Wie geht es eigentlich dem Krümel?
Dem Krümel geht es schon wieder viel besser. Vielleicht war es nur ein Tiefpunkt, eine Phase. Vielleicht waren und sind auch all unsere Maßnahmen erfolgreich. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem. Jedenfalls haben die Auffälligkeiten stark nachgelassen und das ist die Hauptsache. Und wir sind sehr erleichtert darüber.
Ankunft in Oamaru
Als wir aus dem Wohnmobil steigen und auf dem Parkplatz stehen, spricht mich sofort eine Neuseeländerin an. Ob wir schon mal hier gewesen seien, möchte sie wissen. Als ich das verneine, beginnt sie sofort zu erzählen. Wir sollten uns unbedingt die schöne Altstadt anschauen, der modernere Teil Oamarus lohne sich nicht, ins Steam Punk Museum und auf den Familyplayground sollten wir auch auf jeden Fall. Der botanische Garten sei auch sehr schön! Alles klar! Ich bedanke mich herzlich bei der Einheimischen für die Tipps, die ich im Übrigen zuvor auch schon aus Jenny Menzels etwas anderem Reiseführer ” NEUSEELAND Abseits der ausgetretenen Pfade – 50 einzigartige Highlights auf der Südinsel” gezogen hatte und wir ziehen los.
Wir folgen den Gleisen -teils schon stillgelegt-kommen am Steam Punk Museum vorbei und sehen dahinter alte, aber wunderschön restaurierte Eisenbahn.
Wir stoßen auf die Scotts Brewery und bleiben hängen. Ein leckeres Schwarzbier für den Krümel-Papa, ein Ginger Bier ( das ist natürlich ohne Alkohol) für Krümel und mich und das alles mit direktem Blick in die Produktionshalle.
Als wir rausgehen, bleibt unser Blick auf dem Schriftzug vom Gebäude gegenüber hängen: Whisky. Ein Whisky-Shop mit neuseeländischem Whisky – kommt jetzt nicht so oft vor. Ein klarer Fall für Krümel-Papa. Er ist dann erst einmal weg und wir testen schon einmal den zwei Minuten entfernten Spielplatz.
Family Playground
Der Family Playground ist mal wieder einsame Spitze und der Krümel hat viel Spaß. Seht am besten einfach selbst:
Wie so oft, gibt es auch hier saubere Toiletten,Trinkwasserspender und sogar Grillmöglichkeiten. Spiel-und Sitzgelegenheiten für Groß und Klein, nicht umsonst heißt er family playground. Im angrenzenden Hafenbecken kann man schwimmen. Und gleich neben dem Spielplatz gibt es übrigens noch einen Verkehrsübungsplatz für Kinder (Waitaki Bike Skills Park), wie im Grugapark in Essen! (Der Krümel-Papa kommt eine halbe Stunde später nach einem Mini-Whisky-Tasting mit einer kleinen Tüte in der Hand zurück. Er war erfolgreich: eine kleine Flasche mit South Island Single Malt 25 Jahre alt und ein Glencairn Nosing Glas darf er jetzt seine nennen. )
Schöne Altstadt
Oamaru an sich, also der alte Teil, ist wunderschön mit vielen Altbauten und einem reichhaltigen Angebot an Einzelhändlern. Die Stadt liegt direkt am Hafen. Auch wenn man weiter raus fährt, es ist teils sehr hügelig, kommt man durch hübsche Wohngebiete mit breiten Grünstreifen und großen Vorgärten.
Einschub: wie im Bilderbuch
… oder eben im Modellbau, daran erinnert uns die Landschaft und vor allem die grünen, sanftschimmernden und ganz weich aussehenden geschwungenen Hügel Neuseelands immer wieder. Vielleicht sind die Inseln doch nicht Jahrtausende alt und eben doch nur für die Herr-der-Ringe-Trilogie gebaut worden? Alles nur Kulisse? Solche Gedanken gehen uns durch den Kopf, wenn wir die Landschaft vor Augen haben. Das ganz besondere Licht hier verleiht alldem diesen Reiz. Und es ist in Worten einfach nicht zu beschreiben, Fotos kommen auch an ihre Grenzen, das kann alleine das menschliche Auge sehen und speichern als wundervolle Erinnerung. Sorry Leute, aber man muss das einfach mal gesehen haben, es ist einzigartig!
Plitsch platsch Pinguin
Und natürlich sind wir auch- wie wohl die allermeisten Touristen – der Pinguine wegen hier. Allerdings haben wir nicht vor in das unserer Meinung nach überteuerte Pinguin Center (blue pinguin colony) am Hafen zu gehen, sondern wollen sie auf eigene Faust entdecken. Es gibt am Bushy Beach eine Gelbaugenpinguin- Kolonie. Die Tiere sollen gegen Abend zwischen 18 und 20 Uhr von der Jagd zurückkommen. Sie gehen nur an Land, wenn der Strand ruhig ist, füttern ihre Junge und verstecken sich dann zum Schlafen in den Büschen. Ab 15 Uhr darf man den Strand zum Schutz der Pinguine nicht mehr betreten, sondern nur noch von höhergelegenen Aussichtspunkten hinunter kucken. Ein Ranger überwacht das alles. Er erzählt uns, dass die Gelbaugenpinguine endemisch sind in Neuseeland und es leider nur noch 100 Stück gibt – etwa neun davon kommen regelmäßig an diesen Strand. In diesem Jahr gibt es keinen Nachwuchs. Das ist sehr besorgniserregend, besser wäre es, man würde diesen Strand zum Wohle der Tiere komplett für die Menschen sperren, finden wir – Neuseeland hat zahlreiche andere Strände. Da gibt uns der Ranger sofort recht, soetwas sei bereits beantragt, aber noch nicht abschließend entschieden worden.
Wir haben 17.50 Uhr und das Warten beginnt. Mit uns sind schon eine handvoll andere Beobachter da. Der Krümel hat zum Glück wieder sein Fernglas dabei, ohne das wären wir aufgeschmissen, schließich befinden wir uns schätzungsweise 50 Meter über dem Meeresspiegel, also zu weit entfernt, als dass der Zoom unserer Kamera helfen könnte. Lange Zeit passiert gar nichts, außer, dass die beiden dort unten liegenden und sich sonnenden Robben mal mit den Flossen wackeln. Kurzzzeitig vertreiben wir uns die Zeit mit Wolkendeutung ( die Wolken hier sind immer zahlreich und in tollen Formationen da, wir sehen z.b. ein Krokodil).
Nach ca. einer Stunde, es ist immer noch nichts passiert, beginnt der Krümel verständlicherweise mit den Hufen zu scharren – ihm ist langweilig. Ich überhöre sein “können wir jetzt gehen?” trotzdem geflissentlich, ich will jetzt Pinguine sehen! Der Krümel-Papa erbarmt sich und geht mit ihm in unser Zuhause, das praktischerweise auf dem Parkplatz steht. Sie bereiten das Abendessen vor. Ich halte die Stellung auf dem Beobachtungsposten. Klar, Tierbeobachtung wird jetzt auch nicht mein Hobby werden, aber irgendwie hat es auch etwas. Nichts tun, einfach nur da stehen und den Blick schweifen lassen übers Meer, das sehr stark mit dunklem Seegras durchzogen ist und das Tieresichten nicht gerade vereinfacht. Über den Strand mit seinem ungewöhnlich orangestichigen Sand und den teilweise darauf verteilten dunklen Kieseln. Dazu kommt das Meeresrauschen. Das Ganze hat fast schon etwas von Meditation. Wenn da nicht vermehrt die schnatternden Asiaten wären.
Es ist mittlerweile 19.30 Uhr – ich bekomme eine Nachricht: das Essen ist fertig! Meine Antwort: nur noch ein paar Minuten…
Ich gehe doch nicht erfolglos! Die Pinguine haben keine Uhr und richten sich demnach nunmal auch nicht nach dieser. Schon erstaunlich, denke ich bei mir, was für eine Macht diese Tierchen ganz unbewusst über uns Wartende haben. Wirklich verrückt!
Ich stehe genau zwei Stunden hier, als sich da unten endlich etwas bewegt. Ein schwarz-weißes Etwas. Schnell das Fernglas vor die Augen. Tatsächlich! Da watschelt – und das sieht ja nun mal einfach immer sehr knuffig aus – ein Pinguin über den Strand. Keine Ahnung, wie er dahingekommen ist, plötzlich war er da. In einiger Entfernung zum Wasser bleibt er stehen und schüttelt sich kräftig. Dort bleibt er dann auch minutenlang und dreht seinen Kopf hin und her. Sein Blick scheint an uns hängen zu bleiben. Ob er als Späher vorgeschickt wurde, um zu schauen, ob die Luft rein ist? Von seinen Kollegen ist jedenfalls keiner zu sehen. Ich schaue dem putzigen Tierchen noch eine Weile zu und gehe dann, getrieben von meinem knurrenden Magen und dem Bedürfnis meinen Männern von meinen Beobachtungen zu berichten, zum Parkplatz. Ich bin müde, aber zufrieden, dass meine Geduld sich ausgezahlt hat. Ich habe zum ersten Mal einen Pinguin in freier Wildbahn gesehen.
(Das kleine Watscheltier ist auf dem vorletzten Foto zu sehen)
(Das kleine Watscheltier ist auf dem vorletzten Foto zu sehen)
Einschub: wo seid ihr Familien?
Wie schon öfter erwähnt, ziehen wir Wildcamping-wo es noch möglich ist-, Freecamping oder auf DOC-Plätzen zu stehen, zumeist den Top Ten Holiday Parks vor. Da scheinen wir so ziemlich alleine mit zu sein als Familie. Wir haben bisher vielleicht fünfmal Kinder gesehen…wirklich schade, gerade auch für den Krümel, weil er nun mal Einzelkind ist. Woran liegt es? Haben die Eltern Angst mit ihren Kindern zu viel Natur ausgesetzt zu sein, vor zu wenig Zivilisation bzw. ohne Vollausstattung sanitärer Anlagen überleben zu müssen? Der fehlende Spielplatz kann es nicht sein, oder? Die Natur allein bietet hier überall Spielmöglichkeiten genug.
Gumtree Farmstay
Wir sparen uns den teuren Holiday Park am Hafen (wobei hier wohl auch gelegentlich Pinguine über den Platz laufen sollen) , zumal wir sowieso spät abends erst ankommen und stehen diese Nacht bei Jenny und ihrer Familie auf der Auffahrt. Sie haben eine Farm etwas außerhalb von Oamaru mit Schafen, Kühen, Hühnern und Lamas und bieten u.a. auch Farmstay an. D.h. sie vermieten Zimmer an Touristen. Das brauchen wir bekanntlich nicht, daher stehen wir für 10NZ$ bei ihnen am Garten. Sehr hübsch und ruhig hier! Und nun: Gute Nacht!
Wir Entdecker haben das neue Krümel-Abenteuer natürlich besonders aufmerksam gelesen – wir würden am liebsten direkt in den Flieger springen und hinterherreisen! Wie alt ist der Krümel denn jetzt? So krümelig sieht er gar nicht aus!
Gasgrill mit Geldeinwurf? Das würde in Deutschland die eingefleischten Kohlegriller verwirren. Andererseits würden dann vielleicht mehr Familien auch hierzulande rausgehen und ihrem Nachwuchs beim Spielen zusehen, während das Tofuwürstchen warm wird 😉
Sind sie nicht putzig die kleinen Pinguine? Wir haben im April in Oamaru auch welche zu Gesicht bekommen. Die schönsten Pinguinbegegnungen hatten wir doch vor acht Jahren weiter im Süden an zwei verschiedenen Stellen in den Catlins. Es ist einfach schön, Pinguine in der freien Natur zu beobachten – auch wenn man dazu ein wenig Geduld braucht.
Wart ihr eigentlich im Steam Punk Museum? Unsere Kinder fanden es super und wollten gar nicht mehr aufhören, draußen im Hof mit all dem “Schrott” dort zu spielen. 🙂
Wünschen euch noch ganz viel Spaß in NZ und dass ihr bald auch mal ein paar Familien trefft.
LG aus dem kalten Norden,
Hartmut
Hallo Hartmut,
nein, tatsächlich waren wir dann doch nicht mehr im Steampunk Museum. Es hat recht früh am Nachmittag geschlossen und irgendwie waren wir dann auch müde und sind lieber zum Campingplatz gefahren.
Schön, dass es dem Krümel Heimweh mässig wieder besser geht. Wie ist es den bei euch mit dem Heimweh?
[…] haben in diesem Monat weiter ausführlich die Süd- und Nordinsel erkundet, dort unter anderem einen (!) Pinguin in Oamaru entdeckt, das Southward Car Museum besucht und von ihren Erfahrungen auf unserem Blog […]