Zurück in meine kurzzeitige Wahlheimat
Dieses Wochenende ging es für uns mal wieder in die älteste und für mich persönlich schönste Stadt Deutschlands. An dieser Stelle muss ich gleich dazu sagen, dass wir Wiederholungstäter sind und ich die Stadt daher nicht vorstellen werde, wie ich es bei Ersterkundungen tun würde. Seitdem ich ein Semester lang in der Geburtsstadt von Karl Marx studiert und gelebt habe, zieht es mich immer wieder zurück in diese wunderbare Stadt an der Mosel.
Ursprünglich hatten wir für dieses Wochenende unter anderem Trier ausgewählt, weil das Wetter hier laut Wetterapp besser sein sollte als anderswo. Da hatten wir die Rechnung allerdings ohne den Wettergott gemacht….
Es macht sich automatisch ein wohliges Gefühl in mir breit, wenn ich in diese Stadt komme. Trier bedeutet Mosel, am Moselufer in einer Schankwirtschaft sitzen und den Abend ausklingen lassen, Weinberge, flanieren durch einen wunderschönen Stadtkern mit zahlreichen bestens erhaltenen Albauten. Im Moseltal kann man tolle Radtouren machen. Hunsrück, Eifel und Moselsteig bieten sich zum Wandern an.
Karl Marx als Ampelmännchen
Wir sind diesmal ohne Kind unterwegs und haben uns für zwei Nächte in ein zentral gelegenes Hotel mit Sauna eingebucht.
Am ersten Nachmittag/abend machen wir zunächst einen Stadtrundgang. Wir waren schon ganze zwei Jahre nicht mehr hier und sind gespannt, ob sich etwas verändert hat. Das Erste, was uns auffällt, sind die Marx-Ampelmännchen. Wobei ich diese, ehrlich gesagt, zunächst gar nicht als solche erkenne. Ich halte sie für behelmte Männchen, vielleicht Star-Wars-Figuren oder soetwas in der Richtung. Dass die rot und grün leuchtenden Wesen auf den Signalanlagen den gehrocktragenden Sohn der Stadt mit seinem weißen Rauschebart darstellen soll, war auf den ersten Blick und wenn man es nicht weiß, schwierig zu erkennen. Beim zweiten Hinschauen geht es aber. Anlässlich Marx’s 200. Geburtstages im letzten Jahr wurde der Trierer Künstler Johannes Kolz mit dem Entwurf der marxchen Ampelsignale, für die übrigens immer noch ein passender Name gesucht wird, beauftragt. Eine Handvoll wurden davon in der Stadt installiert, so z.B. in unmittelbarer Nähe zur Porta Nigra oder am Geburtshaus des Philosophen. Folglich heißt es in Trier nun: der rote Marx kann auch grün.
Triers bunte Innenstadt
Trotz des Baus einer Einkaufsgalerie im Stadtzentrum vor ein paar Jahren hat das nicht zum Leerstand vieler Geschäftslokale geführt. Und auch vor der Aneinanderreihung von Billig-und Handyläden ist die älteste Stadt Deutschlands zum Glück verschont geblieben. Das Bild ist vielmehr wie folgt: Bestens erhaltene und farbenprächtige Altbauten reihen sich aneinander, egal ob Wohn- oder Geschäftshäuser darin angesiedelt sind. Natürlich gibt es auch hier Kaufhaus und Restaurantketten wie überall, doch sie stehen hier in einer guten Mischung zu kleinen, individuellen Lädchen, in denen man herrlich stöbern kann. Ebenso gibt es eine bunte Auswahl an Restaurants und Bars.
Das Tor zur Stadt und gleichzeitig auch ihr Wahrzeichen, die Porta Nigra, ist natürlich nicht zu vergessen. Das schwarze Tor ist im Grunde genommen keine Augenweide, aber doch imposant und sie gehört einfach dazu. Wirklich schön ist sie im Dunkeln, wenn sie von Scheinwerfern angestrahlt wird. Hinauf aufs Tor kann man übrigens für 4€ pro Person,eine von einem Zenturio geführte, historische Erlebnistour kostet ca. 10€ mehr. Bei Interesse an den weiteren historischen Gebäuden wie z.B. dem Amphitheater und den Kaiserthermen kann man auch eine Kombikarte, die sogenannte Antiken Card, erwerben.
Astarix – unser Wahllokal
Wir gehen traditionell in unserem Stammlokal “Astarix- das Wahllokal” essen. Dabei handelt es sich um eine Studentenkneipe direkt am Theater. Zu wählen gibts hier eine ganze Menge und zwar nicht nur aus der Karte, die den Schwerpunkt auf originelle und abwechslungsreiche vegetarische Gerichte legt. Auf jedem Tisch stehen Becher mit bunten Zettelchen und Kullis. Auf dem Papier gibt es dann viele Zutaten, die man ankreuzen kann, um sich seinen individuellen Lieblingssalat, die Lieblingspizza oder den Lieblingsauflauf zu kreiren. Es ist einfach urgemütlich und rustikal hier.
Später sitzen wir am Zurlaubener Ufer mit freiem Blick auf die ruhige Mosel und trinken noch etwas, bevor es in die Koje geht.
Erst shoppen, dann wandern
Für den nächsten Tag hatten wir eigentlich eine Wanderung geplant. Der erste Blick nach draußen zeigt allerdings: es regnet. Egal, gehen wir erst einmal frühstücken, danach sieht die Welt sicherlich anders aus.
Diese Hoffnung geht nicht auf. Gut gestärkt, ändern wir also kurzerhand unsere Pläne. Wir machen eine kleine Shoppingtour. Dabei springt für mich ein neuer Wanderrucksack heraus. Und den testen wir am frühen Nachmittag auch direkt einmal aus. Es hat nämlich mittlerweile aufgehört zu regnen. Zumindest fürs Erste.
Also auf nach Trierweiler-Sirzenich.
Sirzenicher Wasserfall
Am Friedhofsparkplatz geht es los. Im Zickzack geht es vorbei an Wiesen und Feldern. Brombeer-und Holundersträucher , Apfel-und Pflaumenbäume säumen den Wegrand. Dann geht es in den Wald hinein. Wir folgen der Wanderwege Trier-Land-Tour Nr. 6.
Laut outdoor- active soll es sich um eine mittlere bis schwere Wanderung handeln und vier Stunden dauern. Wir sind gespannt.
Nach einer Zeit kommen wir am Sirzacher Wasserfall aus. Ein vergleichsweise kleines Exemplar. Wir haben schon festgestellt, dass wir uns in einem Urwald befinden, das ist löblich, allerdings gilt das auch für die Infrastruktur. Wie wir von einem Einheimischen, der gerade eine Rast am Wasserfall macht, erfahren, ergab es hier früher einige kleine Brücken. Allerdings investierte die Stadt Trier keinen Cent in den Weg oder die Beschilderung, da nahebei Wanderrouten von anderen Investoren angelegt wurden. Mit der Zeit litten die Holzbrücken unter Wind und Wetter, dann gab es einen Sturm, sie zerbrachen ganz, teilweise wurde der Weg unpassierbar.
Dann beginnt es zu regnen. Wir kürzen die Route ab, gehen sozusagen querfeldein und kraxeln einen rutschigen Hang hoch.
Regennass und verschwitzt kommen wir im Hotel an und stürmen sofort die hauseigene Sauna. Wie herrlich, die strapazierten Glieder entspannen und ungestört etwas im aktuellen Buch weiterlesen.
Nach einem ausgedehnten Frühstück mit hausgemachten Marmeladen, Müsli und Honig aus eigener Herstellung, ist am nächsten Morgen doch tatsächlich die Sonne durch die Wolkendecke gebrochen. Also schnell raus mit dem Gepäck, rein ins Auto und hoch zur Mariensäule. Die Mariensäule ist die höchste bauliche Erhebung in Trier, dabei handelt es sich um ein Denkmal zu Ehren der Mutter Gottes. Sie steht auf einer etwa 40 Meter hohen Säule auf der linken Moseltalseite auf dem Pulsberg (300 Meter) und überragt die Stadt.
In einer etwa einstündigen Wanderung kann man sie übrigens auch vom Stadtzentrum aus erreichen. Mit dem Auto fährt man bis zur Haltestelle Mariensäule und läuft dann etwa 50 Stufen hoch zu der Heiligen. Von ihr selbst, sieht man erstaunlich wenig, genau genommen kann man ihr vom Fuß der Säule aus nur unter den Rock kucken, aber dafür genießen wir von hier oben einen tollen Blick über die Stadt und das Moseltal. Und dann haben wir noch etwas Besonderes vor: einen Platz für unser Liebesschloss finden. Ich hatte das Schloss vor zwei Jahren von meinem Liebsten zum Geburtstag bekommen und suchte seitdem nach dem perfekten Platz. Und wo könnte er besser sein als in Trier? Hier haben wir unseren ersten gemeinsamen Kurztrip hin gemacht und sind, wie gesagt, immer wieder gemeinsam hergekommen. Deshalb ist hier oben der perfekte Platz für unser Schloss. Wir befestigen es an einem Geländer und entsorgen den Schlüssel umweltfreundlich.
Und bevor es dann leider auch schon wieder nach Hause geht, machen wir noch den Pflichtabstecher rüber nach Luxemburg: Benzin und Kaffee tanken, äh, Kaffee kaufen natürlich!
Schöner Artikel über Trier!
Da sieht man mal, dass wir über diese Gemeinsamkeit noch gar nicht gesprochen haben – ich habe mein Hauptstudium in Trier verbracht 😉
Liebe Grüße
Diese Ecke von Deutschland ist für mich noch ein komplett weißer Fleck – und wie ich sehe, muss ich das ändern! Der Blick von oben auf Trier ist ja wunderschön ♥
Liebe Grüße
Jenny