Das ist ein schwieriges Thema. Generell denken wir aber beide: so wenig wie möglich, soviel wie nötig. Weiterhin ist mir wichtig anzumerken: Wir sind keine Mediziner, nachfolgend geht es um unser persönliches Vorgehen, unsere persönlichen Entscheidungen und ist möglicherweise als Richtlinie zu verstehen, nicht aber als Must-do.
Wie haben wir es bisher gemacht?
Wir haben alle drei die Standartimpfungen und das war´s.
Wir haben in den letzten Jahren mehrere Fernreisen gemacht und uns, ehrlich gesagt, nicht groß um das Thema gekümmert, schon gar nicht, als wir noch zu zweit waren. Wir waren aber auch immer nur höchstens 15 Tage in einem Land und haben nicht mehrere Länder nacheinander bereist. Wir haben uns einfach keine Gedanken darüber gemacht, sind aber auch generell nicht sehr ängstlich. Für Amerika und Kanada, wo der Krümel schon mit von der Partie war, haben wir keinen Anlass für extra Impfungen gesehen und der Kinderarzt auch nicht.
Wie machen wir es diesmal?
Nun geht es aber neben Neuseeland – wo wir uns auch keine Gedanken machen – hauptsächlich nach Südostasien und da wollen wir dann doch einmal genauer hinschauen. Denn: wir machen keine zweiwöchige Urlaubsreise, da hängt weitaus mehr für uns dran, daher wäre ein Abbruch wg. einer schlimmen Krankheit mehr als ärgerlich. Außerdem tragen wir dieses Mal nicht nur für uns selbst die Verantwortung, sondern auch für unseren Sohn. Er ist auf Grund seines jungen Alters noch nicht in der Lage solche Entscheidungen selber zu treffen und wenn ihm etwas passieren würde, weil wir eine Impfung, die man relativ einfach hätte haben können, ausgeschlagen haben, dann würde ich mir das nie verzeihen.
Was sagt das Auswärtige Amt?
Wir haben – wie immer – natürlich auch recherchiert; Berichte von anderen Weltreisenden gelesen und die Seiten vom Auswärtigen Amt
( https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise) durchforstet. Dieses empfiehlt Folgendes (es handelt sich um Zusammenfassungen von mir) für
Südostasien:
- zunächst wird davon gesprochen, dass die Standardimpfungen bzw. eine Auffrischung dieser vor der Reise ausreichend sind eingeschlossen Hepatitis A/B
- dann wird ziemlich ausführlich auf sämtliche durch Stechmücken übertragbare Krankheiten wie z.B. Dengue-Fieber, eingegangen, gegen die man sich aber zum Teil gar nicht impfen lassen kann. Hier gilt generell tagsüber Mückenschutzspray (am besten mit max. 50 DET) auftragen, körperbedeckende und leichte Kleidung tragen und nachts unter Moskitonetzen schlafen
- Malaria gibt es in bestimmten Gebieten natürlich, nicht aber dort, wo wir uns aufhalten oder nur ein minimales Risiko, was aber auch schon dadurch verringert wird, dass wir uns nicht während der Regenzeit dort aufhalten.
- und Tollwut, Thypus, Cholera und Japanische Enzephalitis werden auch noch in den Raum gestellt (bei Langzeitaufenthalten oder besonderer Exposition)
Die medizinische Versorgung in Thailand – insbesondere in Bangkok und anderen großen Städten- ist von hoher Qualität, jedoch nicht europäischen Standards.
In Vietnam und Indonesien ist die medizinische Versorgung keinesfalls mit europäischer zu vergleichen, daher ist eine gute Auslandskrankenversicherung inkl. Rücktransport nach Deutschland sehr zu empfehlen.
Die medizinische Versorgung in Singapur ist mit der europäischen Versorgung vergleichbar.
Für NEUSEELAND gilt:
- es wird empfohlen die Standardimpfungen vor der Reise überprüfen und ggf. auffrischen zu lassen
- unter Sonstiges schreibt das Auswärtige Amt: Das Gesundheitssystem in Neuseeland ist gut ausgebaut. Da es in Neuseeland nicht alle in Deutschland erhältlichen Medikamente gibt, empfiehlt es sich, dringend benötigte Medikamente mitzubringen. Alle Medikamente müssen auf dem Einreiseformular (Arrival Card) angeben werden und entsprechende ärztliche Rezepte und Originalpackungen sind mitzuführen (dies gilt v.a. für Medikamente, die Narkotika oder deren Auszüge enthalten (auch z. B. Ephedrin oder Pseudoephedrin, häufig in Erkältungsmitteln!).
Internationale Grundregeln
Für alle Länder gilt natürlich weiterhin die altbewährte internationale Grundregel: Cook it, peel it or forget it. Soll heißen: kochen, schälen oder darauf verzichten.
- die Finger von ungeschältem Obst etc. lassen
- auf Märkten Obst nur nach Stückpreis, nicht nach Gewicht kaufen (Melonen z.B. könnte zusätzlich Wasser zugeführt worden sein, um sie schwerer zu machen)
- Wasser nur aus gekauften und noch verschlossenen Flaschen trinken, kein Leitungswasser! Auch nicht zum Zähneputzen. Das heißt auch auf Eiswürfel verzichten
- Immer dort essen, wo viele Einheimische sind und möglichst an Garküchen etc. zuschauen und sich überzeugen, dass es gerade frisch gekocht wurde
- Nichts Aufgewärmtes vom Vortag essen oder Lebensmittel, die lange auf einem Buffet standen
Und was uns die Reisemedizinerin später auch noch mit auf den Weg gibt, ist, dass es sich bei den meisten Magen-Darm-Probleme, die im Ausland schon mal schnell auftreten, aber nach ein paar Tagen auch wieder verschwunden sind, schlicht und einfach um Umstellungs-bzw. Anpassungsstörungen handelt. Der Körper muss sich erst an das andere Klima und auch an die andere Nahrung (ggf. fettiger oder schärfer) gewöhnen.
Beratung von einer Reisemedizinerin
Letztendlich wollen wir uns aber doch den Rat einer Expertin einholen und uns damit ersparen vielleicht drei verschiedene Meinungen von Haus-und Kinderärzten zu bekommen. Deshalb hatten wir am Montag einen Termin bei einer Tropen/Reisemedizinerin, die sich jeden Tag mit dem Thema beschäftigt und noch öfter diese Impfstoffe auch verabreicht. Die Beratung dauert rund 90 Minuten und kostet 40 Euro.
Wie gesagt: Wir waren uns vorher beide einig, dass wir uns nicht verrückt machen lassen wollen, so sind wir auch einfach nicht. Trotzdem, ein bisschen Absicherung kann nicht schaden. Und alles kann man eben doch nicht mit gesundem Menschenverstand und äußeren Schutzmaßnahmen regeln. Man muss bei der jeweiligen Krankheit eben auch immer sehr gut abwägen, wie schlimm sie wirklich ist bzw. sein kann, ob es wahrscheinlich ist, dass es zu Komplikationen, bleibenden Schäden oder Langzeitfolgen kommen kann. Und wenn es um Krankheiten geht, die das Gehirn angreifen, gibt es sowieso keinen Diskussionsspielraum.
Wir hatten, wie gesagt, vorher schon eine grobe Vorstellung davon, was wir wollten und was nicht.
In etwa stimmte das auch mit dem Rat der Medizinerin überein.
Wogegen lassen wir uns impfen?
Wir haben unsere Impfpässe mitgenommen. Ergebnis: Der Krümel und ich sind vorbildlich durchgeimpft. Mein Mann braucht die Hepatitis A/B Impfung noch. Heute ist zumindest die Hepatitis B bereits für Kleinkinder vorgesehen, damals wusste man anscheinend noch nicht, dass Hepatitis B im Kindesalter ausgebrochen auf jeden Fall chronisch wird und hat es erst in höherem Alter bzw. gar nicht geimpft. Ich habe die Hepatitis A Impfung damals aus beruflichen Gründen bekommen. Der Krümel braucht dann also nur noch A und davon vor der Reise auch nur eine, weil dann erst einmal für ca. 7 Monate Impfschutz besteht. Die zweite bekommt er dann hinterher, damit es jetzt so wenig wie möglich ist.
Ansonsten haben wir uns für vier weitere Impfungen entschieden:
1. Japanische Enzephalitis
Eine schwere Virusinfektion, ausgelöst durch den Stich der Culex-vishnui-Mücke. Im schlimmsten Fall kann sie Gehirnentzündungen auslösen.
2. Tollwut
Eine schwere Virusinfektion, verläuft immer tödlich. Tollwut wird übertragen durch den Speichel von infizierten Tieren.
3. Cholera
Eine schwere bakterielle Infektionskrankheit, die durch verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung übertragen wird.
4. Gelbfieber
Eine schwere Virusinfektion, die durch eine Stechmücke ausgelöst wird. Es kommt zu einer schweren Leberentzündung, die tödlich enden kann.
Wohin wird gespritzt?
Alle Impfungen, bis auf Cholera, werden bei uns Erwachsenen direkt in den Oberarmmuskel gespritzt, beim Krümel in den Oberschenkel. Das liegt daran, dass die Oberarmmuskeln bei Kindern noch nicht so stark ausgeprägt sind. Die Cholera Impfung gibt es in Tablettenform.
Tollwut, Hepatitis und Gelbfieber sind Impfungen, die ein Leben lang halten und demnach nicht aufgefrischt werden müssen.
Gelbfieber ist für die einzelnen Ziele, die wir ansteuern, an sich nicht unbedingt notwendig, solange man direkt aus Deutschland anreist. Kommt man aber aus einem anderen südostasiatischen Land, kann es sein, dass man dort bei der Einreise auf eine Impfung besteht. Haben wir sie nicht, werden wir entweder nicht reingelassen oder werden direkt vor Ort geimpft, was dann mit Sicherheit sehr kostspielig wird.
Die Hepatitis Impfungen ausgenommen, die der Hausarzt/Kinderarzt ohne Probleme verabreichen kann, wollen wir uns alle anderen von der Reisemedizinerin geben lassen. Zumal Hausärzte manchmal wohl auch Probleme bzw. Hemmungen haben sollen, Impfstoffe, die sie nicht kennen bzw. nicht regelmäßig spritzen, zu verabreichen.
Der Impfplan sieht wie folgt aus:
Japanische Enzephalitis: Tag 0 und Tag 28
Tollwut: Tag 0 und Tag 7 und Tag 21/28
Cholera : Tag 0 und Tag 7
Gelbfieber: einmalig
Das heißt, wir haben insgesamt 3 Impftermine bei der Reisemedizinerin.
Die Impfungen sollen alle gut verträglich sein, Nebenwirkungen höchstens Abgeschlagenheit/Müdigkeit oder leichte Grippegefühle oder leichte Darmprobleme. Bei Kindern tritt auch schon mal Fieber auf. Das hatte der Krümel aber zum Glück bisher bei noch keiner Impfung.
Wer übernimmt die Kosten?
Reiseimpfungen sind grundsätzlich keine Kassenleistungen. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten aber trotzdem ganz oder teilweise. So übernimmt meine Kasse, die Techniker Krankenkasse, die Kosten z.B. zu fast 100% ( bis auf die Selbstbeteiligung). Die HKK, wo meine Männer versichert sind, übernimmt 80 % der Kosten. Das läuft dann so ab, dass wir zunächst in Vorkasse treten. Die Reisemedizinerin bestellt die Impfstoffe in der Apotheke, wir holen sie unmittelbar vor unserem ersten Impftermin ab (die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden) und nehmen sie mit in die Praxis, wo sie uns dann gespritzt werden bzw. bis zum nächsten Termin kühl gelagert werden. Die Impfgabe an sich bekommt man natürlich auch nicht kostenlos. Am Ende der Behandlung stellt die Reisemedizinerin dann eine Rechnung aus. Diese und die Rezepte der Apotheke reichen wir dann bei den Krankenkassen ein. Das ist eine enorme Entlastung, denn die einzelnen Impfungen kosten gut und gerne an die 100 Euro oder mehr.
Ja, das haben wir auch alles durch – wir leben seit sieben Jahren in Nepal. Um die Tollwutimpfung bin ich hier in Asien auch echt froh, sonst macht man sich bei jedem Kratzer Gedanken, vor allem wenn die Kinder noch nicht so richtig ausdrücken können, woher sie die haben…
Meine Tochter hat sich hier allerdings auch einmal Typhus zugezogen, das war nicht sehr schön… Die Impfung gab es zur Zeit unserer Abreise nicht in Deutschland, allerdings hätte sie auch wohl nur in 30% aller Fälle gewirkt… Und im Endeffekt hat sie es gut überstanden.
Gut, dass ihr zum Tropenmediziner gegangen seid, meine Kinderärztin damals hat sich zum Beispiel geweigert, meine Tochter gegen Tollwut zu impfen. Sie hat mir dann nur einen Vortrag gehalten, wie unverantwortlich ich sei usw. – das war dann unser letzer Termin bei ihr… Aber die Tropenmediziner kennen sich da halt einfach besser aus.
Ganz viel Spaß euch und hoffentlich immer gute Gesundheit!
Hallo Eva,
wow, ihr lebt in Nepal. Das klingt ja spannend. Wir sind zum Glück die ganze Reise über gesund geblieben, ob wir das nun auch ohne Impfungen geblieben wären, weiß man im Nachhinein natürlich nicht. Für uns war es so okay und wir hatten eine wirklich tolle Tropenmedizinerin, die ich jedem weiterempfehlen kann, vor allen Dingen auch Familien mit Kindern. Sie kann super mit den Kindern umgehen und berät einen wirklich sehr gut, ohne dass sie einem etwas aufschwatzen möchte. Nur so viel, wie wirklich nötig. Solche Ärzte muss es öfter geben.