche unterschiedlichen Arten sie das gemacht haben, zeigt unter anderem altes Filmmaterial. Wie auch schon im Rest des Museums sticht hier besonders das Design und die gelungene Umsetzung ins Auge. Zum Beispiel sind bis an die Decke reichende Regale mit Flaschenpost gefüllt. Und dann gibt es noch ganz viele alte Überseekoffer und deren teils sehr interessanten Inhalt zu bestaunen.
Der Spielplatz
Der Spielplatz, dessen Hauptattraktion natürlich ein Schiff ist, ist toll angelegt und auch für Nicht-Museumsbesucher frei zugänglich. Zwischen farbigen Bojen wurden Seile gespannt und so zu Kletterelementen gemacht. Auf dem Deck des Schiffes angekommen, können die Kinder über eine Rutsche wieder nach unten.
Der Eisbrecher “Suur Toll”
Nachdem wir den Krümel vom Spielplatz loseisen konnten, schauen wir uns noch den Eisbrecher “Suur Toll” an. 1914 in Deutschland gebaut fuhr er erst unter russischer, dann unter finnischer und estnischer Flagge. An Bord besichtigen wir den imposanten Maschinenraum, die Kapitänskajüte, Räume der Besatzung und noch viele mehr.
Unser Fazit
Als wir den Krümel abends fragen, was ihm am besten gefallen hat, sagt er spontan die Playmobilschiffe zum Spielen. Ja, hat sich doch total gelohnt, oder?
So gut uns die Aufmachung bzw. das Design gefallen haben, so waren wir vom Inhalt doch etwas enttäuscht. Der Fokus lag für unseren Geschmack zu sehr auf der Schießerei. Der interaktive Ansatz war ein guter, aber nicht gut genug umgesetzt. Wir würden nicht noch einmal hingehen, aber das ist tatsächlich Geschmackssache und muss von jedem selber entschieden werden.
Wissenswertes
Der Eintritt pro Erwachsenem beträgt 15€, Kinder bis 9 Jahre sind frei, eine Familienkarte gibt es für 35€. Mit der Eintrittskarte kann man das Gebäude auch zwischenzeitlich verlassen und später am gleichen Tag wiederkommen. Die Informationstafeln informieren in Estnisch, Englisch, Russisch und Finnisch. An der Kasse gibt es zusätzlich Übersichtspläne in vielen weiteren Sprachen. Im Gebäude gibt es einen Souvenirshop und ein Cafe. Auf dem hauseigenen Parkplatz können Besucher kostenlos parken, der Hop On Hop off Bus hält zudem auch direkt vorm Eingang.
Wow, wie spannend! Wir lieben solche maritimen Ausstellungen, danke für all die Info und die schönen Bilder!
Uiuiui, bei 15 Euro Eintritt würde ich mir das aber auch gut überlegen…
Ja, das ist eine Stange Geld, aber wie gesagt: jeder, wie er meint. Dem einen gefällts, dem anderen eben nicht.
[…] ersten Tag in Estlands Hauptstadt regnet es leider durch. Da wir sowieso das Meeres- und Schiffahrtsmuseum auf dem Plan hatten, war die Sache klar. Wir gehen heute hin. An anderer Stelle berichten wir von […]
[…] unserem etwas unbefriedigenden Besuch im Lennusadam Seaplane Harbour Museum in Estland probieren wir es in unserem Holland-Urlaub im Winter erneut mit der Kultur. Diesmal […]