Pfingsten 2025, das bedeutet ein extra freier Tag direkt nach dem Wochenende. Und was machen wir mit dieser Zeit? Genau! Natürlich für einen Kurztrip nutzen! Da der Krümel dieses Jahr keine Lust hat, fahre ich mit meinen Eltern alleine und zwar nach Kassel. Die erste Assoziation mit Kassel ist bei den meisten sicherlich die Documenta, aber die Stadt hat noch mehr zu bieten, z.B. die Grimmwelt oder das Museum für Sepulkralkultur…
Die Grimmwelt
Mit einer stark märchenbegeisterten Mutter und einer literaturinteressierten Tochter mit abgebrochenem Germanistikstudium wundert es wohl niemanden so richtig, dass wir die das Grimm-Museum besuchen, oder?

Jacob und Wilhelm Grimm verbrachten mehr als 30 Jahre in Kassel und arbeiteten dort unter anderem als Bibliothekare.Während ihres Aufenthalts in der nordhessischen Stadt haben sie an ihren Märchen und dem Deutschen Wörterbuch gearbeitet, was die Grundlage für die Germanistik bildete. All das erfahren wir in Grimms Märchenwelt – denn hier wird ihr Lebenswerk gewürdigt und die Handexemplare ihrer Märchen ausgestellt. Außrdem gibt es immer wieder interaktive Elemente, die vor allem (aber nicht nur!) Kindern großen Spaß bereiten. So gibt es zum Beispiel das “Ärschlein”, ein großer Trichter, in den Besucher moderne Schimpfwörter rufen und diese nach einer Analyse als historische Kraftausdrücke aus dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wieder herauskommen. Das Spieglein an der Wand aus “Schneewittchen” darf natürlich auch nicht fehlen und schön gemacht ist auch das große Lebkuchenhaus von der bösen Hexe aus “Hänsel und Gretel”. Schade nur, dass die Deko nicht essbar ist…

Öffnungszeiten: Di-So von 10-18 Uhr, Eintritt 10€/Erwachsener und 25€/Familien, Adresse: Weinbergstr. 21 in 34117 Kassel, das Museum verfügt über ein Café und einen gut sortierten Shop
Und noch ein Tipp: fahrt mit dem Fahrstuhl rauf aufs Dach des Museums oder nutzt gleich die Treppe von außen und genießt den tollen Weitblick über Kassel und lasst euch von zwei weiteren Dingen, die dort auf euch warten, überraschen.
Museum für Sepulkralkultur
Sepu….was? Sepukralkultur! Ich gebe zu, dass ich das Wort zuvor auch noch nie gehört habe. Etwas anzufangen wissen sicherlich auch nur die Lateiner unter euch. Denn Sepulkralkultur leitet sich vom lateinischen Wort “sepulcrum” ab und bedeutet Grabstätte.
So, jetzt ist das Geheimnis gelüftet. Das Museum ist europaweit die einzige unabhängige, ausschließlich kulturellen und wissenschaftlichen Maßstäben verplichtete Institution, die sich mit dem gesamten Spektrum von Sterben, Tod, Bestattung und Trauer befasst.
Diese Einrichtung gibt es bereits 30 Jahre, zunächst stand die christlich geprägte Bestattungskultur im Fokus, mittlerweile geht es eher darum, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Tod umgehen, aktuell, interkulturell und international.

Sehr spannend, man gestaltet als Museumsbesucher quasi den Wissensstand und damit das Museum mit. Allerdings sollte man unbedingt bereit für dieses Thema sein, ansonsten ist ein Besuch nicht zu empfehlen, denn er regt unweigerlich dazu an sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.

So wird man zum Beispiel gefragt, wie Tote transportiert werden sollten, wie man sich die Seele vorstellt (bitte malen), aufgefordert eine Trauerkarte zu gestalten oder im Todomat (Automat für den Tod) seinen Tod bzw. alles, was darauf folgt zu planen, genauso werden die Besucher man aber auch gefragt, ob sie einen Plan fürs Leben haben. Das Museum verfügt darüber hinaus über eine große, öffentlich zugängliche Bibliothek zum Thema.

Den Besuch kann man gut bei einem Kaffee in der hauseigenen Cafeteria ausklingen lassen und sich noch in kleinen Shop umsehen.
Träger ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Öffnungzeiten: Di- So von 10-17 Uhr, Mi10-20 Uhr. Eintritt 8€ , Adresse: Weinbergstr. 25-27 in 34117 Kassel; alle Informationen gibt es jeweils in Deutsch und Englisch.
Bergpark Wilhelmshöhe
Wir haben uns nicht den allerschönsten Tag für einen Besuch im Bergpark ausgesucht – es kommen gelegentlich immer mal wieder kleine Schauer runter.

Der Park verfügt über zwei Besucherzentren, eines liegt direkt an der Herkulesstatue und eines an der TRAM Haltestelle “Wilhelmshöhe” (ca. 15 min vom Schloss entfernt). In beiden kann man kostenlose, kindgerechte Tourkarten für den Bergpark und die Löwenburg bekommen.
Wasserspiele
Die Anlage ist eine außergewöhnliche Architektur- und Ingenieurleistung: Das Wasser wird durch ein geschicktes System aus Leitungen, Sammelbecken, unterirdischen Wasserstuben und Wasserschiebern zu den einzelnen Stationen geführt. Die Wasserbilder entstehen ohne Einsatz von Pumpen, allein unter Ausnutzung physiakalischer Gesetze. Und das ist echt faszinierend!

Das Wasser entspringt unterhalb des Herkules und kann auf etwas mehr als zwei Kilometern an fünf Stationen talabwärts begleitet werden. Jedes Wasserbild wird für zehn Minuten gezeigt. Anschließend hat man also genug Zeit zum nächsten Bild zu laufen. Wir haben es aus Sicherheits- und Zeitgründen anders gemacht. Denn die Treppen an den Kaskaden haben kein Geländer, die Stufen sind nass und talabwärts werden über 200 Höhenmeter überwunden. Wir sind gleich bis nach unten gelaufen und haben uns das Ganze dann nur im untersten Bassin angeschaut – die große Fontäne. Was für ein Schauspiel! Einfach gigantisch!

Herrschafts-Reputation: Herkules Statue
In der antiken Mythologie ist der Halbgott Herkules bekannt für große Heldentaten. Ihn wählte Landgraf Carl vor über 300 Jahren als Symbol für seine eigene Macht aus: Er ließ hoch über dem Bergpark Wilhelmshöhe eine riesige Herkules-Statue errichten, die von weither sichtbar sein sollte. Sie ist eines der ältesten Bauwerke im Park und gilt heute als Wahrzeichen der Stadt Kassel.
Das gesamte Herkules-Monument ist 70 Meter hoch und besteht aus drei Teilen. Im unteren, felsartigen Grottenbau starten die Wasserspiele. Die Grotte geht über in ein offen gestaltetes “Riesenschloss” mit einer großen Aussichtsplattform. Hier genießt man einen einzigartigen Ausblick auf den Bergpark und die weitere Umgebung. Darüber steht eine ARt Pyramide mit der Herkules-Figur oben drauf.
Löwenburg und Schloss Wilhelmshöhe
Oberhalb von Schloss Wilhelmshöhe, inmitten des UNESCO‐Welterbes Bergpark Wilhelmshöhe, liegt die künstliche Burgruine der Löwenburg. Von weitem erscheint sie wie eine romantische Ritterburg aus dem Mittelalter- wirklich eine spektakuläre Kulisse. Gebaut wurde sie jedoch erst zwischen 1793 und 1801 als „Stammburg“ von Landgraf Wilhelm IX. von Hessen‐Kassel, dem späteren Kurfürsten Wilhelm I.

Leider kann man die Burg heute nur im Rahmen von Führungen von innen sehen, aber von außen macht sie auch schon Einiges her.
Natürlich sehen wir uns auch noch das imposante Schloss Wilhelmshöhe an, jedenfalls soweit es ohne Ticket geht. Im Schloss Wilhelmshöhe sind nämlich gleich mehrere Museen und Sammlungen untergebracht: Im Mittelteil die berühmte Gemäldegalerie der Alten Meister, die Antikensammlung und die Graphische Sammlung. Das Schlossmuseum finden Sie im Weißensteinflügel. Und die Kapelle im Kirchflügel ist für Hochzeiten beliebt. Im Untergeschoss befindet sich ein großzügiges und hübsches Café, allerdings bekommen wir dort keinen freien Platz mehr und müssen daher mit unserem mitgebrachten Proviant vorlieb nehmen.
Die Wasserspiele finden übrigens jedes Jahr von Mai bis Oktober statt und zwar immer Mi, So und Feiertags, der Eintritt ist frei.
70 Jahre Documente und überall Kunst im öffentlichen Raum
Als wir in Kassel ankommen, feiert die Documenta gerade 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass sind überall in der Stadt grüne und weiße Palmen-Girlanden aus Papier aufgehängt, das sieht wirklich hübsch aus.

Die Documenta ist die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage. Am 15. Juli 1955 wurde die von Arnold Bode gegründete documenta zum ersten Mal in Kassel eröffnet. Insgesamt 15 Ausgaben der documenta haben seitdem stattgefunden. Anlässlich des 70. Jubiläums der documenta laden das gesamte Jahr 2025 über Ausstellungen, Talk- und Vortragsreihen, Konzerte und Performances, Buchpräsentationen und Social Media Kampagnen dazu ein, sich mit der wechselvollen Geschichte und der Zukunft der Documenta auseinanderzusetzen. Und im öffentlichen Raum gibt es direkt noch mehr Kunstwerke also ohnehin schon zu bestaunen (für gewöhnlich werden immer EInzelstücke der jeweiligen Documenta öffentlich zugänglich stehen gelassen).

Markthalle und Universitätsgelände mit Graffiti
Was wir sonst noch so von Kassel sehen, lasse ich mal in Bildern sprechen
Im historischen Markthallengebäude bieten mehr als 70 Marktbetreiber auf zwe Etagen internationale, handgemachte und saisonale Produkte an.
Hotel Hessenland
Als wir unsere Unterkunft betreten, ist es wie eine Zeitreise zurück in die 50er. Das Reise-Start-Up Stay Awesome ist ein Anbieter von nachhaltigen Serviced Apartments und Hotels und hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Sanierung bestehender Gebäude ökologisch nachhaltige Übernachtungsoptionen zu schaffen und den CO₂-Fußabdruck im Hotelgewerbe zu reduzieren. Dieses Hotel haben sie vor dem Leerstand bewahrt und mit Upcycling gerettet, sodass es für einige Jahre wiedereröffnet werden kann.

Die Zimmer sind sehr einfach gestaltet, aber es ist alles sauber und ordentlich. Das Hotel bietet auch Frühstück an, es ist aber nicht im Preis inbegriffen. Dafür bekommt man als Gast die Meine CardPlus – damit kann man Bus, Bahn und Tram in Nordhessen kostenlos nutzen, hat freien Eintritt in (fast) allen Museen und 2 Stunden Thermalbad täglich.
Obere Königstr. 2 in 34117 Kassel, zur Website.
Restaurant Eckstein
Gleich um die Ecke vom Hotel Hessenland liegt das Lokal Eckstein. Hier gibt es deftiges Essen und typische Hausmannskost für Anspruchslose und das in ganz schön ordentlichen Portionen. Trotz gut gefülltem großen Lokal funktioniert der Service sehr gut. Wir sitzen gemütlich, plauschen nett mit den Bedienungen und können uns gut vorstellen, dass diese Eckkneipe zu unserer Stammkneipe werden könnte, würden wir hier dauerhaft wohnen.
Öffnungszeiten: täglich von 8-18 Uhr
Café Nenninger
In dem rundum verglasten Lokal mit roten Lederbänken werden seit 1900 Frühstück und hausgemachte Kuchen angeboten. Es handelt sich eher um ein nobleres Café, aber dafür bekommt man hier auch noch echte Handwerkskunst, hier ist der Kunde König und die Qualität stimmt. Genau deshalb gehen wir hier auch gleich an zwei Tagen hintereinander frühstücken und genießen das reichhaltige Buffett.
Direkt gegenüber befindet sich übrigens ein interessanter und relativ großer Second-Hand-Laden und lädt zum Stöbern ein.
Öffnungszeiten: Mo-So von 8-18 Uhr, Friedrichsplatz 8 in 34117 Kassel
Unser Fazit
Uns hat die Stadt richtig gut gefallen, ganz besonders haben uns der Bergpark Wilhelmshöhe und die Grimmwelt beeindruckt.
Bist du auch schon mal in der Documenta-Stadt gewesen? Dann berichte gerne in den Kommentaren davon.
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