Kreta ist die südlichste Insel Griechenlands und liegt damit eher auf der Sonnenseite des Lebens. Im Herbst ist es nicht mehr so heiß, aber warm genug, um im Mittelmeer zu baden oder Wanderungen über die Insel zu machen. Wir haben in unseren 10 Tagen auf Kreta drei familienfreundliche Wanderungen unternommen und stellen diese nun zum Nachwandern vor.
1. Panagia – Spaziergang zu einem Aussichtspunkt im Zentralmassiv
Zum Einstieg wollen wir es langsam angehen lassen und entscheiden uns für eine leichte, eher anspruchslose 2-Stunden-Wanderung. Wie der Name Zentralmassiv es schon vermuten lässt, befindet sich das angesteurte Wandergebiet mittig der Insel, etwa 40 Kilometer südlich von Heraklion. Der Ausgangspunkt liegt in der Nähe von Zaros – das Dorf ist bekannt für sein sehr gutes Mineralwasser. Zunächst führt uns der Weg aber durch Olivenhaine und vorbei an Granatapfel-und Limettenbäumen. Wir bewegen uns auf einen Bergrücken zu, auf dem eine byzantische Kapelle tront. Ein schmaler Pfad führt hinauf. Das bedeutet für uns einen etwa 200 Meter hohen Anstieg. Von oben haben wir einen wunderbaren Ausblick über das Psiloritis-Massiv. Nach einer kleinen Pause nehmen wir einen Schotterweg nach unten und machen einen Abstecher zu einem der ältesten Olivenbäume der Insel. Ganze 3000 Jahresringe hat er auf dem Buckel – schon beeindruckend. In der Nähe schauen wir noch eine Weile ein paar Männern zu, die gerade dabei sind Olivenbäume zu fällen. Später sehen wir uns noch das hübsche Dorf Zaros an.
2. Durch den Canyon: Rouwas Schlucht am Votomos-See
Diese Wanderung war unser absolutes Highlight. Die Tour ist im Wanderführer mit 4 Stunden Laufzeit und 10 Kilometern angegeben. Etwa 500 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Ausgangspunkt ist der Votomos-See, an dem es übrigens ein gutes Forellenlokal mit herrlicher Aussicht gibt. Es warten enge Zickzackkehren, ein Kloster, ein felsiges trockenes Bachbett und ein ramponierter Holzsteg durch das Nadelöhr der Schlucht auf uns. Es ist anstrengend und schweißtreibend, gar keine Frage. Doch der Anspruch und die Abwechslung sind genau das, was wir mögen. Auch der Krümel läuft heute wie von selbst. Es ist eine herrliche Landschaft und immer wieder kreuzen Ziegen unseren Weg. Sehr bewundernswert, wie sicher die Tiere sich auch an Abhängen bewegen. Nach einer Brücke und weiterem Anstieg in dem gerölligen und immer karger werdenden Gelände, haben wir das steilste Stück hinter uns. Nach mehrmaligen Bachquerungen öffnet sich eine große Lichtung vor uns. Hier gibt es einen Brunnen mit gutem Quellwasser und Picknickbänke unter schattenspendenden Platanen. Ziegen sind hier natürlich auch zugegen. Herrlich, wir lassen uns erschöpft nieder, stärken uns mit dem mitgebrachten Proviant und machen uns dann auf den Rückweg.
3. Agiofarango: Durch die Schlucht der Heiligen zur Badestelle
Dieses Ziel liegt genau genommen im Süden Kretas,etwa eine Autostunde von Heraklion entfernt. Die Wanderung ist einfach (2 Stunden und 8 Kilometer), aber nicht kinderwagentauglich. Nachdem wir eine Schafherde passieren, geht es hinein in eine Schlucht mit rotem Sandstein und vielen Höhlen. In der Schlucht der Heiligen lebten einst Eremiten in den Felswänden der Klamm – ein abgeschiedenes Leben. Heute dienen die senkrechten Felswände von Agiofarango als Kletterrevier. Nachdem wir eine Schaffarm passiert haben, säumen Oleandersträucher den Weg. Wir laufen über Kies und loses Geröll. Die Sonne knallt gnadenlos, obwohl wir bereits Herbst haben, sind es noch bis zu 30 Grad. Wie trocken es hier ist, zeigt auch das völlig ausgetrocknete Bachbett, durch das wir teilweise laufen. Die Erde ist so ausgetrocknet, dass sie aufgeplatzt ist und wie Scherben vor uns liegt. Auch hier hören wir immer wieder mal ein Läuten aus den Bergen, ein unverkennbares Zeichen für die Anwesenheit von Bergziegen. Das lustige Tier-Suchspiel kann also weitergehen.
Nachdem wir eine kleine und sehr hübsche Kapelle passiert haben, öffnet sich die Schlucht langsam. Und plötzlich stehen wir in einer sich zum Meer hin öffnenden Bucht. Das türkisblaue und klare Wasser lädt zur Abkühlung ein, die wir dringend benötigen. Wir reißen uns die Klamotten vom Leib und springen ins kühle Nass. Aufgrund des Kieselstrands und den Steinen im Wasser sind Wasserschuhe hilfreich. Türkisklares Wasser laden zu einer Abkühlung ein. Es ist Sonntag, die Einheimischen selbst sind unterwegs. Im Schatten der Felsen schauen wir ihnen gespannt zu. Sie nutzen Ausbuchtungen der Felswand als natürlichen Grill und braten ihr mitgebrachtes Fleisch. Die Felsen im Wasser werden kurzerhand zum Sprungturm umfunktioniert.
Die Straße zum Ausgangspunkt der Wanderung ist übrigens wirklich in einem schlechten mit Schlaglöchern gespickten Zustand – insbesondere wenn man mit einem Mietwagen unterwegs ist, sollte man überlegen, ob man nicht oben an der Straße parkt und den einen Kilometer zusätzlichen Fußweg auf sich nimmt. So haben wir es gemacht.
Und dann?
Für den Fall, dass euer Proviant nicht ausgereicht hat oder ihr es euch nach den Anstrengungen einfach noch einmal gut gehen lassen wollt (ihr habt schließlich Urlaub) wäre die Einkehr in eine kretische Taverna doch genau das Richtige, oder nicht? Solltet ihr in unserem Artikel Top 4 Restaurants auf Kreta nicht fündig werden, haben Nicole und Markus auf ihrem Blog einmalmitalles 14 Restaurantempfehlungen auf Kreta zusammengetragen.
Wir sind übrigens mit dem Rother Wanderführer “Kreta” unterwegs gewesen. Insgesamt werden darin 65 schöne Küsten-und Bergwanderungen beschrieben. Falls ihr weiterführende Fragen zu den vorgestellten Touren habt oder selber noch einen guten Tipp für Wanderungen auf Kreta, schreibt sie gerne in die Kommentare.
oh sehr cool, auf Kreta bin ich schon lange neugierig und wandern gehen wir sowieso immer gern. danke für die tolle Info!