Nachdem wir zunächst Südengland unsicher gemacht haben, verbringen wir die letzten paar Tage der Osterferien in London. Der Krümel-Papa war zuletzt als Schüler in der englischen Hauptstadt, ich als Studentin und der Krümel noch nie. Von daher ist es für uns alle aufgregend. Wir haben uns jeder ein paar Punkte herausgesucht, die wir gerne ansteuern wollen, wollen es aber insgesamt eher entspannt angehen lassen.
Unser Campingplatz
Wir haben uns für einen Campingplatz vor den Toren Londons entschieden: Alderstead Heath Caravan Club Site. Das ist die letzte Campingmöglichkeit bevor die London low emission zone (ein Gebiet in London, in dem für nicht konforme Nutzfahrzeuge eine Gebühr erhoben wird, die auf der Abgasnorm basiert) beginnt.

Der Platz ist vorbildlich sauber und auch sehr auf Umweltschutz bedacht. Es gibt riesige Parzellen, zwei Spielplätze, Fussballtore, XXL- Schach, Waschmaschinen und Trockner, Wäschespinnen und unzählige Wanderwege in der Umgebung. Der Platz liegt abseits umgeben von Natur, wir hören Eule, Spechte und andere Vögel, Füchse gibt es auch. An der Rezeption gibt es einen kleinen Kiosk, wo man Campingutensilien und die nötigsten Lebensmittel erwerben kann. Es gibt auch eine kleine Gartenhütte, in der Bücher getauscht werden können und allerlei Informationen über Aktivitäten in der näheren Umgebung bereit liegen, auch eine DVD-Sammlung kann gegen Pfand ausgeliehen werden. Der Platz verströmt einfach sofort eine Wohlfühlatmosphäre, man merkt durch und durch, dass er mit Herzblut betrieben wird.
Das Beste des Platzes ist jedoch das Personal. Vor allem Tina von der Rezeption ist ein Goldstück und bereitet jedem Neuankömmling einen herzlichen Empfang. Darüber hinaus checkt sie sofort, ob die Kinder Beschäftigung benötigen und davon hat sie Allerhand in petto: so gibt es ein Kinderrätselheft, einen Tiertrail über den kompletten Platz und Steine und Stifte, mit der man die immer größer werdende Steinschlange vor der Rezeption erweitern kann. Da beteiligen wir uns doch gerne.

Ebenfalls bekommt man alle Infos zum Campingplatz und auch den Tiertrail auch auf Deutsch übersetzt. Die deutsche Version ist allerdings so eine schlechte Übersetzung, dass teilweise der Sinn dahinter nicht zu verstehen ist. Ich biete an alles korrekt zu übersetzen, was Tina gerne annimmt. Als Dankeschön bekommen wir die dritte Nacht umsonst. Und das ist nicht unerheblich, rund 50 GBP, da es sich um einen Club Campingplatz handelt. Diese Art von Plätze gibt es in Großbritannien vermehrt, wenn man eine Jahresmitgliedschaft abschließt, erhält man überall 15% Rabatt.
Um zum nächsten Bahnhof, der Coulderstan South Station zu kommen und von dort ins 30-minütig entfernte London (Victoria Station) zu fahren, nimmt man sich am besten ein Taxi. Die Fahrt dauert 10 Minuten und kostet 10 GBP. In der Nähe des Bahnhofs befindet sich übrigens auch ein Aldi.
Was ist anders?
In England ist man hundevernarrt, was haben wir viele Hundebesitzer gesehen und auch viele Dog Stations, wo die Vierbeiner mindestens kostenloses Wasser, manchmal aber auch gleich noch Leckerlies bekommen. Einmal haben wir sogar eine dogstick library gesehen! Außerdem scheint hier Pinkeln ein Grundrecht zu sein, ebenso wie Trinken. Überall gibt es öffentliche und saubere und vor allem kostenlose Toiletten, selbst am Bahnhof und Wasserspender gleich noch dazu. Ein weiteres, sehr positives Beispiel ist das Natural History Museum. Dort hat man in jedem Resraurant/ Bar kostenlos seine Flaschen auffüllen lassen können. Bildung scheint ein weiteres Grundrecht zu sein, denn alle staatlichen Museen sind kostenlos und damit für jeden zugänglich. Wirklich sehr sympathisch!
Tag 1 in London
Wir haben den Krümel gefragt, was er in London unbedingt sehen möchte. Und genau das bestimmt heute unser Programm. Wir beginnen am Buckhingam Palace und bewegen uns dann zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Punkt zu Punkt. So geht es zum Beispiel durch den St. James Park an Westminster Abbey vorbei zum Big Ben. Der Tower of London und die London Bridge sind weitere Ziele. Auf dem Weg zur Straßenkreuzung und U-Bahnstation Picadilly Circus und dem dort ansässigen, riesigen m&m-Store geht es für uns mit Rolltreppen sehr, sehr tief unter die Erde, um die entsprechenden Tubes zu erreichen. Das älteste U-Bahn-System der Welt und eines der wichtigsten Transportmittel London ist dem Krümel an diesen Stellen gar nicht so geheuer. Er ist immer froh, wenn er wieder über der Erde ist. Natürlich besuchen wir auch noch Chinatown, wo wir schon mal in der Nähe sind. Und dann reicht es aber auch für einen ersten Tag in London. Mit plattgelaufenen Füßen und voller Eindrücke kehren wir zum Campingplatz zurück.
Tag 2 in London
Am zweiten Tag in London wandeln wir auf den Spuren von Paddington – dem peruanischen, sprechenden Bären aus der britisch-französischen Filmkomödie. Zunächst besuchen wir die Paddington Station und dort suchen wir die Paddington Statue auf. Findet ihr sie? Sie ist relativ schnell zu übersehen, finden wir, haltet also gut eure Augen offen. Im Bahnhof gibt es auch einen eigens Paddington gewidmeten Fanshop. Eigentlich soll es hier eine map mit drei verschiedenen, kleinen Paddington-Wanderungen und weiteren Paddington-Figuren geben. Die Angestellten wissen aber leider von nichts. So recherchie ich kurz etwas im Internet und finde folgende Karte. Wir entscheiden uns vom Bahnhof aus Richtung Paddington Basin und etwas am Wasser entlang zu gehen, der Bereich hier wird auch “little Venice” genannt. Zwischendurch schauen wir uns noch das Spektakel mit der außergewöhnlichen Fan Bridge an. Dabei handelt es sich um eine Fußgängerbrücke, die sich dreimal in der Woche (montags, mittwochs und freitags um 12 Uhr) zu einem Fächer aufspannt. Sie ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Beispiel für innovatives Design, das sowohl funktional (verbindet zwei Stadtteile miteinander) als auch ästhetisch ansprechend ist. Es gibt noch eine weitere, ähnliche Brücke (rolling bridge) in der Nähe.
Später erfüllen wir dem Krümel einen weiteren Wunsch, indem wir Doppeldeckerbus in London fahren und besuchen das Natural History Museum. Und spätestens dort wundert es mich nicht mehr im Geringsten, wie J.K.Rowling zu Harry Potter gekommen ist. Wenn das mal nicht die Steilvorlage zu Hogwarts war, zumindest wirken das Gebäude von außen und die pompöse Eingangshalle innen ganz genau so. Das alte anmutige Gemäuer alleine ist schon der Hammer. Die Ausstellungen aber auch großartig, bloß ist es viel zu laut und zu voll. Macht nicht den gleichen Fehler wie wir und kauft euch wenig Essen für viel Geld in der Shake Bar, die wir fürs einzige Restaurant gehalten haben. Zumindest im Discovery Garden von dem aus wir das Gelände betreten haben, gab es nur diesen Café Hinweis zum West Eingang. später haben wir herausgefunden, dass es noch ein Hauptrestaurant mit warmen Mahlzeiten gibt und auch ein Dinosaurier Restaurant. Da hatten wir aber schon unsere überteuerten Baguettes und Nudelsalat intus. Beim nächsten Mal dann wieder Proviant mitbringen und draußen im Sonnenschein im schönen Museumsgarten genießen.Dort gibt es übrigens auch einige kleine Mitmach-Labore für Kinder.
Wo wir gerade beim Thema Essen sind. Irgendwer hatte uns die britische Fastfoodkette Leon empfohlen – hier gibt es wirklich schmackhaftes “natürliches Fastfood” wie Bowls, Currys, Burger und Wraps. Dort bestellen wir uns direkt am ersten Tag etwas und weil es innen und auch außen einfach viel zu wenig Sitzgelegenheiten gibt, setzen wir uns mit unseren Lunchtüten einfach ein paar Meter abseits an einen Wasserlauf. Während wir lunchen, beobachten wir gespannt die vorbeiziehenden Menschen. Viele von ihnen haben sicherlich auch Mittagspause und müssen gleich wieder zurück an die Arbeit. Die Engländer lieben es sich bunt, auffällig und extravagant zu kleiden – peoplewatching ist schon ein echt toller Zeitvertreib!
Back to home
Am nächsten Morgen packen wir das Vorzelt, das uns die letzten Tage wirklich erleichtert hat, ein. Es hat zwar nicht geregnet, es war aber eben doch noch recht frisch, insbesondere, wenn die Sonne weg war und es ist eben einfach auch eine Wohnraumerweiterung. Wir fahren die guten 70 Meilen nach Dover zum Fährhafen und den Rest der Geschichte kennt ihr ja schon.
Unser Fazit
Zufällig hat der Krümel gerade vor den Ferien das Thema London im Englischunterricht durchgenommen. So sieht er jetzt all die Sehenswürdigkeiten etc., die er aus seinem Buch schon kennt direkt mal in Natura. Zusätzlich merkt er zum ersten Mal, dass es vielleicht gar nicht so unsinnig ist, was er das Woche für Woche in der Schule lernt, sondern er aufgrund dessen nun in der Lage ist alle Straßenschilder und andere Informationen zu lesen und sich sogar mit der Rezeptionistin und anderen zu verständigen. Das hat ihm einen großen Motivationsschub verpasst und das, wo er Englisch als Schulfach doch eigentlich gar nicht mag…hoffen wir, das es lange anhält.

Uns hat unser spontaner London-Trip total gut gefallen, wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter und London ist einfach eine bunte, aufregende und pulsierende Stadt, der man immer und immer wieder einen Besuch abstatten kann und es niemals langweilig wird. So ähnlich geht es uns sonst zum Beispiel mit Berlin.
Oh ja, nach London kann man auf jeden Fall häufiger fahren!
Ich bin bereits schon viermal da gewesen, dreimal als Paar und einmal mit zwei Kleinkindern (1,5 und 4,5 Jahre zum damaligen Zeitpunkt). Auch zu verschiedenen Jahreszeiten, zweimal im Juni, einmal im Oktober und einmal im Dezember (Weihnachtsbeleuchtung!). Beim ersten Mal hatten wir einen London Pass und haben Sehenswürdigkeiten wie Westminster Abbey, Tower, Tower Bridge und Kensington Palace angeschaut. Beim zweiten Mal waren wir mit den ÖPNV Booten über die Themse bis nach Greenwich gefahren. Dann durch den Tunnel (ist aber nicht so schön wie der Elbtunnel) unter der Themse zu den Docklands rüber. Mit dem Zug sind wir nach Windsor Castle gefahren. Beim dritten Mal Kindern waren wir auch im Natural History Museum und das ist in der Tat sehr schön! Hampton Court Palace haben wir auch mit den Kindern besucht. Jetzt beim vierten Mal gab es das British Museum und Mittagessen bei Jamie Oliver. Toll sind auch Märkte wie der Portobello Road Market in Notting Hill, in Camden oder Covent Garden. Oder einfach mal das Stadteil-Leben miterleben (wir hatten zb ein Hotel in Hammersmith) und den ein oder anderen Pub (mit toller Live Musik) besuchen! Die U-Bahnhöfe sind übrigens nicht alle barrierefrei, da mussten wir das ein oder andere Mal den Buggy zusammenklappen und die 1,5 Jährige tragen.